Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Eigenthum und Gebiete der Völker
bundener Theil anzusehen ist, und nach obigen Grund-
sätzen niemand anders sich irgend eines Theils des von
einem Volke einmal besitzenden Hauptlandes als unzu-
geeignet [res nullius] anmaassen kan e].

a] G. S. Treuer in not. ad Puffendorff de Offic. hom.
et civ. c. XII.
§. 7. u. c. XIII. §. 5. Dahingegen
halten Achenwall Ius Nat. L. I. 2. 3. §. 6. 125.
u. ff. bes. 155 und andere die Besitznehmung einer Sache,
die schon einen Eigenthümer hat, welches man aber nicht
weiß, und sie in guter Meinung an sich nimmt, für
keine würkliche, sondern nur für eine eingebildete [oc-
cupatio putatiua
] und den hier in Betrachtung kom-
menden Zuwachs blos für einen eingebildeten [accessio
putatiua
] glauben daher, daß die Zurückfoderung auch
gegen den bonae fidei possessor anwendbar sey.
b] L. 9. §. 2. ff. de damn. inf.
c] Vattel L. I. c. 22. §. 268. v. Cancrin 3. Abh. 2. K
§. 52. S. 206.
d] Einert diss. cit. praeter occup. §. 5.
e] Achenwall a. a. O. §. 151. u. ff.
*] M. vergl. Gerh. Feltmann diss. de accessionibus me-
morabilibus immani aquarum vi vel terrae motu fa-
ctis, Amst.
1691. 8. und Treueri not. cit. ad Puffend.
c. XII. §. 7. n.
1.
§. 34.
Inseln, die in eigenthümlichen Wässern
entstehn
.

Die Inseln im offenen Meere oder sonst einem in
Niemandes Eigenthum befindlichen Gewässer gehören
nach den im ersten Abschnitt festgestelten Grundsätzen
dem ersten Besitznehmer. Entstehn dergleichen aber
in einem schon eigengemachten Wasser, so gehört die-

ser

Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker
bundener Theil anzuſehen iſt, und nach obigen Grund-
ſaͤtzen niemand anders ſich irgend eines Theils des von
einem Volke einmal beſitzenden Hauptlandes als unzu-
geeignet [res nullius] anmaaſſen kan e].

a] G. S. Treuer in not. ad Puffendorff de Offic. hom.
et civ. c. XII.
§. 7. u. c. XIII. §. 5. Dahingegen
halten Achenwall Ius Nat. L. I. 2. 3. §. 6. 125.
u. ff. beſ. 155 und andere die Beſitznehmung einer Sache,
die ſchon einen Eigenthuͤmer hat, welches man aber nicht
weiß, und ſie in guter Meinung an ſich nimmt, fuͤr
keine wuͤrkliche, ſondern nur fuͤr eine eingebildete [oc-
cupatio putatiua
] und den hier in Betrachtung kom-
menden Zuwachs blos fuͤr einen eingebildeten [acceſſio
putatiua
] glauben daher, daß die Zuruͤckfoderung auch
gegen den bonae fidei poſſeſſor anwendbar ſey.
b] L. 9. §. 2. ff. de damn. inf.
c] Vattel L. I. c. 22. §. 268. v. Cancrin 3. Abh. 2. K
§. 52. S. 206.
d] Einert diſſ. cit. praeter occup. §. 5.
e] Achenwall a. a. O. §. 151. u. ff.
*] M. vergl. Gerh. Feltmann diſſ. de acceſſionibus me-
morabilibus immani aquarum vi vel terrae motu fa-
ctis, Amſt.
1691. 8. und Treueri not. cit. ad Puffend.
c. XII. §. 7. n.
1.
§. 34.
Inſeln, die in eigenthuͤmlichen Waͤſſern
entſtehn
.

Die Inſeln im offenen Meere oder ſonſt einem in
Niemandes Eigenthum befindlichen Gewaͤſſer gehoͤren
nach den im erſten Abſchnitt feſtgeſtelten Grundſaͤtzen
dem erſten Beſitznehmer. Entſtehn dergleichen aber
in einem ſchon eigengemachten Waſſer, ſo gehoͤrt die-

ſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0074" n="60"/><fw place="top" type="header">Von dem Eigenthum und Gebiete der Vo&#x0364;lker</fw><lb/>
bundener Theil anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t, und nach obigen Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen niemand anders &#x017F;ich irgend eines Theils des von<lb/>
einem Volke einmal be&#x017F;itzenden Hauptlandes als unzu-<lb/>
geeignet [<hi rendition="#aq">res nullius</hi>] anmaa&#x017F;&#x017F;en kan <hi rendition="#aq"><hi rendition="#sup">e</hi></hi>].</p><lb/>
              <note place="end" n="a]"><hi rendition="#aq">G. S. <hi rendition="#i">Treuer</hi> in not. ad Puffendorff de Offic. hom.<lb/>
et civ. c. XII.</hi> §. 7. u. <hi rendition="#aq">c. XIII.</hi> §. 5. Dahingegen<lb/>
halten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Achenwall</hi> Ius Nat. L. I.</hi> 2. 3. §. 6. 125.<lb/>
u. ff. be&#x017F;. 155 und andere die Be&#x017F;itznehmung einer Sache,<lb/>
die &#x017F;chon einen Eigenthu&#x0364;mer hat, welches man aber nicht<lb/>
weiß, und &#x017F;ie in guter Meinung an &#x017F;ich nimmt, fu&#x0364;r<lb/>
keine wu&#x0364;rkliche, &#x017F;ondern nur fu&#x0364;r eine eingebildete [<hi rendition="#aq">oc-<lb/>
cupatio putatiua</hi>] und den hier in Betrachtung kom-<lb/>
menden Zuwachs blos fu&#x0364;r einen eingebildeten [<hi rendition="#aq">acce&#x017F;&#x017F;io<lb/>
putatiua</hi>] glauben daher, daß die Zuru&#x0364;ckfoderung auch<lb/>
gegen den <hi rendition="#aq">bonae fidei po&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;or</hi> anwendbar &#x017F;ey.</note><lb/>
              <note place="end" n="b]"> <hi rendition="#aq">L. 9. §. 2. ff. de damn. inf.</hi> </note><lb/>
              <note place="end" n="c]"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vattel</hi> L. I. c.</hi> 22. §. 268. v. <hi rendition="#fr">Cancrin</hi> 3. Abh. 2. K<lb/>
§. 52. S. 206.</note><lb/>
              <note place="end" n="d]"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Einert</hi> di&#x017F;&#x017F;. cit. praeter occup.</hi> §. 5.</note><lb/>
              <note place="end" n="e]"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Achenwall</hi></hi> a. a. O. §. 151. u. ff.</note><lb/>
              <note place="end" n="*]">M. vergl. <hi rendition="#aq">Gerh. <hi rendition="#i">Feltmann</hi> di&#x017F;&#x017F;. de acce&#x017F;&#x017F;ionibus me-<lb/>
morabilibus immani aquarum vi vel terrae motu fa-<lb/>
ctis, Am&#x017F;t.</hi> 1691. 8. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Treueri</hi> not. cit. ad Puffend.<lb/>
c. XII. §. 7. n.</hi> 1.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 34.<lb/><hi rendition="#g">In&#x017F;eln, die in eigenthu&#x0364;mlichen Wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
ent&#x017F;tehn</hi>.</head><lb/>
              <p>Die In&#x017F;eln im offenen Meere oder &#x017F;on&#x017F;t einem in<lb/>
Niemandes Eigenthum befindlichen Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er geho&#x0364;ren<lb/>
nach den im er&#x017F;ten Ab&#x017F;chnitt fe&#x017F;tge&#x017F;telten Grund&#x017F;a&#x0364;tzen<lb/>
dem er&#x017F;ten Be&#x017F;itznehmer. Ent&#x017F;tehn dergleichen aber<lb/>
in einem &#x017F;chon eigengemachten Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o geho&#x0364;rt die-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0074] Von dem Eigenthum und Gebiete der Voͤlker bundener Theil anzuſehen iſt, und nach obigen Grund- ſaͤtzen niemand anders ſich irgend eines Theils des von einem Volke einmal beſitzenden Hauptlandes als unzu- geeignet [res nullius] anmaaſſen kan e]. a] G. S. Treuer in not. ad Puffendorff de Offic. hom. et civ. c. XII. §. 7. u. c. XIII. §. 5. Dahingegen halten Achenwall Ius Nat. L. I. 2. 3. §. 6. 125. u. ff. beſ. 155 und andere die Beſitznehmung einer Sache, die ſchon einen Eigenthuͤmer hat, welches man aber nicht weiß, und ſie in guter Meinung an ſich nimmt, fuͤr keine wuͤrkliche, ſondern nur fuͤr eine eingebildete [oc- cupatio putatiua] und den hier in Betrachtung kom- menden Zuwachs blos fuͤr einen eingebildeten [acceſſio putatiua] glauben daher, daß die Zuruͤckfoderung auch gegen den bonae fidei poſſeſſor anwendbar ſey. b] L. 9. §. 2. ff. de damn. inf. c] Vattel L. I. c. 22. §. 268. v. Cancrin 3. Abh. 2. K §. 52. S. 206. d] Einert diſſ. cit. praeter occup. §. 5. e] Achenwall a. a. O. §. 151. u. ff. *] M. vergl. Gerh. Feltmann diſſ. de acceſſionibus me- morabilibus immani aquarum vi vel terrae motu fa- ctis, Amſt. 1691. 8. und Treueri not. cit. ad Puffend. c. XII. §. 7. n. 1. §. 34. Inſeln, die in eigenthuͤmlichen Waͤſſern entſtehn. Die Inſeln im offenen Meere oder ſonſt einem in Niemandes Eigenthum befindlichen Gewaͤſſer gehoͤren nach den im erſten Abſchnitt feſtgeſtelten Grundſaͤtzen dem erſten Beſitznehmer. Entſtehn dergleichen aber in einem ſchon eigengemachten Waſſer, ſo gehoͤrt die- ſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/74
Zitationshilfe: Günther, Karl Gottlob: Europäisches Völkerrecht in Friedenszeiten nach Vernunft, Verträgen und Herkommen mit Anwendung auf die teutschen Reichsstände. Bd. 2. Altenburg, 1792, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/guenther_voelkerrecht02_1792/74>, abgerufen am 21.11.2024.