Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Ceremonial-Ataquirung und Defend.
einiger Massen posto gefasset/ durch einen star-
cken und Furiösen Ausfall leicht wider zu rück-
getriben/ und aus seinen vermeithen Vortheil
repoussiret werden/ weil er aus dem Lager nicht
wohl zu secundiren ist. Derohalben es am rath-
samsten und sichersten ist/ wenn man mit Blute
nicht will besprenget seyn/ keinen Scheu zu trage/
auch Zeit und Arbeit nicht anzusehen/ mit Erden
bestaubet zu werden/ und die langsamen aprochen
zueröffnen/ indem es verantwortlicher/ einen
Freund das Leben zuerhalten/ als 10. Feinden
das ihre zunehme/ ja es ist besser in einer so impor-
tanten
Sache mit Verlust mehrerer Unkoste/ und
einer längern Zeit gewiß zugehen/ als sich in der
Geschwindigkeit den zweifelhafften Glücke an
zu vertrauen/ und in der gantzen Haup-Sache
fehl zustreichen.

(2.) Frage.
Wie viel Ataquen können vor einer
Festung auf einmahl zugleich fürgenom-
men werden/ und was ist darbey
sonst in acht zu
nehmen?

Man muß vor allen Dingen allhier einen Un-
terschied machen/ ob die Festung groß/ mittelmäs-
sig oder klein sey/ und ob eine Citadelle an der
Festung fürhanden/ so kan alsdenn diese Frage
am besten beantwortet werden: Jst die Festung
groß/ wohl fortificiret/ und mit einer guten Gar-

nison

Von Ceremonial-Ataquirung und Defend.
einiger Maſſen poſto gefaſſet/ durch einen ſtar-
cken und Furioͤſen Ausfall leicht wider zu ruͤck-
getriben/ und aus ſeinen vermeithen Vortheil
repousſiret werden/ weil er aus dem Lager nicht
wohl zu ſecundiren iſt. Derohalben es am rath-
ſamſten und ſicherſten iſt/ wenn man mit Blute
nicht will beſprenget ſeyn/ keinen Scheu zu trage/
auch Zeit und Arbeit nicht anzuſehen/ mit Erden
beſtaubet zu werden/ und die langſamen aprochen
zueroͤffnen/ indem es verantwortlicher/ einen
Freund das Leben zuerhalten/ als 10. Feinden
das ihre zunehme/ ja es iſt beſſer in einer ſo impor-
tanten
Sache mit Verluſt mehrerer Unkoſte/ und
einer laͤngern Zeit gewiß zugehen/ als ſich in der
Geſchwindigkeit den zweifelhafften Gluͤcke an
zu vertrauen/ und in der gantzen Haup-Sache
fehl zuſtreichen.

(2.) Frage.
Wie viel Ataquen koͤnnen vor einer
Feſtung auf einmahl zugleich fuͤrgenom-
men werden/ und was iſt darbey
ſonſt in acht zu
nehmen?

Man muß vor allen Dingen allhier einen Un-
terſchied machen/ ob die Feſtung groß/ mittelmaͤſ-
ſig oder klein ſey/ und ob eine Citadelle an der
Feſtung fuͤrhanden/ ſo kan alsdenn dieſe Frage
am beſten beantwortet werden: Jſt die Feſtung
groß/ wohl fortificiret/ und mit einer guten Gar-

niſon
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0575" n="537[539]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq">Ceremonial-Ataqui</hi>rung und <hi rendition="#aq">Defend.</hi></hi></fw><lb/>
einiger Ma&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">po&#x017F;to</hi> gefa&#x017F;&#x017F;et/ durch einen &#x017F;tar-<lb/>
cken und Furio&#x0364;&#x017F;en Ausfall leicht wider zu ru&#x0364;ck-<lb/>
getriben/ und aus &#x017F;einen vermeithen Vortheil<lb/><hi rendition="#aq">repous&#x017F;i</hi>ret werden/ weil er aus dem Lager nicht<lb/>
wohl zu <hi rendition="#aq">&#x017F;ecundi</hi>ren i&#x017F;t. Derohalben es am rath-<lb/>
&#x017F;am&#x017F;ten und &#x017F;icher&#x017F;ten i&#x017F;t/ wenn man mit Blute<lb/>
nicht will be&#x017F;prenget &#x017F;eyn/ keinen Scheu zu trage/<lb/>
auch Zeit und Arbeit nicht anzu&#x017F;ehen/ mit Erden<lb/>
be&#x017F;taubet zu werden/ und die lang&#x017F;amen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">a</hi>prochen</hi><lb/>
zuero&#x0364;ffnen/ indem es verantwortlicher/ einen<lb/>
Freund das Leben zuerhalten/ als 10. Feinden<lb/>
das ihre zunehme/ ja es i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er in einer &#x017F;o <hi rendition="#aq">impor-<lb/>
tanten</hi> Sache mit Verlu&#x017F;t mehrerer Unko&#x017F;te/ und<lb/>
einer la&#x0364;ngern Zeit gewiß zugehen/ als &#x017F;ich in der<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit den zweifelhafften Glu&#x0364;cke an<lb/>
zu vertrauen/ und in der gantzen Haup-Sache<lb/>
fehl zu&#x017F;treichen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>(2.) F<hi rendition="#fr">rage.</hi><lb/><hi rendition="#b">Wie viel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>taquen</hi> ko&#x0364;nnen vor einer<lb/>
Fe&#x017F;tung auf einmahl zugleich fu&#x0364;rgenom-<lb/>
men werden/ und was i&#x017F;t darbey<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t in acht zu<lb/>
nehmen?</hi></head><lb/>
            <p>Man muß vor allen Dingen allhier einen Un-<lb/>
ter&#x017F;chied machen/ ob die Fe&#x017F;tung groß/ mittelma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig oder klein &#x017F;ey/ und ob eine <hi rendition="#aq">Citadelle</hi> an der<lb/>
Fe&#x017F;tung fu&#x0364;rhanden/ &#x017F;o kan alsdenn die&#x017F;e Frage<lb/>
am be&#x017F;ten beantwortet werden: J&#x017F;t die Fe&#x017F;tung<lb/>
groß/ wohl <hi rendition="#aq">fortifici</hi>ret/ und mit einer guten <hi rendition="#aq">Gar-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">ni&#x017F;on</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[537[539]/0575] Von Ceremonial-Ataquirung und Defend. einiger Maſſen poſto gefaſſet/ durch einen ſtar- cken und Furioͤſen Ausfall leicht wider zu ruͤck- getriben/ und aus ſeinen vermeithen Vortheil repousſiret werden/ weil er aus dem Lager nicht wohl zu ſecundiren iſt. Derohalben es am rath- ſamſten und ſicherſten iſt/ wenn man mit Blute nicht will beſprenget ſeyn/ keinen Scheu zu trage/ auch Zeit und Arbeit nicht anzuſehen/ mit Erden beſtaubet zu werden/ und die langſamen aprochen zueroͤffnen/ indem es verantwortlicher/ einen Freund das Leben zuerhalten/ als 10. Feinden das ihre zunehme/ ja es iſt beſſer in einer ſo impor- tanten Sache mit Verluſt mehrerer Unkoſte/ und einer laͤngern Zeit gewiß zugehen/ als ſich in der Geſchwindigkeit den zweifelhafften Gluͤcke an zu vertrauen/ und in der gantzen Haup-Sache fehl zuſtreichen. (2.) Frage. Wie viel Ataquen koͤnnen vor einer Feſtung auf einmahl zugleich fuͤrgenom- men werden/ und was iſt darbey ſonſt in acht zu nehmen? Man muß vor allen Dingen allhier einen Un- terſchied machen/ ob die Feſtung groß/ mittelmaͤſ- ſig oder klein ſey/ und ob eine Citadelle an der Feſtung fuͤrhanden/ ſo kan alsdenn dieſe Frage am beſten beantwortet werden: Jſt die Feſtung groß/ wohl fortificiret/ und mit einer guten Gar- niſon

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/575
Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 537[539]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/575>, abgerufen am 21.11.2024.