Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Das IV. Cap.
(1.) Frage.
Jst es denn anch nöthig auf die Qua-
lität der Erde zu sehen/ wenn man
an einem Ort eine Festung er-
bauen will?

Es ist nicht alleine genung nur die Gelegenheit
des Landes wohl zu betrachten/ sondern man muß
auch wohl den Boden/ und die Erde desselben exa-
miniren/ ob solche bequem und tüchtig einen guten
Wann oder Brust/ und consequenter eine beständi-
ge Festung daselbst mit Nutzen anzulegen u. zu er-
bauen; denn wenn gleich eine bequeme Gelegenheit
des Landes fürhanden/ die Erde wäre aber darbey
nicht viel nütze/ so muß ein grosser Unterschied in
Auferbauung der Festungen bey guten und
schlimmen Boden gemachet werden/ will man
anders etwas tüchtiges und beständiges zu Wer-
cke richten.

(2.) Frage.
Was und wie vielerley ist denn der
Unterschied der Erde?

Die Erde ist gemeiniglich viererley Art/ nem-
lich steinigte/ sandigte/ morastige und gute/
schwartze/ leimigte und fette Erde. Die steinigte
Erde ist unter allen die schlimste/ weil sie sich gar
nicht ligiren/ binden und zusammen stossen lässet/
als etwan die andern; die sandigte ist nicht viel
besser/ indem sie leicht aus einander fället/ und
sehr abrutschet; die Morastige ist zwar besser/ als

die
Das IV. Cap.
(1.) Frage.
Jſt es denn anch noͤthig auf die Qua-
litaͤt der Erde zu ſehen/ wenn man
an einem Ort eine Feſtung er-
bauen will?

Es iſt nicht alleine genung nur die Gelegenheit
des Landes wohl zu betrachten/ ſondern man muß
auch wohl den Boden/ und die Erde deſſelben exa-
miniren/ ob ſolche bequem und tuͤchtig einen guten
Wañ oder Bꝛuſt/ und conſequenter eine beſtaͤndi-
ge Feſtung daſelbſt mit Nutzen anzulegen u. zu er-
bauen; denn weñ gleich eine bequeme Gelegenheit
des Landes fuͤrhanden/ die Erde waͤre aber darbey
nicht viel nuͤtze/ ſo muß ein groſſer Unterſchied in
Auferbauung der Feſtungen bey guten und
ſchlimmen Boden gemachet werden/ will man
anders etwas tuͤchtiges und beſtaͤndiges zu Wer-
cke richten.

(2.) Frage.
Was und wie vielerley iſt denn der
Unterſchied der Erde?

Die Erde iſt gemeiniglich viererley Art/ nem-
lich ſteinigte/ ſandigte/ moraſtige und gute/
ſchwartze/ leimigte und fette Erde. Die ſteinigte
Erde iſt unter allen die ſchlimſte/ weil ſie ſich gar
nicht ligiren/ binden und zuſammen ſtoſſen laͤſſet/
als etwan die andern; die ſandigte iſt nicht viel
beſſer/ indem ſie leicht aus einander faͤllet/ und
ſehr abrutſchet; die Moraſtige iſt zwar beſſer/ als

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0294" n="258"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Cap.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>(1.) <hi rendition="#fr">Frage.</hi><lb/><hi rendition="#b">J&#x017F;t es denn anch no&#x0364;thig auf die <hi rendition="#aq">Qua-<lb/>
lit</hi>a&#x0364;t der Erde zu &#x017F;ehen/ wenn man<lb/>
an einem Ort eine Fe&#x017F;tung er-<lb/>
bauen will?</hi></head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t nicht alleine genung nur die Gelegenheit<lb/>
des Landes wohl zu betrachten/ &#x017F;ondern man muß<lb/>
auch wohl den Boden/ und die Erde de&#x017F;&#x017F;elben <hi rendition="#aq">exa-<lb/>
minir</hi>en/ ob &#x017F;olche bequem und tu&#x0364;chtig einen guten<lb/>
Wan&#x0303; oder B&#xA75B;u&#x017F;t/ und <hi rendition="#aq">con&#x017F;equenter</hi> eine be&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
ge Fe&#x017F;tung da&#x017F;elb&#x017F;t mit Nutzen anzulegen u. zu er-<lb/>
bauen; denn wen&#x0303; gleich eine bequeme Gelegenheit<lb/>
des Landes fu&#x0364;rhanden/ die Erde wa&#x0364;re aber darbey<lb/>
nicht viel nu&#x0364;tze/ &#x017F;o muß ein gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;chied in<lb/>
Auferbauung der Fe&#x017F;tungen bey guten und<lb/>
&#x017F;chlimmen Boden gemachet werden/ will man<lb/>
anders etwas tu&#x0364;chtiges und be&#x017F;ta&#x0364;ndiges zu Wer-<lb/>
cke richten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>(2.) <hi rendition="#fr">Frage.</hi><lb/><hi rendition="#b">Was und wie vielerley i&#x017F;t denn der<lb/>
Unter&#x017F;chied der Erde?</hi></head><lb/>
            <p>Die Erde i&#x017F;t gemeiniglich viererley Art/ nem-<lb/>
lich &#x017F;teinigte/ &#x017F;andigte/ mora&#x017F;tige und gute/<lb/>
&#x017F;chwartze/ leimigte und fette Erde. Die &#x017F;teinigte<lb/>
Erde i&#x017F;t unter allen die &#x017F;chlim&#x017F;te/ weil &#x017F;ie &#x017F;ich gar<lb/>
nicht <hi rendition="#aq">ligir</hi>en/ binden und zu&#x017F;ammen &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
als etwan die andern; die &#x017F;andigte i&#x017F;t nicht viel<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er/ indem &#x017F;ie leicht aus einander fa&#x0364;llet/ und<lb/>
&#x017F;ehr abrut&#x017F;chet; die Mora&#x017F;tige i&#x017F;t zwar be&#x017F;&#x017F;er/ als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0294] Das IV. Cap. (1.) Frage. Jſt es denn anch noͤthig auf die Qua- litaͤt der Erde zu ſehen/ wenn man an einem Ort eine Feſtung er- bauen will? Es iſt nicht alleine genung nur die Gelegenheit des Landes wohl zu betrachten/ ſondern man muß auch wohl den Boden/ und die Erde deſſelben exa- miniren/ ob ſolche bequem und tuͤchtig einen guten Wañ oder Bꝛuſt/ und conſequenter eine beſtaͤndi- ge Feſtung daſelbſt mit Nutzen anzulegen u. zu er- bauen; denn weñ gleich eine bequeme Gelegenheit des Landes fuͤrhanden/ die Erde waͤre aber darbey nicht viel nuͤtze/ ſo muß ein groſſer Unterſchied in Auferbauung der Feſtungen bey guten und ſchlimmen Boden gemachet werden/ will man anders etwas tuͤchtiges und beſtaͤndiges zu Wer- cke richten. (2.) Frage. Was und wie vielerley iſt denn der Unterſchied der Erde? Die Erde iſt gemeiniglich viererley Art/ nem- lich ſteinigte/ ſandigte/ moraſtige und gute/ ſchwartze/ leimigte und fette Erde. Die ſteinigte Erde iſt unter allen die ſchlimſte/ weil ſie ſich gar nicht ligiren/ binden und zuſammen ſtoſſen laͤſſet/ als etwan die andern; die ſandigte iſt nicht viel beſſer/ indem ſie leicht aus einander faͤllet/ und ſehr abrutſchet; die Moraſtige iſt zwar beſſer/ als die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/294
Zitationshilfe: Gruber, Johann Sebastian: Examen Fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi Der heutigen Kriegs-Bau-Kunst. Leipzig, 1703, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gruber_examen_1703/294>, abgerufen am 21.12.2024.