Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

durch einen Diener und einen Reuter von
seiner Compagnia in Dennemarck auf ein
Adelich Haus/ das ihm kürtzlich von seiner
Mutter Schwester erblich zu gefallen war/
allwo ich wie ein Princessin unterhalten
wurde; welche unversehene Erlösung ich
beydes meiner Schönheit und meiner
Seugamme zu dancken/ als die ohne mein
Wissen und Willen dem Rittmeister mein
Herkommen verträulich erzehlt hatte.

Das XIII. Capitel.

Was vor gute Täge und Nächte die
Gräffl. Fräulin im Schloß genosse/
und wie sie selbige wieder ver-
lohren.

JCh pflegte meiner Gesundheit und bä-
hete mich aus/ wie einer der halb erfro-
ren/ aus einem kalten Wasser hinter einem
Stubenofen oder zum Feuer kommt; dann
ich hatte damahls auf der Welt sonst nichts
zu thun/ als auf der Streu zu liegen/ und
mich wie ein Streit-Pferd im Winter-
Quartier aus zumästen/ und auf den künff-
tigen Sommer im Feld desto geruheter zu

erschei-

durch einen Diener und einen Reuter von
ſeiner Compagnia in Dennemarck auf ein
Adelich Haus/ das ihm kuͤrtzlich von ſeiner
Mutter Schweſter erblich zu gefallen war/
allwo ich wie ein Princeſſin unterhalten
wurde; welche unverſehene Erloͤſung ich
beydes meiner Schoͤnheit und meiner
Seugamme zu dancken/ als die ohne mein
Wiſſen und Willen dem Rittmeiſter mein
Herkommen vertraͤulich erzehlt hatte.

Das XIII. Capitel.

Was vor gute Taͤge und Naͤchte die
Graͤffl. Fraͤulin im Schloß genoſſe/
und wie ſie ſelbige wieder ver-
lohren.

JCh pflegte meiner Geſundheit und baͤ-
hete mich aus/ wie einer der halb erfro-
ren/ aus einem kalten Waſſer hinter einem
Stubenofen oder zum Feuer kommt; dann
ich hatte damahls auf der Welt ſonſt nichts
zu thun/ als auf der Streu zu liegen/ und
mich wie ein Streit-Pferd im Winter-
Quartier aus zumaͤſten/ und auf den kuͤnff-
tigen Sommer im Feld deſto geruheter zu

erſchei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0118" n="116"/>
durch einen Diener und einen Reuter von<lb/>
&#x017F;einer Compagnia in Dennemarck auf ein<lb/>
Adelich Haus/ das ihm ku&#x0364;rtzlich von &#x017F;einer<lb/>
Mutter Schwe&#x017F;ter erblich zu gefallen war/<lb/>
allwo ich wie ein Prince&#x017F;&#x017F;in unterhalten<lb/>
wurde; welche unver&#x017F;ehene Erlo&#x0364;&#x017F;ung ich<lb/>
beydes meiner Scho&#x0364;nheit und meiner<lb/>
Seugamme zu dancken/ als die ohne mein<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en und Willen dem Rittmei&#x017F;ter mein<lb/>
Herkommen vertra&#x0364;ulich erzehlt hatte.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq">XIII.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Was vor gute Ta&#x0364;ge und Na&#x0364;chte die</hi><lb/>
Gra&#x0364;ffl. Fra&#x0364;ulin im Schloß geno&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
und wie &#x017F;ie &#x017F;elbige wieder ver-<lb/>
lohren.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch pflegte meiner Ge&#x017F;undheit und ba&#x0364;-<lb/>
hete mich aus/ wie einer der halb erfro-<lb/>
ren/ aus einem kalten Wa&#x017F;&#x017F;er hinter einem<lb/>
Stubenofen oder zum Feuer kommt; dann<lb/>
ich hatte damahls auf der Welt &#x017F;on&#x017F;t nichts<lb/>
zu thun/ als auf der Streu zu liegen/ und<lb/>
mich wie ein Streit-Pferd im Winter-<lb/>
Quartier aus zuma&#x0364;&#x017F;ten/ und auf den ku&#x0364;nff-<lb/>
tigen Sommer im Feld de&#x017F;to geruheter zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er&#x017F;chei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0118] durch einen Diener und einen Reuter von ſeiner Compagnia in Dennemarck auf ein Adelich Haus/ das ihm kuͤrtzlich von ſeiner Mutter Schweſter erblich zu gefallen war/ allwo ich wie ein Princeſſin unterhalten wurde; welche unverſehene Erloͤſung ich beydes meiner Schoͤnheit und meiner Seugamme zu dancken/ als die ohne mein Wiſſen und Willen dem Rittmeiſter mein Herkommen vertraͤulich erzehlt hatte. Das XIII. Capitel. Was vor gute Taͤge und Naͤchte die Graͤffl. Fraͤulin im Schloß genoſſe/ und wie ſie ſelbige wieder ver- lohren. JCh pflegte meiner Geſundheit und baͤ- hete mich aus/ wie einer der halb erfro- ren/ aus einem kalten Waſſer hinter einem Stubenofen oder zum Feuer kommt; dann ich hatte damahls auf der Welt ſonſt nichts zu thun/ als auf der Streu zu liegen/ und mich wie ein Streit-Pferd im Winter- Quartier aus zumaͤſten/ und auf den kuͤnff- tigen Sommer im Feld deſto geruheter zu erſchei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/118
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Trutz Simplex. Utopia [i. e. Nürnberg], 1670, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_trutzsimplex_1670/118>, abgerufen am 21.11.2024.