German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi woher ich solche Cleinodien bekommen? Jch sagteihm die Warheit/ wiese deß Einsidlers Handschrifft oder Ubergabs-Brieff auff/ und erzehlet allen Ver- lauff/ auch wie er im Wald gelebt und gestorben: Er wolte solches aber nicht glauben/ sondern kündet mir den Arrest an/ biß er die Warheit besser erführe/ und in dem er im Werck begriffen war/ eine Partey außzuschicken/ den Augenschein seiner Wohnung einzunehmen/ und dich hieher holen zu lassen/ so sehe ich dich in Thurn führen. Weil dann der Guberna- tor nunmehr an meinem Vorgeben nicht zu zweifflen Ursach hat/ in dem ich mich auff den Ort/ da der Einsidel gewohnet/ item auff dich und andere leben- dige Zeugen mehr/ insonderheit aber auff meinen Meßner beruffen/ der dich und ihn offt vor Tags in die Kirch gelassen/ zumalen auch das Briefflein/ so er in deinem Gebet-Büchlein gefunden/ nicht allein der Warheit/ sondern auch deß seeligen Einsidlers Heiligkeit/ ein treffliches Zeugnus gibt; Als will er dir und mir wegen seines Schwagers sel. gutes thun/ du darffst dich jetzt nur resolvirn/ was du wilt/ daß er dir thun soll? wiltu studirn/ so will er die Unkosten darzu geben; hast du Lust ein Handwerck zu lernen/ so will er dich eins lernen lassen; wiltu aber bey ihm verbleiben/ so will er dich wie sein eigen Kind halten/ denn er sagte/ wenn auch ein Hund von seinem Schwager sel. zu ihm käme/ so wolle er ihn auffneh- men: Jch antwortet/ es gelte mir gleich/ was der Herr Gubernator mit mir machte. Das XXIII. Capitel. DEr Pfarrer zögerte mich auff in seinem Losa- ment
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi woher ich ſolche Cleinodien bekommen? Jch ſagteihm die Warheit/ wieſe deß Einſidlers Handſchrifft oder Ubergabs-Brieff auff/ und erzehlet allen Ver- lauff/ auch wie er im Wald gelebt und geſtorben: Er wolte ſolches aber nicht glauben/ ſondern kuͤndet mir den Arreſt an/ biß er die Warheit beſſer erfuͤhre/ und in dem er im Werck begriffen war/ eine Partey außzuſchicken/ den Augenſchein ſeiner Wohnung einzunehmen/ und dich hieher holen zu laſſen/ ſo ſehe ich dich in Thurn fuͤhren. Weil dann der Guberna- tor nunmehr an meinem Vorgeben nicht zu zweifflen Urſach hat/ in dem ich mich auff den Ort/ da der Einſidel gewohnet/ item auff dich und andere leben- dige Zeugen mehr/ inſonderheit aber auff meinen Meßner beruffen/ der dich und ihn offt vor Tags in die Kirch gelaſſen/ zumalen auch das Briefflein/ ſo er in deinem Gebet-Buͤchlein gefunden/ nicht allein der Warheit/ ſondern auch deß ſeeligen Einſidlers Heiligkeit/ ein treffliches Zeugnus gibt; Als will er dir und mir wegen ſeines Schwagers ſel. gutes thun/ du darffſt dich jetzt nur reſolvirn/ was du wilt/ daß er dir thun ſoll? wiltu ſtudirn/ ſo will er die Unkoſten darzu geben; haſt du Luſt ein Handwerck zu lernen/ ſo will er dich eins lernen laſſen; wiltu aber bey ihm verbleiben/ ſo will er dich wie ſein eigen Kind halten/ denn er ſagte/ wenn auch ein Hund von ſeinem Schwager ſel. zu ihm kaͤme/ ſo wolle er ihn auffneh- men: Jch antwortet/ es gelte mir gleich/ was der Herꝛ Gubernator mit mir machte. Das XXIII. Capitel. DEr Pfarꝛer zoͤgerte mich auff in ſeinem Loſa- ment
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Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
woher ich ſolche Cleinodien bekommen? Jch ſagte
ihm die Warheit/ wieſe deß Einſidlers Handſchrifft
oder Ubergabs-Brieff auff/ und erzehlet allen Ver-
lauff/ auch wie er im Wald gelebt und geſtorben:
Er wolte ſolches aber nicht glauben/ ſondern kuͤndet
mir den Arreſt an/ biß er die Warheit beſſer erfuͤhre/
und in dem er im Werck begriffen war/ eine Partey
außzuſchicken/ den Augenſchein ſeiner Wohnung
einzunehmen/ und dich hieher holen zu laſſen/ ſo ſehe
ich dich in Thurn fuͤhren. Weil dann der Guberna-
tor nunmehr an meinem Vorgeben nicht zu zweifflen
Urſach hat/ in dem ich mich auff den Ort/ da der
Einſidel gewohnet/ item auff dich und andere leben-
dige Zeugen mehr/ inſonderheit aber auff meinen
Meßner beruffen/ der dich und ihn offt vor Tags in
die Kirch gelaſſen/ zumalen auch das Briefflein/ ſo
er in deinem Gebet-Buͤchlein gefunden/ nicht allein
der Warheit/ ſondern auch deß ſeeligen Einſidlers
Heiligkeit/ ein treffliches Zeugnus gibt; Als will er
dir und mir wegen ſeines Schwagers ſel. gutes thun/
du darffſt dich jetzt nur reſolvirn/ was du wilt/ daß
er dir thun ſoll? wiltu ſtudirn/ ſo will er die Unkoſten
darzu geben; haſt du Luſt ein Handwerck zu lernen/
ſo will er dich eins lernen laſſen; wiltu aber bey ihm
verbleiben/ ſo will er dich wie ſein eigen Kind halten/
denn er ſagte/ wenn auch ein Hund von ſeinem
Schwager ſel. zu ihm kaͤme/ ſo wolle er ihn auffneh-
men: Jch antwortet/ es gelte mir gleich/ was der
Herꝛ Gubernator mit mir machte.
Das XXIII. Capitel.
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