German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Deß Abentheurl. Simplicissimi Planckschmeisser/ Cammerdiener/ erwachsene Page/arme Edelleut/ irgends Vettern und sonst Schma- rotzer und Hungerleider/ die denen/ so etwas meri- tirt/ das Brot vorm Maul abschnitten/ und Fähnrich wurdeu. Das XVII. Capitel. DJeses verdroß einen Feldwaibel so sehr/ daß er Ein junger Stier wird vorgestellt Dem Hauffen/ als erfahren/ Den er auch hubsch beysammen hält/ Trutz dem von vielen Jahren; Der Hirt darff ihm vertrauen auch/ Ohn Anseh'n seiner Jugend/ Man judicirt nach bösem Brauch/ Auß Alterthum die Tugend. Sag mir/ du alter Krachwadel/ ob nicht Edel-ge- gleichen
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi Planckſchmeiſſer/ Cammerdiener/ erwachſene Page/arme Edelleut/ irgends Vettern und ſonſt Schma- rotzer und Hungerleider/ die denen/ ſo etwas meri- tirt/ das Brot vorm Maul abſchnitten/ und Faͤhnrich wurdeu. Das XVII. Capitel. DJeſes verdroß einen Feldwaibel ſo ſehr/ daß er Ein junger Stier wird vorgeſtellt Dem Hauffen/ als erfahren/ Den er auch hůbſch beyſammen haͤlt/ Trutz dem von vielen Jahren; Der Hirt darff ihm vertrauen auch/ Ohn Anſeh’n ſeiner Jugend/ Man judicirt nach boͤſem Brauch/ Auß Alterthum die Tugend. Sag mir/ du alter Krachwadel/ ob nicht Edel-ge- gleichen
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="58"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß Abentheurl. <hi rendition="#aq">Simpliciſſimi</hi></hi></fw><lb/> Planckſchmeiſſer/ Cammerdiener/ erwachſene Page/<lb/> arme Edelleut/ irgends Vettern und ſonſt Schma-<lb/> rotzer und Hungerleider/ die denen/ ſo etwas <hi rendition="#aq">meri-<lb/> ti</hi>rt/ das Brot vorm Maul abſchnitten/ und Faͤhnrich<lb/> wurdeu.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">XVII.</hi> </hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Jeſes verdroß einen Feldwaibel ſo ſehr/ daß er<lb/> trefflich anfienge zu ſchmaͤlen/ aber Adelhold<lb/> ſagte: Weiſtu nicht/ daß man je und allwegen die<lb/> Kriegs-Aempter mit Adelichen Perſonen beſetzt hat?<lb/> als welche hierzu am tauglichſten ſeyn; graue Baͤrt<lb/> ſchlagen den Feind nicht/ man koͤnte ſonſt ein Heerd<lb/> Boͤck zu ſolchem Geſchaͤfft dingen/ es heiſt:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Ein junger Stier wird vorgeſtellt</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Dem Hauffen/ als erfahren/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Den er auch hůbſch beyſammen haͤlt/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Trutz dem von vielen Jahren;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Der Hirt darff ihm vertrauen auch/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Ohn Anſeh’n ſeiner Jugend/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Man</hi> <hi rendition="#aq">judici</hi> <hi rendition="#fr">rt nach boͤſem Brauch/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Auß Alterthum die Tugend.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Sag mir/ du alter Krachwadel/ ob nicht Edel-ge-<lb/> borne Officier von der Soldateſca beſſer <hi rendition="#aq">reſpecti</hi>ret<lb/> werden/ als die jenige/ ſo zuvor gemeine Knecht ge-<lb/> weſen? und was iſt vor Kriegs-<hi rendition="#aq">Diſciplin</hi> zu halten/<lb/> wo kein rechter <hi rendition="#aq">Reſpect</hi> iſt? darff nicht der Feldherꝛ<lb/> einem Cavallier mehr vertrauen/ als einem Bauren-<lb/> buden/ der ſeinem Vatter vom Pflug entloffen/ und<lb/> ſeinen eigenen Eltern kein gut thun wollen? Ein<lb/> rechtſchaffener Edelmann/ ehe er ſeinem Geſchlecht<lb/> durch U<hi rendition="#g">reu</hi>/ Feld-Flucht/ oder ſonſt etwas der-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gleichen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0064]
Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
Planckſchmeiſſer/ Cammerdiener/ erwachſene Page/
arme Edelleut/ irgends Vettern und ſonſt Schma-
rotzer und Hungerleider/ die denen/ ſo etwas meri-
tirt/ das Brot vorm Maul abſchnitten/ und Faͤhnrich
wurdeu.
Das XVII. Capitel.
DJeſes verdroß einen Feldwaibel ſo ſehr/ daß er
trefflich anfienge zu ſchmaͤlen/ aber Adelhold
ſagte: Weiſtu nicht/ daß man je und allwegen die
Kriegs-Aempter mit Adelichen Perſonen beſetzt hat?
als welche hierzu am tauglichſten ſeyn; graue Baͤrt
ſchlagen den Feind nicht/ man koͤnte ſonſt ein Heerd
Boͤck zu ſolchem Geſchaͤfft dingen/ es heiſt:
Ein junger Stier wird vorgeſtellt
Dem Hauffen/ als erfahren/
Den er auch hůbſch beyſammen haͤlt/
Trutz dem von vielen Jahren;
Der Hirt darff ihm vertrauen auch/
Ohn Anſeh’n ſeiner Jugend/
Man judicirt nach boͤſem Brauch/
Auß Alterthum die Tugend.
Sag mir/ du alter Krachwadel/ ob nicht Edel-ge-
borne Officier von der Soldateſca beſſer reſpectiret
werden/ als die jenige/ ſo zuvor gemeine Knecht ge-
weſen? und was iſt vor Kriegs-Diſciplin zu halten/
wo kein rechter Reſpect iſt? darff nicht der Feldherꝛ
einem Cavallier mehr vertrauen/ als einem Bauren-
buden/ der ſeinem Vatter vom Pflug entloffen/ und
ſeinen eigenen Eltern kein gut thun wollen? Ein
rechtſchaffener Edelmann/ ehe er ſeinem Geſchlecht
durch Ureu/ Feld-Flucht/ oder ſonſt etwas der-
gleichen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDer angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |