Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

Viertes Buch.
len/ wie unser Gewonheit war/ wurde ich von den
Weymarischen gefangen/ die uns viel besser zu tracti-
renwusten/ denn sie luden uns Mußqueten auff/ und
stiessen uns hin und wieder unter die Regimenter/ ich
zwar kam unter das Hattsteinische.

Das XIV. Capitel.

JCh konte damals greiffen/ daß ich nur zum Un-
glück geboren/ denn ungefähr 4. Wochen zuvor/
ehe das gedachte Treffen geschahe/ hörete ich etliche
Götzische gemeine Officier von ihrem Krieg discu-
ri
ren/ da sagte einer: Ohngeschlagen gehets diesen
Sommer nicht ab! Schlagen wir dann den Feind/
so müssen wir den künfftigen Winter Freyburg und
die Waldstätt einnehmen; kriegen wir aber Stöß/
so kriegen wir auch Winter-Quartier. Auff diese
Prophezey machte ich meinen richtigen Schluß/ und
sagte bey mir selbst: Nun freue dich Simplici, du wirst
künfftigen Früling guten See- und Neckerwein trin-
cken/ und geniessen/ was die Weymarische verdienen
werden. Aber ich betrog mich weit/ denn weil ich nun-
mehr Weymarisch war/ so war ich auch praedesti-
ni
rt/ Breysach belägern zu helffen/ massen solche Be-
lägerung gleich nach mehrbemeldter Wittenweyrer
Schlacht völlig ins Werck gesetzt wurde/ da ich
denn wie andere Mußquetier Tag und Nacht wa-
chen und schantzen muste/ und nichts davon hatte/ als
daß ich lernte/ wie man mit den Approchen einer Ve-
stung zusetzen muß/ darauff ich vor Magdeburg we-
nig Achtung geben. Jm übrigen aber war es laufig
bey mir bestellt/ weil je zwo oder drey auffeinander
sassen/ der Beutel war läer/ Wein/ Bier und Fleisch

ein
T vij

Viertes Buch.
len/ wie unſer Gewonheit war/ wurde ich von den
Weymariſchen gefangen/ die uns viel beſſer zu tracti-
renwuſten/ denn ſie luden uns Mußqueten auff/ und
ſtieſſen uns hin und wieder unter die Regimenter/ ich
zwar kam unter das Hattſteiniſche.

Das XIV. Capitel.

JCh konte damals greiffen/ daß ich nur zum Un-
gluͤck geboren/ denn ungefaͤhr 4. Wochen zuvor/
ehe das gedachte Treffen geſchahe/ hoͤrete ich etliche
Goͤtziſche gemeine Officier von ihrem Krieg diſcu-
ri
ren/ da ſagte einer: Ohngeſchlagen gehets dieſen
Sommer nicht ab! Schlagen wir dann den Feind/
ſo muͤſſen wir den kuͤnfftigen Winter Freyburg und
die Waldſtaͤtt einnehmen; kriegen wir aber Stoͤß/
ſo kriegen wir auch Winter-Quartier. Auff dieſe
Prophezey machte ich meinen richtigen Schluß/ und
ſagte bey mir ſelbſt: Nun freue dich Simplici, du wirſt
kuͤnfftigen Fruͤling guten See- und Neckerwein trin-
cken/ und genieſſen/ was die Weymariſche verdienen
werden. Aber ich betrog mich weit/ denn weil ich nun-
mehr Weymariſch war/ ſo war ich auch prædeſti-
ni
rt/ Breyſach belaͤgern zu helffen/ maſſen ſolche Be-
laͤgerung gleich nach mehrbemeldter Wittenweyrer
Schlacht voͤllig ins Werck geſetzt wurde/ da ich
denn wie andere Mußquetier Tag und Nacht wa-
chen und ſchantzen muſte/ und nichts davon hatte/ als
daß ich lernte/ wie man mit den Approchen einer Ve-
ſtung zuſetzen muß/ darauff ich vor Magdeburg we-
nig Achtung geben. Jm uͤbrigen aber war es laufig
bey mir beſtellt/ weil je zwo oder drey auffeinander
ſaſſen/ der Beutel war laͤer/ Wein/ Bier und Fleiſch

ein
T vij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0449" n="443"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi></fw><lb/>
len/ wie un&#x017F;er Gewonheit war/ wurde ich von den<lb/>
Weymari&#x017F;chen gefangen/ die uns viel be&#x017F;&#x017F;er zu <hi rendition="#aq">tracti-</hi><lb/>
renwu&#x017F;ten/ denn &#x017F;ie luden uns Mußqueten auff/ und<lb/>
&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;en uns hin und wieder unter die Regimenter/ ich<lb/>
zwar kam unter das Hatt&#x017F;teini&#x017F;che.</p>
      </div><lb/>
      <div n="2">
        <head> <hi rendition="#fr">Das</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XIV</hi>.</hi> <hi rendition="#fr">Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch konte damals greiffen/ daß ich nur zum Un-<lb/>
glu&#x0364;ck geboren/ denn ungefa&#x0364;hr 4. Wochen zuvor/<lb/>
ehe das gedachte Treffen ge&#x017F;chahe/ ho&#x0364;rete ich etliche<lb/>
Go&#x0364;tzi&#x017F;che gemeine Officier von ihrem Krieg <hi rendition="#aq">di&#x017F;cu-<lb/>
ri</hi>ren/ da &#x017F;agte einer: Ohnge&#x017F;chlagen gehets die&#x017F;en<lb/>
Sommer nicht ab! Schlagen wir dann den Feind/<lb/>
&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir den ku&#x0364;nfftigen Winter Freyburg und<lb/>
die Wald&#x017F;ta&#x0364;tt einnehmen; kriegen wir aber Sto&#x0364;ß/<lb/>
&#x017F;o kriegen wir auch Winter-<hi rendition="#aq">Quartier.</hi> Auff die&#x017F;e<lb/>
Prophezey machte ich meinen richtigen Schluß/ und<lb/>
&#x017F;agte bey mir &#x017F;elb&#x017F;t: Nun freue dich <hi rendition="#aq">Simplici,</hi> du wir&#x017F;t<lb/>
ku&#x0364;nfftigen Fru&#x0364;ling guten See- und Neckerwein trin-<lb/>
cken/ und genie&#x017F;&#x017F;en/ was die Weymari&#x017F;che verdienen<lb/>
werden. Aber ich betrog mich weit/ denn weil ich nun-<lb/>
mehr Weymari&#x017F;ch war/ &#x017F;o war ich auch <hi rendition="#aq">præde&#x017F;ti-<lb/>
ni</hi>rt/ Brey&#x017F;ach bela&#x0364;gern zu helffen/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche Be-<lb/>
la&#x0364;gerung gleich nach mehrbemeldter Wittenweyrer<lb/>
Schlacht vo&#x0364;llig ins Werck ge&#x017F;etzt wurde/ da ich<lb/>
denn wie andere Mußquetier Tag und Nacht wa-<lb/>
chen und &#x017F;chantzen mu&#x017F;te/ und nichts davon hatte/ als<lb/>
daß ich lernte/ wie man mit den <hi rendition="#aq">Approchen</hi> einer Ve-<lb/>
&#x017F;tung zu&#x017F;etzen muß/ darauff ich vor Magdeburg we-<lb/>
nig Achtung geben. Jm u&#x0364;brigen aber war es laufig<lb/>
bey mir be&#x017F;tellt/ weil je zwo oder drey auffeinander<lb/>
&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en/ der Beutel war la&#x0364;er/ Wein/ Bier und Flei&#x017F;ch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T vij</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[443/0449] Viertes Buch. len/ wie unſer Gewonheit war/ wurde ich von den Weymariſchen gefangen/ die uns viel beſſer zu tracti- renwuſten/ denn ſie luden uns Mußqueten auff/ und ſtieſſen uns hin und wieder unter die Regimenter/ ich zwar kam unter das Hattſteiniſche. Das XIV. Capitel. JCh konte damals greiffen/ daß ich nur zum Un- gluͤck geboren/ denn ungefaͤhr 4. Wochen zuvor/ ehe das gedachte Treffen geſchahe/ hoͤrete ich etliche Goͤtziſche gemeine Officier von ihrem Krieg diſcu- riren/ da ſagte einer: Ohngeſchlagen gehets dieſen Sommer nicht ab! Schlagen wir dann den Feind/ ſo muͤſſen wir den kuͤnfftigen Winter Freyburg und die Waldſtaͤtt einnehmen; kriegen wir aber Stoͤß/ ſo kriegen wir auch Winter-Quartier. Auff dieſe Prophezey machte ich meinen richtigen Schluß/ und ſagte bey mir ſelbſt: Nun freue dich Simplici, du wirſt kuͤnfftigen Fruͤling guten See- und Neckerwein trin- cken/ und genieſſen/ was die Weymariſche verdienen werden. Aber ich betrog mich weit/ denn weil ich nun- mehr Weymariſch war/ ſo war ich auch prædeſti- nirt/ Breyſach belaͤgern zu helffen/ maſſen ſolche Be- laͤgerung gleich nach mehrbemeldter Wittenweyrer Schlacht voͤllig ins Werck geſetzt wurde/ da ich denn wie andere Mußquetier Tag und Nacht wa- chen und ſchantzen muſte/ und nichts davon hatte/ als daß ich lernte/ wie man mit den Approchen einer Ve- ſtung zuſetzen muß/ darauff ich vor Magdeburg we- nig Achtung geben. Jm uͤbrigen aber war es laufig bey mir beſtellt/ weil je zwo oder drey auffeinander ſaſſen/ der Beutel war laͤer/ Wein/ Bier und Fleiſch ein T vij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der angegebene Verlag (Fillion) ist fiktiv. Die k… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/449
Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/449>, abgerufen am 21.12.2024.