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German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.

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Deß Abentheurl. Simplicissimi
licher Rath wäre/ ihr legtet eure Jugend und eure
Mittel/ die ihr hier so unnützlich verschwendet/ zum
Studiren an/ damit ihr heut oder morgen beydes
GOtt und den Menschen und euch selbst bedient seyn
könnet/ und liesset das Kriegswesen/ zu welchem ihr/
wie ich höre/ so grossen Lust traget/ seyn wie es ist/
ehe ihr eine Schlappe darvon traget/ und das jenige
Sprüchwort wahr zu seyn an euch befindet/ welches
beist: Junge Soldaten/ alte Bettler. Jch
hörte diesen Sentenz mit grosser Ungedult/ weil ich
dergleichen zu vernehmen nicht gewohnt war/ jedoch
stellte ich mich viel anders als mirs umbs Hertz war/
damit ich mein Lob/ daß ich ein feiner Mensch wäre/
nicht verliere; bedanckte mich zumal auch sehr vor
seine erwiesene Treuhertzigkeit/ und versprach/ mich
auff sein Einrathen zu bedencken/ gedachte aber bey
mir selbst/ wie deß Goldschmids Jung/ und was es
den Pfaffen geheye/ wie ich mein Leben anstelle/ weil
es damals mit mir auffs höchste kommen war/ und
ich die nunmehr gekoste Liebs-Wollüste nicht mehr
entberen wolte; Es gehet aber mit solchen War-
nungen nicht anders her/ wann die Jugend schon
Zaum und Sporn entwohnt hat/ und in vollen
Sprüngen ihrem Verderben zurennt.

Das XX. Capitel.

JCh war in den Wollüsten doch nicht so gar ersof-
fen/ oder so dumm/ daß ich nicht gedacht hätte/
jedermans Freundschafft zu behalten/ so lang ich
noch in derselbigen Vestung zu verbleiben (nemlich
biß der Winter vorüber) willens war; So erkante
ich auch wol/ was es einen vor Unrath bringen könte/

wann

Deß Abentheurl. Simpliciſſimi
licher Rath waͤre/ ihr legtet eure Jugend und eure
Mittel/ die ihr hier ſo unnuͤtzlich verſchwendet/ zum
Studiren an/ damit ihr heut oder morgen beydes
GOtt und den Menſchen und euch ſelbſt bedient ſeyn
koͤnnet/ und lieſſet das Kriegsweſen/ zu welchem ihr/
wie ich hoͤre/ ſo groſſen Luſt traget/ ſeyn wie es iſt/
ehe ihr eine Schlappe darvon traget/ und das jenige
Spruͤchwort wahr zu ſeyn an euch befindet/ welches
beiſt: Junge Soldaten/ alte Bettler. Jch
hoͤrte dieſen Sentenz mit groſſer Ungedult/ weil ich
dergleichen zu vernehmen nicht gewohnt war/ jedoch
ſtellte ich mich viel anders als mirs umbs Hertz war/
damit ich mein Lob/ daß ich ein feiner Menſch waͤre/
nicht verliere; bedanckte mich zumal auch ſehr vor
ſeine erwieſene Treuhertzigkeit/ und verſprach/ mich
auff ſein Einrathen zu bedencken/ gedachte aber bey
mir ſelbſt/ wie deß Goldſchmids Jung/ und was es
den Pfaffen geheye/ wie ich mein Leben anſtelle/ weil
es damals mit mir auffs hoͤchſte kommen war/ und
ich die nunmehr gekoſte Liebs-Wolluͤſte nicht mehr
entberen wolte; Es gehet aber mit ſolchen War-
nungen nicht anders her/ wann die Jugend ſchon
Zaum und Sporn entwohnt hat/ und in vollen
Spruͤngen ihrem Verderben zurennt.

Das XX. Capitel.

JCh war in den Wolluͤſten doch nicht ſo gar erſof-
fen/ oder ſo dumm/ daß ich nicht gedacht haͤtte/
jedermans Freundſchafft zu behalten/ ſo lang ich
noch in derſelbigen Veſtung zu verbleiben (nemlich
biß der Winter voruͤber) willens war; So erkante
ich auch wol/ was es einen vor Unrath bringen koͤnte/

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[354/0360] Deß Abentheurl. Simpliciſſimi licher Rath waͤre/ ihr legtet eure Jugend und eure Mittel/ die ihr hier ſo unnuͤtzlich verſchwendet/ zum Studiren an/ damit ihr heut oder morgen beydes GOtt und den Menſchen und euch ſelbſt bedient ſeyn koͤnnet/ und lieſſet das Kriegsweſen/ zu welchem ihr/ wie ich hoͤre/ ſo groſſen Luſt traget/ ſeyn wie es iſt/ ehe ihr eine Schlappe darvon traget/ und das jenige Spruͤchwort wahr zu ſeyn an euch befindet/ welches beiſt: Junge Soldaten/ alte Bettler. Jch hoͤrte dieſen Sentenz mit groſſer Ungedult/ weil ich dergleichen zu vernehmen nicht gewohnt war/ jedoch ſtellte ich mich viel anders als mirs umbs Hertz war/ damit ich mein Lob/ daß ich ein feiner Menſch waͤre/ nicht verliere; bedanckte mich zumal auch ſehr vor ſeine erwieſene Treuhertzigkeit/ und verſprach/ mich auff ſein Einrathen zu bedencken/ gedachte aber bey mir ſelbſt/ wie deß Goldſchmids Jung/ und was es den Pfaffen geheye/ wie ich mein Leben anſtelle/ weil es damals mit mir auffs hoͤchſte kommen war/ und ich die nunmehr gekoſte Liebs-Wolluͤſte nicht mehr entberen wolte; Es gehet aber mit ſolchen War- nungen nicht anders her/ wann die Jugend ſchon Zaum und Sporn entwohnt hat/ und in vollen Spruͤngen ihrem Verderben zurennt. Das XX. Capitel. JCh war in den Wolluͤſten doch nicht ſo gar erſof- fen/ oder ſo dumm/ daß ich nicht gedacht haͤtte/ jedermans Freundſchafft zu behalten/ ſo lang ich noch in derſelbigen Veſtung zu verbleiben (nemlich biß der Winter voruͤber) willens war; So erkante ich auch wol/ was es einen vor Unrath bringen koͤnte/ wann

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Zitationshilfe: German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_simplicissimus_1669/360>, abgerufen am 03.12.2024.