German Schleifheim von Sulsfort [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch. Monpelgart [i. e. Nürnberg], 1669.Zweytes Buch. liche Anzahl Ducaten eingenähet verlassen/ an wel-chen er sein Lebtag zusammen gekratzt hatte/ und als ich zu solchem End meinen Nahmen/ nemlich Simpli- cius Simplicissimus angab/ der Muster schreiber (wel- cher Cyriacus genant war) solchen aber nicht ortho- graphice schreiben konte/ sagte er: Es ist kein Teuf- fel in der Höll/ der also heist; und weil ich ihn hier- auff geschwind fragte/ ob dann einer in der Höll wä- re/ der Cyriacus hiesse? er aber nichts zu antworten wuste/ ob er sich schon klug zu seyn dünckte/ gefiel sol- ches meinem Hauptmann so wol/ daß er gleich im Anfang viel von mir hielte. Das XXX. Capitel. WEil dem Commandanten in Soest ein Kerl im wer- L jv
Zweytes Buch. liche Anzahl Ducaten eingenaͤhet verlaſſen/ an wel-chen er ſein Lebtag zuſammen gekratzt hatte/ und als ich zu ſolchem End meinen Nahmen/ nemlich Simpli- cius Simpliciſſimus angab/ der Muſter ſchreiber (wel- cher Cyriacus genant war) ſolchen aber nicht ortho- graphicè ſchreiben konte/ ſagte er: Es iſt kein Teuf- fel in der Hoͤll/ der alſo heiſt; und weil ich ihn hier- auff geſchwind fragte/ ob dann einer in der Hoͤll waͤ- re/ der Cyriacus hieſſe? er aber nichts zu antworten wuſte/ ob er ſich ſchon klug zu ſeyn duͤnckte/ gefiel ſol- ches meinem Hauptmann ſo wol/ daß er gleich im Anfang viel von mir hielte. Das XXX. Capitel. WEil dem Commandanten in Soeſt ein Kerl im wer- L jv
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Zweytes Buch.
liche Anzahl Ducaten eingenaͤhet verlaſſen/ an wel-
chen er ſein Lebtag zuſammen gekratzt hatte/ und als
ich zu ſolchem End meinen Nahmen/ nemlich Simpli-
cius Simpliciſſimus angab/ der Muſter ſchreiber (wel-
cher Cyriacus genant war) ſolchen aber nicht ortho-
graphicè ſchreiben konte/ ſagte er: Es iſt kein Teuf-
fel in der Hoͤll/ der alſo heiſt; und weil ich ihn hier-
auff geſchwind fragte/ ob dann einer in der Hoͤll waͤ-
re/ der Cyriacus hieſſe? er aber nichts zu antworten
wuſte/ ob er ſich ſchon klug zu ſeyn duͤnckte/ gefiel ſol-
ches meinem Hauptmann ſo wol/ daß er gleich im
Anfang viel von mir hielte.
Das XXX. Capitel.
WEil dem Commandanten in Soeſt ein Kerl im
Stall mangelte/ wie ich ihn einer zu ſeyn ge-
duͤnckte/ ſahe er nicht gern/ daß ich ein Soldat wor-
den war/ ſondern unterſtunde ſich/ mich noch zu be-
kommen/ maſſen er meine Jugend vorwandte/ und
mich vor keinen Mann paſſiren laſſen wolte; und als
er ſolches meinem Herꝛn vorhielte/ ſchickte er auch
nach mir/ und ſagte: Hoͤr Jaͤgergen/ du ſolſt mein
Diener werden; Jch fragte/ was dann meine Ver-
richtungen ſeyn ſolten? Er antwort/ du ſolſt meiner
Pferd helffen warten; Herꝛ/ ſagte ich/ wir ſind nicht
voreinander/ ich haͤtte lieber einen Herꝛn/ in deſſen
Dienſten die Pferd auff mich warten/ weil ich aber
keinen ſolchen werde haben koͤnnen/ will ich ein Sol-
dat bleiben; Er ſagte/ dein Bart iſt noch viel zu
klein! O Nein/ ſagte ich/ ich getraue einen Mann zu
beſtehen der achtzig Jahr alt iſt/ der Bart ſchlaͤgt
keinen Mann/ ſonſt wuͤrden die Boͤck hoch æſtimirt
wer-
L jv
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