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Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

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darfür daß die Freygebigkeit leichtlich zu einer ver-
schwendung: und die gesparsambkeit leichtlich zum
geitz werden könne/ wann die weißheit nit vorhan-
den/ welche freygebigkeit und gesparsambkeit durch
mässigkeit regiere und im Zaum halte. Ob aber der
Geitz oder die verschwendung den Preyß darvon
getragen/ kan ich nit sagen/ glaube aber wol daß
sie noch täglich mit einander zu Felde ligen/ und
umb den Vorzug streitten.

Das IX. Capitel.

JCh spatzierte einsmahls im Wald herumber mei-
nen eitelen Gedancken Gehör zugeben/ da fande
ich ein steinerne Bildnuß ligen in Lebens Grösse/ die
hatte das Ansehen als wann sie irgends eine Statua
eines alten teutschen Helden gewesen wär/ dann sie
hatte ein Altfränckische Tracht von Romanischer
Soldaten Kleydung/ vornen mit einem grossen
Schwaben-Latz/ und war meinem beduncken nach
überauß künstlich und natürlich außgehauen; wie
ich nun so da stunde/ das Bild betrachtete und mich
verwundert/ wie es doch in dise Wildnuß kommen
seyn möchte/ kam mir in Sinn/ es müste irgends
auff disem Gebürg vor langen Jahren ein Haydni-
scher Tempel gestanden: und dises der Abgott darin-
nen gewesen seyn; sahe mich derowegen umb/ ob ich
nichts mehr von dessen Fundament sehen kundte/
wurde aber nichts dergleichen gewahr/ sonder/ die-
weil ich einen Hebel fande/ den etwan ein Holtzbaur
ligen lassen/ nahme ich denselben und stunde an dise
Bildnuß/ sie umbzukehren/ umbzusehen wie sie auff
der andern Seiten eine Beschaffenheit hette; ich hat-
te aber derselben den Hebel kaum unterm Halß ge-

steckt/
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darfuͤr daß die Freygebigkeit leichtlich zu einer ver-
ſchwendung: und die geſparſambkeit leichtlich zum
geitz werden koͤnne/ wann die weißheit nit vorhan-
den/ welche freygebigkeit und geſparſambkeit durch
maͤſſigkeit regiere und im Zaum halte. Ob aber der
Geitz oder die verſchwendung den Preyß darvon
getragen/ kan ich nit ſagen/ glaube aber wol daß
ſie noch taͤglich mit einander zu Felde ligen/ und
umb den Vorzug ſtreitten.

Das IX. Capitel.

JCh ſpatzierte einsmahls im Wald herumber mei-
nen eitelen Gedancken Gehoͤr zugeben/ da fande
ich ein ſteinerne Bildnuß ligen in Lebens Groͤſſe/ die
hatte das Anſehen als wann ſie irgends eine Statua
eines alten teutſchen Helden geweſen waͤr/ dann ſie
hatte ein Altfraͤnckiſche Tracht von Romaniſcher
Soldaten Kleydung/ vornen mit einem groſſen
Schwaben-Latz/ und war meinem beduncken nach
uͤberauß kuͤnſtlich und natuͤrlich außgehauen; wie
ich nun ſo da ſtunde/ das Bild betrachtete und mich
verwundert/ wie es doch in diſe Wildnuß kommen
ſeyn moͤchte/ kam mir in Sinn/ es muͤſte irgends
auff diſem Gebuͤrg vor langen Jahren ein Haydni-
ſcher Tempel geſtanden: und diſes der Abgott darin-
nen geweſen ſeyn; ſahe mich derowegen umb/ ob ich
nichts mehr von deſſen Fundament ſehen kundte/
wurde aber nichts dergleichen gewahr/ ſonder/ die-
weil ich einen Hebel fande/ den etwan ein Holtzbaur
ligen laſſen/ nahme ich denſelben und ſtunde an diſe
Bildnuß/ ſie umbzukehren/ umbzuſehen wie ſie auff
der andern Seiten eine Beſchaffenheit hette; ich hat-
te aber derſelben den Hebel kaum unterm Halß ge-

ſteckt/
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[0055] darfuͤr daß die Freygebigkeit leichtlich zu einer ver- ſchwendung: und die geſparſambkeit leichtlich zum geitz werden koͤnne/ wann die weißheit nit vorhan- den/ welche freygebigkeit und geſparſambkeit durch maͤſſigkeit regiere und im Zaum halte. Ob aber der Geitz oder die verſchwendung den Preyß darvon getragen/ kan ich nit ſagen/ glaube aber wol daß ſie noch taͤglich mit einander zu Felde ligen/ und umb den Vorzug ſtreitten. Das IX. Capitel. JCh ſpatzierte einsmahls im Wald herumber mei- nen eitelen Gedancken Gehoͤr zugeben/ da fande ich ein ſteinerne Bildnuß ligen in Lebens Groͤſſe/ die hatte das Anſehen als wann ſie irgends eine Statua eines alten teutſchen Helden geweſen waͤr/ dann ſie hatte ein Altfraͤnckiſche Tracht von Romaniſcher Soldaten Kleydung/ vornen mit einem groſſen Schwaben-Latz/ und war meinem beduncken nach uͤberauß kuͤnſtlich und natuͤrlich außgehauen; wie ich nun ſo da ſtunde/ das Bild betrachtete und mich verwundert/ wie es doch in diſe Wildnuß kommen ſeyn moͤchte/ kam mir in Sinn/ es muͤſte irgends auff diſem Gebuͤrg vor langen Jahren ein Haydni- ſcher Tempel geſtanden: und diſes der Abgott darin- nen geweſen ſeyn; ſahe mich derowegen umb/ ob ich nichts mehr von deſſen Fundament ſehen kundte/ wurde aber nichts dergleichen gewahr/ ſonder/ die- weil ich einen Hebel fande/ den etwan ein Holtzbaur ligen laſſen/ nahme ich denſelben und ſtunde an diſe Bildnuß/ ſie umbzukehren/ umbzuſehen wie ſie auff der andern Seiten eine Beſchaffenheit hette; ich hat- te aber derſelben den Hebel kaum unterm Halß ge- ſteckt/ C 2

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Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/55>, abgerufen am 30.12.2024.