Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

wäre/ wie sie dann auch eine seyn mueß/ weil man
vor ihr sagt/ sie allein herrsche über das Geld und das
Geld nit über sie: Gab mich derowegen anfänglich
wunder/ daß obengedachter ellende Schindhundt
auff dem Wolff wider sie mutzen dorffte/ aber er
machte sich mausiger/ als ich ihm zugetraut.

Das 4. Capitel.

Dann er trang sich vor dem Lucifer selbsten und
sagte/ großmächtiger Fürst! beynahe auff dem
gantzen Erdthoden ist mir niemand mehr zuwider
als eben gegenwertige Bräckin/ die sich bey den Men-
schen vor die Freygebigkeit außgibt umb under solchem
Nammen mit hülff der hoffart: Deß wollusts und deß
Frasses mich allerdings in Verachtung zubringen
vnd zuuntertrucken; diese ist/ die sich überal wie
das böste in einer Wannen hervor wirfft/ mich in
meinen Wercken und Geschäfften zuverhindern/ und
wieder nieder zureissen/ was ich zu Auffnehmung
und Nutzen deines Reichs mit grosser Mühe und
Arbeit aufferbaue! ists mit dem gantzen höllischen
Reich bekandt/ daß mich die Menschen-Kinder
selbst eine Wurtzel alles Ubels nennen; was vor
Freud oder was vor Ehr hab ich mich aber von ei-
nem solchen herrlichen Titul zugetrösten/ wann mir
diese junge Rotz-Nase vorgezogen werden will?
soll ich erleben daß ich! ich sage ich! ich! der wohl-
verdientsten Raths-Personen und vornembsten
Diener einer! oder grösser beförderer deines Staats
und höllischen interesse, dieser Jungen: Wärst bey
meinem Gedencken von Wollust und Hoffart er-
zeugten thun jetzt erst in meinem Alter weichen:

Und

waͤre/ wie ſie dann auch eine ſeyn mueß/ weil man
vor ihr ſagt/ ſie allein herꝛſche uͤber das Geld und das
Geld nit uͤber ſie: Gab mich derowegen anfaͤnglich
wunder/ daß obengedachter ellende Schindhundt
auff dem Wolff wider ſie mutzen dorffte/ aber er
machte ſich mauſiger/ als ich ihm zugetraut.

Das 4. Capitel.

Dann er trang ſich vor dem Lucifer ſelbſten und
ſagte/ großmaͤchtiger Fuͤrſt! beynahe auff dem
gantzen Erdthoden iſt mir niemand mehr zuwider
als eben gegenwertige Braͤckin/ die ſich bey den Men-
ſchẽ vor die Freygebigkeit außgibt umb under ſolchem
Nam̃en mit huͤlff der hoffart: Deß wolluſts und deß
Fraſſes mich allerdings in Verachtung zubringen
vnd zuuntertrucken; dieſe iſt/ die ſich uͤberal wie
das boͤſte in einer Wannen hervor wirfft/ mich in
meinen Wercken und Geſchaͤfften zuverhindern/ und
wieder nieder zureiſſen/ was ich zu Auffnehmung
und Nutzen deines Reichs mit groſſer Muͤhe und
Arbeit aufferbaue! iſts mit dem gantzen hoͤlliſchen
Reich bekandt/ daß mich die Menſchen-Kinder
ſelbſt eine Wurtzel alles Ubels nennen; was vor
Freud oder was vor Ehr hab ich mich aber von ei-
nem ſolchen herꝛlichen Titul zugetroͤſten/ wann mir
dieſe junge Rotz-Naſe vorgezogen werden will?
ſoll ich erleben daß ich! ich ſage ich! ich! der wohl-
verdientſten Raths-Perſonen und vornembſten
Diener einer! oder groͤſſer befoͤrderer deines Staats
und hoͤlliſchen intereſſe, dieſer Jungen: Waͤrſt bey
meinem Gedencken von Wolluſt und Hoffart er-
zeugten thun jetzt erſt in meinem Alter weichen:

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021"/>
wa&#x0364;re/ wie &#x017F;ie dann auch eine &#x017F;eyn mueß/ weil man<lb/>
vor ihr &#x017F;agt/ &#x017F;ie allein her&#xA75B;&#x017F;che u&#x0364;ber das Geld und das<lb/>
Geld nit u&#x0364;ber &#x017F;ie: Gab mich derowegen anfa&#x0364;nglich<lb/>
wunder/ daß obengedachter ellende Schindhundt<lb/>
auff dem Wolff wider &#x017F;ie mutzen dorffte/ aber er<lb/>
machte &#x017F;ich mau&#x017F;iger/ als ich ihm zugetraut.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Das 4. Capitel.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ann er trang &#x017F;ich vor dem <hi rendition="#aq">Lucifer</hi> &#x017F;elb&#x017F;ten und<lb/>
&#x017F;agte/ großma&#x0364;chtiger Fu&#x0364;r&#x017F;t! beynahe auff dem<lb/>
gantzen Erdthoden i&#x017F;t mir niemand mehr zuwider<lb/>
als eben gegenwertige Bra&#x0364;ckin/ die &#x017F;ich bey den Men-<lb/>
&#x017F;che&#x0303; vor die Freygebigkeit außgibt umb under &#x017F;olchem<lb/>
Nam&#x0303;en mit hu&#x0364;lff der hoffart: Deß wollu&#x017F;ts und deß<lb/>
Fra&#x017F;&#x017F;es mich allerdings in Verachtung zubringen<lb/>
vnd zuuntertrucken; die&#x017F;e i&#x017F;t/ die &#x017F;ich u&#x0364;beral wie<lb/>
das bo&#x0364;&#x017F;te in einer Wannen hervor wirfft/ mich in<lb/>
meinen Wercken und Ge&#x017F;cha&#x0364;fften zuverhindern/ und<lb/>
wieder nieder zurei&#x017F;&#x017F;en/ was ich zu Auffnehmung<lb/>
und Nutzen deines Reichs mit gro&#x017F;&#x017F;er Mu&#x0364;he und<lb/>
Arbeit aufferbaue! i&#x017F;ts mit dem gantzen ho&#x0364;lli&#x017F;chen<lb/>
Reich bekandt/ daß mich die Men&#x017F;chen-Kinder<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t eine Wurtzel alles Ubels nennen; was vor<lb/>
Freud oder was vor Ehr hab ich mich aber von ei-<lb/>
nem &#x017F;olchen her&#xA75B;lichen Titul zugetro&#x0364;&#x017F;ten/ wann mir<lb/>
die&#x017F;e junge Rotz-Na&#x017F;e vorgezogen werden will?<lb/>
&#x017F;oll ich erleben daß ich! ich &#x017F;age ich! ich! der wohl-<lb/>
verdient&#x017F;ten Raths-Per&#x017F;onen und vornemb&#x017F;ten<lb/>
Diener einer! oder gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er befo&#x0364;rderer deines Staats<lb/>
und ho&#x0364;lli&#x017F;chen <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;e,</hi> die&#x017F;er Jungen: Wa&#x0364;r&#x017F;t bey<lb/>
meinem Gedencken von Wollu&#x017F;t und Hoffart er-<lb/>
zeugten thun jetzt er&#x017F;t in meinem Alter weichen:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0021] waͤre/ wie ſie dann auch eine ſeyn mueß/ weil man vor ihr ſagt/ ſie allein herꝛſche uͤber das Geld und das Geld nit uͤber ſie: Gab mich derowegen anfaͤnglich wunder/ daß obengedachter ellende Schindhundt auff dem Wolff wider ſie mutzen dorffte/ aber er machte ſich mauſiger/ als ich ihm zugetraut. Das 4. Capitel. Dann er trang ſich vor dem Lucifer ſelbſten und ſagte/ großmaͤchtiger Fuͤrſt! beynahe auff dem gantzen Erdthoden iſt mir niemand mehr zuwider als eben gegenwertige Braͤckin/ die ſich bey den Men- ſchẽ vor die Freygebigkeit außgibt umb under ſolchem Nam̃en mit huͤlff der hoffart: Deß wolluſts und deß Fraſſes mich allerdings in Verachtung zubringen vnd zuuntertrucken; dieſe iſt/ die ſich uͤberal wie das boͤſte in einer Wannen hervor wirfft/ mich in meinen Wercken und Geſchaͤfften zuverhindern/ und wieder nieder zureiſſen/ was ich zu Auffnehmung und Nutzen deines Reichs mit groſſer Muͤhe und Arbeit aufferbaue! iſts mit dem gantzen hoͤlliſchen Reich bekandt/ daß mich die Menſchen-Kinder ſelbſt eine Wurtzel alles Ubels nennen; was vor Freud oder was vor Ehr hab ich mich aber von ei- nem ſolchen herꝛlichen Titul zugetroͤſten/ wann mir dieſe junge Rotz-Naſe vorgezogen werden will? ſoll ich erleben daß ich! ich ſage ich! ich! der wohl- verdientſten Raths-Perſonen und vornembſten Diener einer! oder groͤſſer befoͤrderer deines Staats und hoͤlliſchen intereſſe, dieſer Jungen: Waͤrſt bey meinem Gedencken von Wolluſt und Hoffart er- zeugten thun jetzt erſt in meinem Alter weichen: Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/21
Zitationshilfe: Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von: Continuatio des abentheurlichen Simplicissimi Oder Der Schluß desselben. Nürnberg, 1669, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_continuatio_1669/21>, abgerufen am 21.12.2024.