Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1843.155. Die Brautschau. Es war ein junger Hirt, der wollte gern heirathen, und kannte drei Schwestern, davon war eine so schön wie die andere, daß ihm die Wahl schwer wurde, und er sich nicht entschließen konnte einer davon den Vorzug zu geben. Da fragte er seine Mutter um Rath, die sprach 'lad alle dreie ein, und setz ihnen Käs vor, und hab acht wie sie ihn anschneiden.' Das that der Jüngling, die erste aber verschlang den Käs mit der Rinde, die zweite schnitt in der Hast die Rinde vom Käs ab, weil sie aber so hastig war, ließ sie noch viel Gutes daran, und warf das mit weg; die dritte schälte ordentlich die Rinde ab, nicht zu viel und nicht zu wenig. Der Hirt erzählte das alles seiner Mutter, da sprach sie 'nimm die dritte zu deiner Frau.' Das that er, und lebte zufrieden und glücklich mit ihr. 155. Die Brautschau. Es war ein junger Hirt, der wollte gern heirathen, und kannte drei Schwestern, davon war eine so schön wie die andere, daß ihm die Wahl schwer wurde, und er sich nicht entschließen konnte einer davon den Vorzug zu geben. Da fragte er seine Mutter um Rath, die sprach ‘lad alle dreie ein, und setz ihnen Käs vor, und hab acht wie sie ihn anschneiden.’ Das that der Jüngling, die erste aber verschlang den Käs mit der Rinde, die zweite schnitt in der Hast die Rinde vom Käs ab, weil sie aber so hastig war, ließ sie noch viel Gutes daran, und warf das mit weg; die dritte schälte ordentlich die Rinde ab, nicht zu viel und nicht zu wenig. Der Hirt erzählte das alles seiner Mutter, da sprach sie ‘nimm die dritte zu deiner Frau.’ Das that er, und lebte zufrieden und glücklich mit ihr. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0331" n="321"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">155.<lb/> Die Brautschau.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s war ein junger Hirt, der wollte gern heirathen, und kannte drei Schwestern, davon war eine so schön wie die andere, daß ihm die Wahl schwer wurde, und er sich nicht entschließen konnte einer davon den Vorzug zu geben. Da fragte er seine Mutter um Rath, die sprach ‘lad alle dreie ein, und setz ihnen Käs vor, und hab acht wie sie ihn anschneiden.’ Das that der Jüngling, die erste aber verschlang den Käs mit der Rinde, die zweite schnitt in der Hast die Rinde vom Käs ab, weil sie aber so hastig war, ließ sie noch viel Gutes daran, und warf das mit weg; die dritte schälte ordentlich die Rinde ab, nicht zu viel und nicht zu wenig. Der Hirt erzählte das alles seiner Mutter, da sprach sie ‘nimm die dritte zu deiner Frau.’ Das that er, und lebte zufrieden und glücklich mit ihr.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [321/0331]
155.
Die Brautschau.
Es war ein junger Hirt, der wollte gern heirathen, und kannte drei Schwestern, davon war eine so schön wie die andere, daß ihm die Wahl schwer wurde, und er sich nicht entschließen konnte einer davon den Vorzug zu geben. Da fragte er seine Mutter um Rath, die sprach ‘lad alle dreie ein, und setz ihnen Käs vor, und hab acht wie sie ihn anschneiden.’ Das that der Jüngling, die erste aber verschlang den Käs mit der Rinde, die zweite schnitt in der Hast die Rinde vom Käs ab, weil sie aber so hastig war, ließ sie noch viel Gutes daran, und warf das mit weg; die dritte schälte ordentlich die Rinde ab, nicht zu viel und nicht zu wenig. Der Hirt erzählte das alles seiner Mutter, da sprach sie ‘nimm die dritte zu deiner Frau.’ Das that er, und lebte zufrieden und glücklich mit ihr.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |