Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840.107. Die Krähen. Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm 'hör, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnügt leben.' Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei 'wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen.' 'Nein,' antwortete er, 'da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir uns halten.' 'Was, du willst dich mausig machen?' riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch 107. Die Krähen. Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm ‘hör, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnügt leben.’ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei ‘wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen.’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir uns halten.’ ‘Was, du willst dich mausig machen?’ riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0138" n="117"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">107.<lb/> Die Krähen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm ‘hör, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnügt leben.’ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei ‘wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen.’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir uns halten.’ ‘Was, du willst dich mausig machen?’ riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch </p> </div> </body> </text> </TEI> [117/0138]
107.
Die Krähen.
Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm ‘hör, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnügt leben.’ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei ‘wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen.’ ‘Nein,’ antwortete er, ‘da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir uns halten.’ ‘Was, du willst dich mausig machen?’ riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 4. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1840, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1840/138>, abgerufen am 22.02.2025. |