Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.107. Die Krähen. Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm 'hör, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnügt leben.' Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei 'wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen.' 'Ei, Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir weiter.' 'Was, du willst dich mausig machen?' riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch nicht 107. Die Kraͤhen. Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshaͤusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber aͤußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm ‘hoͤr, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als waͤren wir Gefangene, und gar einer wie du, der koͤnnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnuͤgt leben.’ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stuͤck Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei ‘wir muͤssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Graͤnze kommen wollen.’ ‘Ei, Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zuruͤck, links muͤssen wir weiter.’ ‘Was, du willst dich mausig machen?’ riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch nicht <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0132" n="116"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">107.<lb/> Die Kraͤhen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshaͤusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber aͤußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm ‘hoͤr, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als waͤren wir Gefangene, und gar einer wie du, der koͤnnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnuͤgt leben.’ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stuͤck Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei ‘wir muͤssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Graͤnze kommen wollen.’ ‘Ei, Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zuruͤck, links muͤssen wir weiter.’ ‘Was, du willst dich mausig machen?’ riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0132]
107.
Die Kraͤhen.
Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war, und es nicht, wie die andern, in den Wirthshaͤusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Cameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz, und wollten ihn um sein Geld bringen, sie stellten sich aber aͤußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm ‘hoͤr, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als waͤren wir Gefangene, und gar einer wie du, der koͤnnte sich daheim was ordentliches verdienen, und vergnuͤgt leben.’ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte, und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stuͤck Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei ‘wir muͤssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Graͤnze kommen wollen.’ ‘Ei, Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zuruͤck, links muͤssen wir weiter.’ ‘Was, du willst dich mausig machen?’ riefen die zwei, drangen auf ihn ein, schlugen ihn bis er niederfiel, und nahmen ihm sein Geld aus den Taschen; das war aber noch nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |