Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 2. Göttingen, 1837.101. Der Teufel Grünrock. Es waren drei Brüder, die stießen den jüngsten immer zurück, und als sie ausgehen und in die Welt ziehen wollten, sprachen sie zu ihm 'wir brauchen dich nicht, du kannst allein wandern.' Also verließen sie ihn, und er mußte allein für sich ziehen, kam auf eine große Heide, und war sehr hungrig. Auf der Heide aber stand ein Ring von Bäumen, darunter setzte er sich und weinte. Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er aufsah, da kam der Teufel daher in einem grünen Rock und mit einem Pferdefuß, und redete ihn an, 'was fehlt dir, warum weinst du?' Da klagte er ihm seine Noth, und sagte 'meine Brüder haben mich verstoßen.' Da sprach der Teufel 'ich will dir wohl helfen, zieh diesen grünen Rock an, der hat Taschen, die sind immer voll Geld, du magst hineingreifen, wann du willst; aber dafür verlange ich, daß du dich in sieben Jahren nicht wäschst, deine Haare nicht kämmst, und nicht betest. Stirbst du in diesen sieben Jahren, so bist du mein, bleibst du aber leben, so bist du frei, und bist reich dazu auf dein Lebtag.' Da trieb ihn die Noth, daß er dem Teufel zusagte, und dieser zog den grünen Rock aus, und er zog ihn an, und wie er seine Hand in die Tasche steckte, hatte er sie voll Geld. 101. Der Teufel Gruͤnrock. Es waren drei Bruͤder, die stießen den juͤngsten immer zuruͤck, und als sie ausgehen und in die Welt ziehen wollten, sprachen sie zu ihm ‘wir brauchen dich nicht, du kannst allein wandern.’ Also verließen sie ihn, und er mußte allein fuͤr sich ziehen, kam auf eine große Heide, und war sehr hungrig. Auf der Heide aber stand ein Ring von Baͤumen, darunter setzte er sich und weinte. Auf einmal hoͤrte er ein Brausen, und wie er aufsah, da kam der Teufel daher in einem gruͤnen Rock und mit einem Pferdefuß, und redete ihn an, ‘was fehlt dir, warum weinst du?’ Da klagte er ihm seine Noth, und sagte ‘meine Bruͤder haben mich verstoßen.’ Da sprach der Teufel ‘ich will dir wohl helfen, zieh diesen gruͤnen Rock an, der hat Taschen, die sind immer voll Geld, du magst hineingreifen, wann du willst; aber dafuͤr verlange ich, daß du dich in sieben Jahren nicht waͤschst, deine Haare nicht kaͤmmst, und nicht betest. Stirbst du in diesen sieben Jahren, so bist du mein, bleibst du aber leben, so bist du frei, und bist reich dazu auf dein Lebtag.’ Da trieb ihn die Noth, daß er dem Teufel zusagte, und dieser zog den gruͤnen Rock aus, und er zog ihn an, und wie er seine Hand in die Tasche steckte, hatte er sie voll Geld. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0111" n="95"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">101.<lb/> Der Teufel Gruͤnrock.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s waren drei Bruͤder, die stießen den juͤngsten immer zuruͤck, und als sie ausgehen und in die Welt ziehen wollten, sprachen sie zu ihm ‘wir brauchen dich nicht, du kannst allein wandern.’ Also verließen sie ihn, und er mußte allein fuͤr sich ziehen, kam auf eine große Heide, und war sehr hungrig. Auf der Heide aber stand ein Ring von Baͤumen, darunter setzte er sich und weinte. Auf einmal hoͤrte er ein Brausen, und wie er aufsah, da kam der Teufel daher in einem gruͤnen Rock und mit einem Pferdefuß, und redete ihn an, ‘was fehlt dir, warum weinst du?’ Da klagte er ihm seine Noth, und sagte ‘meine Bruͤder haben mich verstoßen.’ Da sprach der Teufel ‘ich will dir wohl helfen, zieh diesen gruͤnen Rock an, der hat Taschen, die sind immer voll Geld, du magst hineingreifen, wann du willst; aber dafuͤr verlange ich, daß du dich in sieben Jahren nicht waͤschst, deine Haare nicht kaͤmmst, und nicht betest. Stirbst du in diesen sieben Jahren, so bist du mein, bleibst du aber leben, so bist du frei, und bist reich dazu auf dein Lebtag.’ Da trieb ihn die Noth, daß er dem Teufel zusagte, und dieser zog den gruͤnen Rock aus, und er zog ihn an, und wie er seine Hand in die Tasche steckte, hatte er sie voll Geld.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [95/0111]
101.
Der Teufel Gruͤnrock.
Es waren drei Bruͤder, die stießen den juͤngsten immer zuruͤck, und als sie ausgehen und in die Welt ziehen wollten, sprachen sie zu ihm ‘wir brauchen dich nicht, du kannst allein wandern.’ Also verließen sie ihn, und er mußte allein fuͤr sich ziehen, kam auf eine große Heide, und war sehr hungrig. Auf der Heide aber stand ein Ring von Baͤumen, darunter setzte er sich und weinte. Auf einmal hoͤrte er ein Brausen, und wie er aufsah, da kam der Teufel daher in einem gruͤnen Rock und mit einem Pferdefuß, und redete ihn an, ‘was fehlt dir, warum weinst du?’ Da klagte er ihm seine Noth, und sagte ‘meine Bruͤder haben mich verstoßen.’ Da sprach der Teufel ‘ich will dir wohl helfen, zieh diesen gruͤnen Rock an, der hat Taschen, die sind immer voll Geld, du magst hineingreifen, wann du willst; aber dafuͤr verlange ich, daß du dich in sieben Jahren nicht waͤschst, deine Haare nicht kaͤmmst, und nicht betest. Stirbst du in diesen sieben Jahren, so bist du mein, bleibst du aber leben, so bist du frei, und bist reich dazu auf dein Lebtag.’ Da trieb ihn die Noth, daß er dem Teufel zusagte, und dieser zog den gruͤnen Rock aus, und er zog ihn an, und wie er seine Hand in die Tasche steckte, hatte er sie voll Geld.
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