Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819."komm mit mir, so soll dein Wunsch erfüllt werden." Und nahm den Petrus an der Hand und führte ihn zu einer Höhle. Wie sie hineinkamen, so blitzte alles von Gold, Silber und Kristall, und in der Mitte standen zwölf Wiegen neben einander. Da sprach das Englein: "lege dich in die erste und schlaf ein wenig; ich will dich wiegen." Das that Petrus, und das Englein sang ihm und wiegte ihn so lange, bis er eingeschlafen war." Und wie er schlief, kam der zweite Bruder, den auch sein Schutzenglein herein führte und wurde auch in den Schlaf gewiegt, und so kamen die andern nach der Reihe, bis alle zwölfe da lagen in den goldenen Wiegen und schliefen. Sie schliefen aber dreihundert Jahre, bis in der Nacht, worin der Weltheiland geboren wurde. Da erwachten sie auch und waren mit ihm auf Erden und wurden die zwölf Apostel genannt. 3.
Die Rose. Et was mal eine arme Frugge, de hadde twei Kinner; dat jungeste moste olle Dage in en Wald gohn un langen (holen) Holt. Asset nu mal ganz wiet söken geit, kam so en klein Kind, dat was awerst ganz wacker, to em un holp (half) flietig Holt lesen un drog et auk bis für dat Hus; dann was et awerst, eh en Augenschlägsken (Augenblick) vergink, verswunnen. Dat Kind vertelde et siner Moder, de wul et awerst nig glöven. Up et lest brochte et en Rause (Rose) mit un vertelde, dat schöne Kind „komm mit mir, so soll dein Wunsch erfuͤllt werden.“ Und nahm den Petrus an der Hand und fuͤhrte ihn zu einer Hoͤhle. Wie sie hineinkamen, so blitzte alles von Gold, Silber und Kristall, und in der Mitte standen zwoͤlf Wiegen neben einander. Da sprach das Englein: „lege dich in die erste und schlaf ein wenig; ich will dich wiegen.“ Das that Petrus, und das Englein sang ihm und wiegte ihn so lange, bis er eingeschlafen war.“ Und wie er schlief, kam der zweite Bruder, den auch sein Schutzenglein herein fuͤhrte und wurde auch in den Schlaf gewiegt, und so kamen die andern nach der Reihe, bis alle zwoͤlfe da lagen in den goldenen Wiegen und schliefen. Sie schliefen aber dreihundert Jahre, bis in der Nacht, worin der Weltheiland geboren wurde. Da erwachten sie auch und waren mit ihm auf Erden und wurden die zwoͤlf Apostel genannt. 3.
Die Rose. Et was mal eine arme Frugge, de hadde twei Kinner; dat jungeste moste olle Dage in en Wald gohn un langen (holen) Holt. Asset nu mal ganz wiet soͤken geit, kam so en klein Kind, dat was awerst ganz wacker, to em un holp (half) flietig Holt lesen un drog et auk bis fuͤr dat Hus; dann was et awerst, eh en Augenschlaͤgsken (Augenblick) vergink, verswunnen. Dat Kind vertelde et siner Moder, de wul et awerst nig gloͤven. Up et lest brochte et en Rause (Rose) mit un vertelde, dat schoͤne Kind <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0372" n="294"/> „komm mit mir, so soll dein Wunsch erfuͤllt werden.“ Und nahm den Petrus an der Hand und fuͤhrte ihn zu einer Hoͤhle. Wie sie hineinkamen, so blitzte alles von Gold, Silber und Kristall, und in der Mitte standen zwoͤlf Wiegen neben einander. Da sprach das Englein: „lege dich in die erste und schlaf ein wenig; ich will dich wiegen.“ Das that Petrus, und das Englein sang ihm und wiegte ihn so lange, bis er eingeschlafen war.“ Und wie er schlief, kam der zweite Bruder, den auch sein Schutzenglein herein fuͤhrte und wurde auch in den Schlaf gewiegt, und so kamen die andern nach der Reihe, bis alle zwoͤlfe da lagen in den goldenen Wiegen und schliefen. Sie schliefen aber dreihundert Jahre, bis in der Nacht, worin der Weltheiland geboren wurde. Da erwachten sie auch und waren mit ihm auf Erden und wurden die zwoͤlf Apostel genannt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">3.<lb/> Die Rose.</hi> </head><lb/> <p>Et was mal eine arme Frugge, de hadde twei Kinner; dat jungeste moste olle Dage in en Wald gohn un langen (holen) Holt. Asset nu mal ganz wiet soͤken geit, kam so en klein Kind, dat was awerst ganz wacker, to em un holp (half) flietig Holt lesen un drog et auk bis fuͤr dat Hus; dann was et awerst, eh en Augenschlaͤgsken (Augenblick) vergink, verswunnen. Dat Kind vertelde et siner Moder, de wul et awerst nig gloͤven. Up et lest brochte et en Rause (Rose) mit un vertelde, dat schoͤne Kind </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0372]
„komm mit mir, so soll dein Wunsch erfuͤllt werden.“ Und nahm den Petrus an der Hand und fuͤhrte ihn zu einer Hoͤhle. Wie sie hineinkamen, so blitzte alles von Gold, Silber und Kristall, und in der Mitte standen zwoͤlf Wiegen neben einander. Da sprach das Englein: „lege dich in die erste und schlaf ein wenig; ich will dich wiegen.“ Das that Petrus, und das Englein sang ihm und wiegte ihn so lange, bis er eingeschlafen war.“ Und wie er schlief, kam der zweite Bruder, den auch sein Schutzenglein herein fuͤhrte und wurde auch in den Schlaf gewiegt, und so kamen die andern nach der Reihe, bis alle zwoͤlfe da lagen in den goldenen Wiegen und schliefen. Sie schliefen aber dreihundert Jahre, bis in der Nacht, worin der Weltheiland geboren wurde. Da erwachten sie auch und waren mit ihm auf Erden und wurden die zwoͤlf Apostel genannt.
3.
Die Rose.
Et was mal eine arme Frugge, de hadde twei Kinner; dat jungeste moste olle Dage in en Wald gohn un langen (holen) Holt. Asset nu mal ganz wiet soͤken geit, kam so en klein Kind, dat was awerst ganz wacker, to em un holp (half) flietig Holt lesen un drog et auk bis fuͤr dat Hus; dann was et awerst, eh en Augenschlaͤgsken (Augenblick) vergink, verswunnen. Dat Kind vertelde et siner Moder, de wul et awerst nig gloͤven. Up et lest brochte et en Rause (Rose) mit un vertelde, dat schoͤne Kind
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12546-6) in Bd. 2, S. 305–308 ein Wörterverzeichnis mit Begriffserläuterungen.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |