Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Schöpfer und Erhalter ist, der auch der jungen Räblein Geschrei und Gebet höret, denn ohne seinen Willen fällt auch kein Sperling oder Schneekünglein auf die Erde." -- "Wo hast du dies gelernt?" -- Antwortet der Sohn: "wie mich der große Windbraus von dir wegriß, kam ich in ein Kirch, da las ich den Sommer die Fliegen und Spinnen von den Fenstern ab, und höret diese Sprüch predigen, da hat mich der Vater aller Sperlinge den Sommer über ernährt und behütet vor allem Unglück und grimmigen Vögeln." -- "Traun! mein lieber Sohn, fleuchst du in die Kirchen und hilfest Spinnen und die sumsenden Fliegen aufräumen, und zirpst zu Gott, wie die jungen Räblein, und befiehlst dich dem ewigen Schöpfer, so wirst du wohl bleiben, und wenn die ganze Welt voll wilder tückischer Vögel wäre. Denn wer dem Herrn befiehlt seine Sach,
Schweigt, leidet, wartet, betet, braucht Glimpf, thut gemach, Bewahret Glaub und gut Gewissen rein, Dem will Gott Schutz und Helfer seyn." 158.
Das Märchen vom Schlauraffenland. Jn der Schlauraffenzeit da ging ich und sah an einem kleinen Seidenfaden hing Rom und der Lateran, und ein fußloser Mann der überlief ein schnelles Pferd, und ein bitterscharfes Schwert das durchhieb eine Brücke; da sah ich einen jungen Esel mit einer silbernen Nase der jug hinter zwei schnellen Hasen her, und eine Schoͤpfer und Erhalter ist, der auch der jungen Raͤblein Geschrei und Gebet hoͤret, denn ohne seinen Willen faͤllt auch kein Sperling oder Schneekuͤnglein auf die Erde.“ — „Wo hast du dies gelernt?“ — Antwortet der Sohn: „wie mich der große Windbraus von dir wegriß, kam ich in ein Kirch, da las ich den Sommer die Fliegen und Spinnen von den Fenstern ab, und hoͤret diese Spruͤch predigen, da hat mich der Vater aller Sperlinge den Sommer uͤber ernaͤhrt und behuͤtet vor allem Ungluͤck und grimmigen Voͤgeln.“ — „Traun! mein lieber Sohn, fleuchst du in die Kirchen und hilfest Spinnen und die sumsenden Fliegen aufraͤumen, und zirpst zu Gott, wie die jungen Raͤblein, und befiehlst dich dem ewigen Schoͤpfer, so wirst du wohl bleiben, und wenn die ganze Welt voll wilder tuͤckischer Voͤgel waͤre. Denn wer dem Herrn befiehlt seine Sach,
Schweigt, leidet, wartet, betet, braucht Glimpf, thut gemach, Bewahret Glaub und gut Gewissen rein, Dem will Gott Schutz und Helfer seyn.“ 158.
Das Maͤrchen vom Schlauraffenland. Jn der Schlauraffenzeit da ging ich und sah an einem kleinen Seidenfaden hing Rom und der Lateran, und ein fußloser Mann der uͤberlief ein schnelles Pferd, und ein bitterscharfes Schwert das durchhieb eine Bruͤcke; da sah ich einen jungen Esel mit einer silbernen Nase der jug hinter zwei schnellen Hasen her, und eine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0361" n="283"/> Schoͤpfer und Erhalter ist, der auch der jungen Raͤblein Geschrei und Gebet hoͤret, denn ohne seinen Willen faͤllt auch kein Sperling oder Schneekuͤnglein auf die Erde.“ — „Wo hast du dies gelernt?“ — Antwortet der Sohn: „wie mich der große Windbraus von dir wegriß, kam ich in ein Kirch, da las ich den Sommer die Fliegen und Spinnen von den Fenstern ab, und hoͤret diese Spruͤch predigen, da hat mich der Vater aller Sperlinge den Sommer uͤber ernaͤhrt und behuͤtet vor allem Ungluͤck und grimmigen Voͤgeln.“ — „Traun! mein lieber Sohn, fleuchst du in die Kirchen und hilfest Spinnen und die sumsenden Fliegen aufraͤumen, und zirpst zu Gott, wie die jungen Raͤblein, und befiehlst dich dem ewigen Schoͤpfer, so wirst du wohl bleiben, und wenn die ganze Welt voll wilder tuͤckischer Voͤgel waͤre.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Denn wer dem Herrn befiehlt seine Sach,</l><lb/> <l>Schweigt, leidet, wartet, betet, braucht Glimpf, thut gemach,</l><lb/> <l>Bewahret Glaub und gut Gewissen rein,</l><lb/> <l>Dem will Gott Schutz und Helfer seyn.“</l><lb/> </lg> </div> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">158.<lb/> Das Maͤrchen vom Schlauraffenland.</hi> </head><lb/> <p>Jn der Schlauraffenzeit da ging ich und sah an einem kleinen Seidenfaden hing Rom und der Lateran, und ein fußloser Mann der uͤberlief ein schnelles Pferd, und ein bitterscharfes Schwert das durchhieb eine Bruͤcke; da sah ich einen jungen Esel mit einer silbernen Nase der jug hinter zwei schnellen Hasen her, und eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [283/0361]
Schoͤpfer und Erhalter ist, der auch der jungen Raͤblein Geschrei und Gebet hoͤret, denn ohne seinen Willen faͤllt auch kein Sperling oder Schneekuͤnglein auf die Erde.“ — „Wo hast du dies gelernt?“ — Antwortet der Sohn: „wie mich der große Windbraus von dir wegriß, kam ich in ein Kirch, da las ich den Sommer die Fliegen und Spinnen von den Fenstern ab, und hoͤret diese Spruͤch predigen, da hat mich der Vater aller Sperlinge den Sommer uͤber ernaͤhrt und behuͤtet vor allem Ungluͤck und grimmigen Voͤgeln.“ — „Traun! mein lieber Sohn, fleuchst du in die Kirchen und hilfest Spinnen und die sumsenden Fliegen aufraͤumen, und zirpst zu Gott, wie die jungen Raͤblein, und befiehlst dich dem ewigen Schoͤpfer, so wirst du wohl bleiben, und wenn die ganze Welt voll wilder tuͤckischer Voͤgel waͤre.
Denn wer dem Herrn befiehlt seine Sach,
Schweigt, leidet, wartet, betet, braucht Glimpf, thut gemach,
Bewahret Glaub und gut Gewissen rein,
Dem will Gott Schutz und Helfer seyn.“
158.
Das Maͤrchen vom Schlauraffenland.
Jn der Schlauraffenzeit da ging ich und sah an einem kleinen Seidenfaden hing Rom und der Lateran, und ein fußloser Mann der uͤberlief ein schnelles Pferd, und ein bitterscharfes Schwert das durchhieb eine Bruͤcke; da sah ich einen jungen Esel mit einer silbernen Nase der jug hinter zwei schnellen Hasen her, und eine
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/361>, abgerufen am 22.02.2025. |