Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein trierisch: "wat? wat?" Da meinte der Herr Schulz, er spräche nicht anders als: "wade, wade durchs Wasser," und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden, tiefen Wellen; seinen Hut aber jagte der Wind hinüber an das jenseitige Ufer und ein Frosch setzte sich dabei und quackte, wat, wat, wat! Die sechs andern hörten das drüben und sprachen: "unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinüber waden, warum wir nicht auch?" Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam. 120.
Die drei Handwerksburschen. Es waren drei Handwerksbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden und nichts zu leben hatten, da sprach der eine: "was sollen wir anfangen? zusammenbleiben können wir nicht länger, das soll die letzte Stadt seyn, wo wir jetzt hineinkommen, finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen, daß wir ihm schreiben, wo wir uns aufhalten und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein trierisch: „wat? wat?“ Da meinte der Herr Schulz, er spraͤche nicht anders als: „wade, wade durchs Wasser,“ und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden, tiefen Wellen; seinen Hut aber jagte der Wind hinuͤber an das jenseitige Ufer und ein Frosch setzte sich dabei und quackte, wat, wat, wat! Die sechs andern hoͤrten das druͤben und sprachen: „unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinuͤber waden, warum wir nicht auch?“ Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam. 120.
Die drei Handwerksburschen. Es waren drei Handwerksbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden und nichts zu leben hatten, da sprach der eine: „was sollen wir anfangen? zusammenbleiben koͤnnen wir nicht laͤnger, das soll die letzte Stadt seyn, wo wir jetzt hineinkommen, finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen, daß wir ihm schreiben, wo wir uns aufhalten und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="160"/> Sprache nicht, was sie wollten, und fragte auf sein trierisch: „wat? wat?“ Da meinte der Herr Schulz, er spraͤche nicht anders als: „wade, wade durchs Wasser,“ und hub an, weil er der Vorderste war, sich auf den Weg zu machen und in die Mosel hineinzugehen. Nicht lang, so versank er in den Schlamm und in die antreibenden, tiefen Wellen; seinen Hut aber jagte der Wind hinuͤber an das jenseitige Ufer und ein Frosch setzte sich dabei und quackte, wat, wat, wat! Die sechs andern hoͤrten das druͤben und sprachen: „unser Gesell, der Herr Schulz, ruft uns, kann er hinuͤber waden, warum wir nicht auch?“ Sprangen darum eilig alle zusammen in das Wasser und ertranken, also daß ein Frosch allein ihrer sechse ums Leben brachte und niemand von dem Schwabenbund wieder nach Haus kam.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">120.<lb/> Die drei Handwerksburschen.</hi> </head><lb/> <p>Es waren drei Handwerksbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden und nichts zu leben hatten, da sprach der eine: „was sollen wir anfangen? zusammenbleiben koͤnnen wir nicht laͤnger, das soll die letzte Stadt seyn, wo wir jetzt hineinkommen, finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen, daß wir ihm schreiben, wo wir uns aufhalten und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns </p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0238]
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Die drei Handwerksburschen.
Es waren drei Handwerksbursche, die hatten es verabredet, immer mit einander zu wandern und in einer Stadt zu arbeiten. Auf eine Zeit aber war kein Verdienst mehr, so daß sie ganz abgerissen wurden und nichts zu leben hatten, da sprach der eine: „was sollen wir anfangen? zusammenbleiben koͤnnen wir nicht laͤnger, das soll die letzte Stadt seyn, wo wir jetzt hineinkommen, finden wir keine Arbeit, so wollen wir beim Herbergsvater ausmachen, daß wir ihm schreiben, wo wir uns aufhalten und einer vom andern Nachricht haben kann, und dann wollen wir uns
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Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/238>, abgerufen am 22.02.2025. |