Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819.kleinen Häuschen, das er mit dem silbernen Werkzeug gebaut hat, da ist es ein großes Schloß und ist alles darin von Silber und Gold, und da hat sie ihn geheirathet und war er reich, so reich, daß er für sein Lebtag genug hatte. Darum soll keiner sagen, daß wer albern ist, deshalb nichts rechts werden könne. 107.
Die Krähen. Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war und es nicht, wie die andern, in den Wirthshäusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Kameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz und wollten ihn um sein Geld bringen; sie stellten sich aber äußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm: "hör', was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als wären wir Gefangene, und gar einer wie du, der könnt' sich daheim was ordentliches verdienen und vergnügt leben." Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stück Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei: "wir müssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Gränze kommen wollen." -- "Ei! Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zurück, links müssen wir weiter." -- "Was! willst du dich mausig machen?" riefen die zwei, kleinen Haͤuschen, das er mit dem silbernen Werkzeug gebaut hat, da ist es ein großes Schloß und ist alles darin von Silber und Gold, und da hat sie ihn geheirathet und war er reich, so reich, daß er fuͤr sein Lebtag genug hatte. Darum soll keiner sagen, daß wer albern ist, deshalb nichts rechts werden koͤnne. 107.
Die Kraͤhen. Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war und es nicht, wie die andern, in den Wirthshaͤusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Kameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz und wollten ihn um sein Geld bringen; sie stellten sich aber aͤußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm: „hoͤr’, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als waͤren wir Gefangene, und gar einer wie du, der koͤnnt’ sich daheim was ordentliches verdienen und vergnuͤgt leben.“ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stuͤck Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei: „wir muͤssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Graͤnze kommen wollen.“ — „Ei! Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zuruͤck, links muͤssen wir weiter.“ — „Was! willst du dich mausig machen?“ riefen die zwei, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="107"/> kleinen Haͤuschen, das er mit dem silbernen Werkzeug gebaut hat, da ist es ein großes Schloß und ist alles darin von Silber und Gold, und da hat sie ihn geheirathet und war er reich, so reich, daß er fuͤr sein Lebtag genug hatte. Darum soll keiner sagen, daß wer albern ist, deshalb nichts rechts werden koͤnne.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">107.<lb/> Die Kraͤhen.</hi> </head><lb/> <p>Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war und es nicht, wie die andern, in den Wirthshaͤusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Kameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz und wollten ihn um sein Geld bringen; sie stellten sich aber aͤußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm: „hoͤr’, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als waͤren wir Gefangene, und gar einer wie du, der koͤnnt’ sich daheim was ordentliches verdienen und vergnuͤgt leben.“ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stuͤck Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei: „wir muͤssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Graͤnze kommen wollen.“ — „Ei! Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zuruͤck, links muͤssen wir weiter.“ — „Was! willst du dich mausig machen?“ riefen die zwei, </p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0185]
kleinen Haͤuschen, das er mit dem silbernen Werkzeug gebaut hat, da ist es ein großes Schloß und ist alles darin von Silber und Gold, und da hat sie ihn geheirathet und war er reich, so reich, daß er fuͤr sein Lebtag genug hatte. Darum soll keiner sagen, daß wer albern ist, deshalb nichts rechts werden koͤnne.
107.
Die Kraͤhen.
Es hatte ein rechtschaffener Soldat etwas Geld verdient und zusammengespart, weil er fleißig war und es nicht, wie die andern, in den Wirthshaͤusern durchbrachte. Nun waren zwei von seinen Kameraden, die hatten eigentlich ein falsches Herz und wollten ihn um sein Geld bringen; sie stellten sich aber aͤußerlich ganz freundschaftlich an. Auf eine Zeit sprachen sie zu ihm: „hoͤr’, was sollen wir hier in der Stadt liegen, wir sind ja eingeschlossen darin, als waͤren wir Gefangene, und gar einer wie du, der koͤnnt’ sich daheim was ordentliches verdienen und vergnuͤgt leben.“ Mit solchen Reden setzten sie ihm auch so lange zu, bis er endlich einwilligte und mit ihnen ausreißen wollte; die zwei andern hatten aber nichts anders im Sinn, als ihm draußen sein Geld abzunehmen. Wie sie nun ein Stuͤck Wegs fortgegangen waren, sagten die zwei: „wir muͤssen uns da rechts einschlagen, wenn wir an die Graͤnze kommen wollen.“ — „Ei! Gott bewahre, da gehts gerade wieder in die Stadt zuruͤck, links muͤssen wir weiter.“ — „Was! willst du dich mausig machen?“ riefen die zwei,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/185 |
Zitationshilfe: | Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 2. Berlin, 1819, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1819/185>, abgerufen am 22.02.2025. |