Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Doppelte und ist genug." Dann gab der Student
seinem Vater hundert Thaler und sagte, es sollte
ihm niemals fehlen und erzählte ihm die ganze
Geschichte, wie es gegangen wäre. Mit den an-
dern 300 Thalern aber ging er hin und studirte
aus; mit seinem Pflaster konnt' er hernach alle
Wunden heilen und war der berühmteste Doctor
in der ganzen Welt.

10.
De drei Vügelkens.

Et is wul dusent un meere Jaare hen, da
wören hier im Lanne luter kleine Künige, da hed
auck einer up den Keuterberge wünt (gewohnt), de
gink sau geren up de Jagd. Ase nu mal mit
sinen Jägern vom Schlotte heruttrok, höen (hü-
teten) unner den Berge drei Mäkens ire Köge
(Kühe), un wie sei den Künig mit den vielen
Küen seien, so reip de ölleste den anner beden
Mäkens to, un weis up den Künig: "helo! helo!
wenn ik den nig kriege, so will ik keinen!" da
antworde de tweide up de annere Side vom Ber-
ge, un weis up den, de dem Künige rechter
Hand gink: "helo! helo! wenn ik den nig kriege,
so will ik keinen!" Da reip de jüngeste un weis
up den, de linker Hand gink: "helo! helo! wenn
ik den nig kriege, so will ik keinen." Dat wö-

Doppelte und iſt genug.“ Dann gab der Student
ſeinem Vater hundert Thaler und ſagte, es ſollte
ihm niemals fehlen und erzaͤhlte ihm die ganze
Geſchichte, wie es gegangen waͤre. Mit den an-
dern 300 Thalern aber ging er hin und ſtudirte
aus; mit ſeinem Pflaſter konnt’ er hernach alle
Wunden heilen und war der beruͤhmteſte Doctor
in der ganzen Welt.

10.
De drei Vuͤgelkens.

Et is wul duſent un meere Jaare hen, da
woͤren hier im Lanne luter kleine Kuͤnige, da hed
auck einer up den Keuterberge wuͤnt (gewohnt), de
gink ſau geren up de Jagd. Aſe nu mal mit
ſinen Jaͤgern vom Schlotte heruttrok, hoͤen (huͤ-
teten) unner den Berge drei Maͤkens ire Koͤge
(Kuͤhe), un wie ſei den Kuͤnig mit den vielen
Kuͤen ſeien, ſo reip de oͤlleſte den anner beden
Maͤkens to, un weis up den Kuͤnig: „helo! helo!
wenn ik den nig kriege, ſo will ik keinen!“ da
antworde de tweide up de annere Side vom Ber-
ge, un weis up den, de dem Kuͤnige rechter
Hand gink: „helo! helo! wenn ik den nig kriege,
ſo will ik keinen!“ Da reip de juͤngeſte un weis
up den, de linker Hand gink: „helo! helo! wenn
ik den nig kriege, ſo will ik keinen.“ Dat woͤ-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0094" n="73"/>
Doppelte und i&#x017F;t genug.&#x201C; Dann gab der Student<lb/>
&#x017F;einem Vater hundert Thaler und &#x017F;agte, es &#x017F;ollte<lb/>
ihm niemals fehlen und erza&#x0364;hlte ihm die ganze<lb/>
Ge&#x017F;chichte, wie es gegangen wa&#x0364;re. Mit den an-<lb/>
dern 300 Thalern aber ging er hin und &#x017F;tudirte<lb/>
aus; mit &#x017F;einem Pfla&#x017F;ter konnt&#x2019; er hernach alle<lb/>
Wunden heilen und war der beru&#x0364;hmte&#x017F;te Doctor<lb/>
in der ganzen Welt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>10.<lb/><hi rendition="#g">De drei Vu&#x0364;gelkens</hi>.</head><lb/>
        <p>Et is wul du&#x017F;ent un meere Jaare hen, da<lb/>
wo&#x0364;ren hier im Lanne luter kleine Ku&#x0364;nige, da hed<lb/>
auck einer up den Keuterberge wu&#x0364;nt (gewohnt), de<lb/>
gink &#x017F;au geren up de Jagd. A&#x017F;e nu mal mit<lb/>
&#x017F;inen Ja&#x0364;gern vom Schlotte heruttrok, ho&#x0364;en (hu&#x0364;-<lb/>
teten) unner den Berge drei Ma&#x0364;kens ire Ko&#x0364;ge<lb/>
(Ku&#x0364;he), un wie &#x017F;ei den Ku&#x0364;nig mit den vielen<lb/>
Ku&#x0364;en &#x017F;eien, &#x017F;o reip de o&#x0364;lle&#x017F;te den anner beden<lb/>
Ma&#x0364;kens to, un weis up den Ku&#x0364;nig: &#x201E;helo! helo!<lb/>
wenn ik den nig kriege, &#x017F;o will ik keinen!&#x201C; da<lb/>
antworde de tweide up de annere Side vom Ber-<lb/>
ge, un weis up den, de dem Ku&#x0364;nige rechter<lb/>
Hand gink: &#x201E;helo! helo! wenn ik den nig kriege,<lb/>
&#x017F;o will ik keinen!&#x201C; Da reip de ju&#x0364;nge&#x017F;te un weis<lb/>
up den, de linker Hand gink: &#x201E;helo! helo! wenn<lb/>
ik den nig kriege, &#x017F;o will ik keinen.&#x201C; Dat wo&#x0364;-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0094] Doppelte und iſt genug.“ Dann gab der Student ſeinem Vater hundert Thaler und ſagte, es ſollte ihm niemals fehlen und erzaͤhlte ihm die ganze Geſchichte, wie es gegangen waͤre. Mit den an- dern 300 Thalern aber ging er hin und ſtudirte aus; mit ſeinem Pflaſter konnt’ er hernach alle Wunden heilen und war der beruͤhmteſte Doctor in der ganzen Welt. 10. De drei Vuͤgelkens. Et is wul duſent un meere Jaare hen, da woͤren hier im Lanne luter kleine Kuͤnige, da hed auck einer up den Keuterberge wuͤnt (gewohnt), de gink ſau geren up de Jagd. Aſe nu mal mit ſinen Jaͤgern vom Schlotte heruttrok, hoͤen (huͤ- teten) unner den Berge drei Maͤkens ire Koͤge (Kuͤhe), un wie ſei den Kuͤnig mit den vielen Kuͤen ſeien, ſo reip de oͤlleſte den anner beden Maͤkens to, un weis up den Kuͤnig: „helo! helo! wenn ik den nig kriege, ſo will ik keinen!“ da antworde de tweide up de annere Side vom Ber- ge, un weis up den, de dem Kuͤnige rechter Hand gink: „helo! helo! wenn ik den nig kriege, ſo will ik keinen!“ Da reip de juͤngeſte un weis up den, de linker Hand gink: „helo! helo! wenn ik den nig kriege, ſo will ik keinen.“ Dat woͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/94
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/94>, abgerufen am 18.11.2024.