Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815.

Bild:
<< vorherige Seite

Sesam auffallend an die Namen Semsi und
Semeli, wie der Berg in den deutschen Sagen
heißt, erinnert. Gerade diese Bergbenennung ist
uralt in Deutschland, nach einer Urkunde bei Pisto-
rius III. 642. heißt ein Berg im Grabfeld Similes
und in einem Schweizerlied (Kuhns Kühreihen,
Bern 1810. S. 20. und Spaziers Wanderungen,
Gotha 1790. S. 340. 341.) wird ein Simeliberg
wiederum erwähnt. Man kann dabei an das schwei-
zerische simel für sinbel: rund denken. (s. Stalders
Wörterbuch.)

57.
Kinder in Hungersnoth.

(No. 57. -- 69. aus schriftlichen Quellen gesammelt.)

Prätorius (im Abentheuerlichen Glückstopf, 1669.
S. 191. 192.) gibt die Sage, wie er sie gehört hat,
die Mutter soll zu Grafelitz über Eger in Böhmen
gelebt haben.

58.
Das Eselein.

Nach einem lateinischen Gedicht in elegischem
Sylbenmaß aus der zweiten Hälfte des 15ten Jahr-
hunderts in einer Straßburg. Handschrift (MSS.
Johann. c. 105. 5 Blätter) unter dem Titel Asi-
narius
. Die Erzählung ist wie in dem Raparius
(60.) breit, doch nicht ungefällig. Anfang:

Rex fuit ignotae quondam regionis et urbis,
sed regis nomen pagina nulla docet,

Is sibi consortem regni talamique sodalem
sortitus fuerat nobilitate parem.

Schluß:

post liaec preterea patris sortitur honorem
sicque regit regum rex duo regna duum.

Ueber den Inhalt vergl. die Anmerkung zu Hans
mein Igel, No. 22. Eigentlich müßte nach der Be-
lauschung des geheimnißreichen Zaubers Unglück er-

Seſam auffallend an die Namen Semſi und
Semeli, wie der Berg in den deutſchen Sagen
heißt, erinnert. Gerade dieſe Bergbenennung iſt
uralt in Deutſchland, nach einer Urkunde bei Piſto-
rius III. 642. heißt ein Berg im Grabfeld Similes
und in einem Schweizerlied (Kuhns Kuͤhreihen,
Bern 1810. S. 20. und Spaziers Wanderungen,
Gotha 1790. S. 340. 341.) wird ein Simeliberg
wiederum erwaͤhnt. Man kann dabei an das ſchwei-
zeriſche ſimel fuͤr ſinbel: rund denken. (ſ. Stalders
Woͤrterbuch.)

57.
Kinder in Hungersnoth.

(No. 57. — 69. aus ſchriftlichen Quellen geſammelt.)

Praͤtorius (im Abentheuerlichen Gluͤckstopf, 1669.
S. 191. 192.) gibt die Sage, wie er ſie gehoͤrt hat,
die Mutter ſoll zu Grafelitz uͤber Eger in Boͤhmen
gelebt haben.

58.
Das Eſelein.

Nach einem lateiniſchen Gedicht in elegiſchem
Sylbenmaß aus der zweiten Haͤlfte des 15ten Jahr-
hunderts in einer Straßburg. Handſchrift (MSS.
Johann. c. 105. 5 Blaͤtter) unter dem Titel Aſi-
narius
. Die Erzaͤhlung iſt wie in dem Raparius
(60.) breit, doch nicht ungefaͤllig. Anfang:

Rex fuit ignotae quondam regionis et urbis,
ſed regis nomen pagina nulla docet,

Is ſibi conſortem regni talamique ſodalem
ſortitus fuerat nobilitate parem.

Schluß:

poſt liaec preterea patris ſortitur honorem
ſicque regit regum rex duo regna duum.

Ueber den Inhalt vergl. die Anmerkung zu Hans
mein Igel, No. 22. Eigentlich muͤßte nach der Be-
lauſchung des geheimnißreichen Zaubers Ungluͤck er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0362" n="XXXXIII[XLIII]"/><hi rendition="#g">Se&#x017F;am</hi> auffallend an die Namen <hi rendition="#g">Sem&#x017F;i</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Semeli</hi>, wie der Berg in den deut&#x017F;chen Sagen<lb/>
heißt, erinnert. Gerade die&#x017F;e Bergbenennung i&#x017F;t<lb/>
uralt in Deut&#x017F;chland, nach einer Urkunde bei Pi&#x017F;to-<lb/>
rius <hi rendition="#aq">III.</hi> 642. heißt ein Berg im Grabfeld <hi rendition="#g">Similes</hi><lb/>
und in einem Schweizerlied (Kuhns <hi rendition="#g">Ku&#x0364;hreihen</hi>,<lb/>
Bern 1810. S. 20. und Spaziers Wanderungen,<lb/>
Gotha 1790. S. 340. 341.) wird ein <hi rendition="#g">Simeliberg</hi><lb/>
wiederum erwa&#x0364;hnt. Man kann dabei an das &#x017F;chwei-<lb/>
zeri&#x017F;che <hi rendition="#g">&#x017F;imel</hi> fu&#x0364;r &#x017F;inbel: rund denken. (&#x017F;. Stalders<lb/>
Wo&#x0364;rterbuch.)</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>57.<lb/><hi rendition="#g">Kinder in Hungersnoth</hi>.</head><lb/>
          <p>(No. 57. &#x2014; 69. aus &#x017F;chriftlichen Quellen ge&#x017F;ammelt.)</p><lb/>
          <p>Pra&#x0364;torius (im Abentheuerlichen Glu&#x0364;ckstopf, 1669.<lb/>
S. 191. 192.) gibt die Sage, wie er &#x017F;ie geho&#x0364;rt hat,<lb/>
die Mutter &#x017F;oll zu Grafelitz u&#x0364;ber Eger in Bo&#x0364;hmen<lb/>
gelebt haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>58.<lb/><hi rendition="#g">Das E&#x017F;elein</hi>.</head><lb/>
          <p>Nach einem lateini&#x017F;chen Gedicht in elegi&#x017F;chem<lb/>
Sylbenmaß aus der zweiten Ha&#x0364;lfte des 15ten Jahr-<lb/>
hunderts in einer Straßburg. Hand&#x017F;chrift (<hi rendition="#aq">MSS.</hi><lb/>
Johann. <hi rendition="#aq">c.</hi> 105. 5 Bla&#x0364;tter) unter dem Titel <hi rendition="#g">A&#x017F;i-<lb/>
narius</hi>. Die Erza&#x0364;hlung i&#x017F;t wie in dem Raparius<lb/>
(60.) breit, doch nicht ungefa&#x0364;llig. Anfang:</p><lb/>
          <lg>
            <l> <hi rendition="#aq">Rex fuit ignotae quondam regionis et urbis,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ed regis nomen pagina nulla docet,</hi></hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">Is &#x017F;ibi con&#x017F;ortem regni talamique &#x017F;odalem<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ortitus fuerat nobilitate parem.</hi></hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Schluß:</p><lb/>
          <lg>
            <l> <hi rendition="#aq">po&#x017F;t liaec preterea patris &#x017F;ortitur honorem<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;icque regit regum rex duo regna duum.</hi></hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Ueber den Inhalt vergl. die Anmerkung zu Hans<lb/>
mein Igel, No. 22. Eigentlich mu&#x0364;ßte nach der Be-<lb/>
lau&#x017F;chung des geheimnißreichen Zaubers Unglu&#x0364;ck er-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[XXXXIII[XLIII]/0362] Seſam auffallend an die Namen Semſi und Semeli, wie der Berg in den deutſchen Sagen heißt, erinnert. Gerade dieſe Bergbenennung iſt uralt in Deutſchland, nach einer Urkunde bei Piſto- rius III. 642. heißt ein Berg im Grabfeld Similes und in einem Schweizerlied (Kuhns Kuͤhreihen, Bern 1810. S. 20. und Spaziers Wanderungen, Gotha 1790. S. 340. 341.) wird ein Simeliberg wiederum erwaͤhnt. Man kann dabei an das ſchwei- zeriſche ſimel fuͤr ſinbel: rund denken. (ſ. Stalders Woͤrterbuch.) 57. Kinder in Hungersnoth. (No. 57. — 69. aus ſchriftlichen Quellen geſammelt.) Praͤtorius (im Abentheuerlichen Gluͤckstopf, 1669. S. 191. 192.) gibt die Sage, wie er ſie gehoͤrt hat, die Mutter ſoll zu Grafelitz uͤber Eger in Boͤhmen gelebt haben. 58. Das Eſelein. Nach einem lateiniſchen Gedicht in elegiſchem Sylbenmaß aus der zweiten Haͤlfte des 15ten Jahr- hunderts in einer Straßburg. Handſchrift (MSS. Johann. c. 105. 5 Blaͤtter) unter dem Titel Aſi- narius. Die Erzaͤhlung iſt wie in dem Raparius (60.) breit, doch nicht ungefaͤllig. Anfang: Rex fuit ignotae quondam regionis et urbis, ſed regis nomen pagina nulla docet, Is ſibi conſortem regni talamique ſodalem ſortitus fuerat nobilitate parem. Schluß: poſt liaec preterea patris ſortitur honorem ſicque regit regum rex duo regna duum. Ueber den Inhalt vergl. die Anmerkung zu Hans mein Igel, No. 22. Eigentlich muͤßte nach der Be- lauſchung des geheimnißreichen Zaubers Ungluͤck er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/362
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXXXIII[XLIII]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/362>, abgerufen am 18.12.2024.