(Hessisch.) Einmal die uralte Fabel vom Krüg- lein, das nie versiegt, und das nur die reine Un- schuld in ihrer Gewalt hat; (vergl. zumal die indi- sche Erzählung von dem Kochtopf, in den man blos ein Reißkorn zu thun braucht und der daraus unauf- hörlich Speise kocht. Polier II. 45.) dann die Sage vom Zauberlehrling in Göthes Lied; wiewohl sie eine Darstellung ohne Gleichen dort erhalten, so tritt doch die eigentliche tiefe Mythe nicht so klar hervor und der Nachdruck ruht auf der Herrschaft des Mei- sters. -- Brei wie Brot als ursprüngliche, einfache Speise, bedeutet überhaupt alle Nahrung; sonst war es in Thüringen gebräuchlich zur Fastnacht Hirsen- brei zu essen, weil man glaubte, daß dann durchs ganze Jahr kein Mangel entstehen werde vgl. Prä- tor. Glückstopf S. 260. So stiftet auch die weise Frau zur Belohnung der Arbeiter ein Fest des süßen Breies.
18. Die treuen Thiere.
(Aus der Schwalmgegend.) Eine schöne Verbin- dung mit dem Thiermärchen, wie sie in No. 74. des ersten Bandes vorkommt. Die Schonung der her- nach dankbar helfenden Thiere ist auch in I. 16. vgl. die dortige Anmerkung und Nr. 63. wie im ge- stiefelten Kater. Im Pentameron V. 3. ein sehr ei- genthümliches Märchen, das jedoch mit diesem weiter keine Gemeinschaft hat, von dem scarafone, sorece und grillo. Merkwürdig ist hier die Thätigkeit der Maus und wie sie den schlafenden Feind beißt; dies erinnert an Loki, der als Fliege die schlafende Freya sticht, damit sie das Halsband ablege. Die Thiere der Fabel sind nichts als verwandelte Helden und Menschen. -- Der weiße eirunde Stein ist vermuth- lich ein sogenannter Weise, isl. Jarknasteine (vgl. die Anmerkung zur Str. 8. des dritten Gudrunen- Lieds.)
17. Vom ſuͤßen Brei.
(Heſſiſch.) Einmal die uralte Fabel vom Kruͤg- lein, das nie verſiegt, und das nur die reine Un- ſchuld in ihrer Gewalt hat; (vergl. zumal die indi- ſche Erzaͤhlung von dem Kochtopf, in den man blos ein Reißkorn zu thun braucht und der daraus unauf- hoͤrlich Speiſe kocht. Polier II. 45.) dann die Sage vom Zauberlehrling in Goͤthes Lied; wiewohl ſie eine Darſtellung ohne Gleichen dort erhalten, ſo tritt doch die eigentliche tiefe Mythe nicht ſo klar hervor und der Nachdruck ruht auf der Herrſchaft des Mei- ſters. — Brei wie Brot als urſpruͤngliche, einfache Speiſe, bedeutet uͤberhaupt alle Nahrung; ſonſt war es in Thuͤringen gebraͤuchlich zur Faſtnacht Hirſen- brei zu eſſen, weil man glaubte, daß dann durchs ganze Jahr kein Mangel entſtehen werde vgl. Praͤ- tor. Gluͤckstopf S. 260. So ſtiftet auch die weiſe Frau zur Belohnung der Arbeiter ein Feſt des ſuͤßen Breies.
18. Die treuen Thiere.
(Aus der Schwalmgegend.) Eine ſchoͤne Verbin- dung mit dem Thiermaͤrchen, wie ſie in No. 74. des erſten Bandes vorkommt. Die Schonung der her- nach dankbar helfenden Thiere iſt auch in I. 16. vgl. die dortige Anmerkung und Nr. 63. wie im ge- ſtiefelten Kater. Im Pentameron V. 3. ein ſehr ei- genthuͤmliches Maͤrchen, das jedoch mit dieſem weiter keine Gemeinſchaft hat, von dem ſcarafone, ſorece und grillo. Merkwuͤrdig iſt hier die Thaͤtigkeit der Maus und wie ſie den ſchlafenden Feind beißt; dies erinnert an Loki, der als Fliege die ſchlafende Freya ſticht, damit ſie das Halsband ablege. Die Thiere der Fabel ſind nichts als verwandelte Helden und Menſchen. — Der weiße eirunde Stein iſt vermuth- lich ein ſogenannter Weiſe, isl. Jarknaſteine (vgl. die Anmerkung zur Str. 8. des dritten Gudrunen- Lieds.)
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[XXIII/0342]
17.
Vom ſuͤßen Brei.
(Heſſiſch.) Einmal die uralte Fabel vom Kruͤg-
lein, das nie verſiegt, und das nur die reine Un-
ſchuld in ihrer Gewalt hat; (vergl. zumal die indi-
ſche Erzaͤhlung von dem Kochtopf, in den man blos
ein Reißkorn zu thun braucht und der daraus unauf-
hoͤrlich Speiſe kocht. Polier II. 45.) dann die Sage
vom Zauberlehrling in Goͤthes Lied; wiewohl ſie eine
Darſtellung ohne Gleichen dort erhalten, ſo tritt doch
die eigentliche tiefe Mythe nicht ſo klar hervor und
der Nachdruck ruht auf der Herrſchaft des Mei-
ſters. — Brei wie Brot als urſpruͤngliche, einfache
Speiſe, bedeutet uͤberhaupt alle Nahrung; ſonſt war
es in Thuͤringen gebraͤuchlich zur Faſtnacht Hirſen-
brei zu eſſen, weil man glaubte, daß dann durchs
ganze Jahr kein Mangel entſtehen werde vgl. Praͤ-
tor. Gluͤckstopf S. 260. So ſtiftet auch die weiſe
Frau zur Belohnung der Arbeiter ein Feſt des ſuͤßen
Breies.
18.
Die treuen Thiere.
(Aus der Schwalmgegend.) Eine ſchoͤne Verbin-
dung mit dem Thiermaͤrchen, wie ſie in No. 74. des
erſten Bandes vorkommt. Die Schonung der her-
nach dankbar helfenden Thiere iſt auch in I. 16.
vgl. die dortige Anmerkung und Nr. 63. wie im ge-
ſtiefelten Kater. Im Pentameron V. 3. ein ſehr ei-
genthuͤmliches Maͤrchen, das jedoch mit dieſem weiter
keine Gemeinſchaft hat, von dem ſcarafone, ſorece
und grillo. Merkwuͤrdig iſt hier die Thaͤtigkeit der
Maus und wie ſie den ſchlafenden Feind beißt; dies
erinnert an Loki, der als Fliege die ſchlafende Freya
ſticht, damit ſie das Halsband ablege. Die Thiere
der Fabel ſind nichts als verwandelte Helden und
Menſchen. — Der weiße eirunde Stein iſt vermuth-
lich ein ſogenannter Weiſe, isl. Jarknaſteine (vgl.
die Anmerkung zur Str. 8. des dritten Gudrunen-
Lieds.)
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/342>, abgerufen am 18.12.2024.
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