in der Kirche und ging dem Kleinen nach, da sah er, wie er sein Brot mit der Mutter Gottes theilte. Auf eine Zeit ward er krank und konnte acht Tage nicht aus dem Bett, wie er aber zuerst wieder aufstand, nahm er gleich Essen und der Pfarrer ging ihm nach und sah, wie er's hinbrachte und hörte ihn sprechen: "lieber Gott, nimm's nicht übel, daß ich so lange nichts gebracht, ich war aber krank und konnte nicht aufstehen." Da antwortete das Bild und sprach: "das thut nichts, ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist genug und nächsten Sonntag sollst du zu mir auf die Hochzeit kommen." Der Junge freute sich sehr und der Pfarrer bat ihn, zu gehen und das Bild zu fragen, ob er auch dürfe mitkommen. "Nein, sagte das Bild, du allein." Der Pfar- rer aber wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Kleine zufrieden und nächsten Sonntag, wie's Abendmahl an ihn kommt, fällt er um und ist todt und war zur ewi- gen Hochzeit.
36. Die lange Nase.
Es waren drei alte abgedankte Soldaten, die waren so alt, daß sie auch keine Libermilch mehr beißen konnten, da schickte sie der König fort, gab
in der Kirche und ging dem Kleinen nach, da ſah er, wie er ſein Brot mit der Mutter Gottes theilte. Auf eine Zeit ward er krank und konnte acht Tage nicht aus dem Bett, wie er aber zuerſt wieder aufſtand, nahm er gleich Eſſen und der Pfarrer ging ihm nach und ſah, wie er’s hinbrachte und hoͤrte ihn ſprechen: „lieber Gott, nimm’s nicht uͤbel, daß ich ſo lange nichts gebracht, ich war aber krank und konnte nicht aufſtehen.“ Da antwortete das Bild und ſprach: „das thut nichts, ich habe deinen guten Willen geſehen, das iſt genug und naͤchſten Sonntag ſollſt du zu mir auf die Hochzeit kommen.“ Der Junge freute ſich ſehr und der Pfarrer bat ihn, zu gehen und das Bild zu fragen, ob er auch duͤrfe mitkommen. „Nein, ſagte das Bild, du allein.“ Der Pfar- rer aber wollte ihn erſt vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Kleine zufrieden und naͤchſten Sonntag, wie’s Abendmahl an ihn kommt, faͤllt er um und iſt todt und war zur ewi- gen Hochzeit.
36. Die lange Naſe.
Es waren drei alte abgedankte Soldaten, die waren ſo alt, daß ſie auch keine Libermilch mehr beißen konnten, da ſchickte ſie der Koͤnig fort, gab
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0206"n="185"/>
in der Kirche und ging dem Kleinen nach, da ſah<lb/>
er, wie er ſein Brot mit der Mutter Gottes<lb/>
theilte. Auf eine Zeit ward er krank und konnte<lb/>
acht Tage nicht aus dem Bett, wie er aber zuerſt<lb/>
wieder aufſtand, nahm er gleich Eſſen und der<lb/>
Pfarrer ging ihm nach und ſah, wie er’s hinbrachte<lb/>
und hoͤrte ihn ſprechen: „lieber Gott, nimm’s<lb/>
nicht uͤbel, daß ich ſo lange nichts gebracht, ich<lb/>
war aber krank und konnte nicht aufſtehen.“ Da<lb/>
antwortete das Bild und ſprach: „das thut<lb/>
nichts, ich habe deinen guten Willen geſehen, das<lb/>
iſt genug und naͤchſten Sonntag ſollſt du zu mir<lb/>
auf die Hochzeit kommen.“ Der Junge freute<lb/>ſich ſehr und der Pfarrer bat ihn, zu gehen und<lb/>
das Bild zu fragen, ob er auch duͤrfe mitkommen.<lb/>„Nein, ſagte das Bild, du allein.“ Der Pfar-<lb/>
rer aber wollte ihn erſt vorbereiten und ihm das<lb/>
Abendmahl geben, das war der Kleine zufrieden<lb/>
und naͤchſten Sonntag, wie’s Abendmahl an ihn<lb/>
kommt, faͤllt er um und iſt todt und war zur ewi-<lb/>
gen Hochzeit.</p></div><lb/><divn="1"><head>36.<lb/><hirendition="#g">Die lange Naſe</hi>.</head><lb/><p>Es waren drei alte abgedankte Soldaten, die<lb/>
waren ſo alt, daß ſie auch keine Libermilch mehr<lb/>
beißen konnten, da ſchickte ſie der Koͤnig fort, gab<lb/></p></div></body></text></TEI>
[185/0206]
in der Kirche und ging dem Kleinen nach, da ſah
er, wie er ſein Brot mit der Mutter Gottes
theilte. Auf eine Zeit ward er krank und konnte
acht Tage nicht aus dem Bett, wie er aber zuerſt
wieder aufſtand, nahm er gleich Eſſen und der
Pfarrer ging ihm nach und ſah, wie er’s hinbrachte
und hoͤrte ihn ſprechen: „lieber Gott, nimm’s
nicht uͤbel, daß ich ſo lange nichts gebracht, ich
war aber krank und konnte nicht aufſtehen.“ Da
antwortete das Bild und ſprach: „das thut
nichts, ich habe deinen guten Willen geſehen, das
iſt genug und naͤchſten Sonntag ſollſt du zu mir
auf die Hochzeit kommen.“ Der Junge freute
ſich ſehr und der Pfarrer bat ihn, zu gehen und
das Bild zu fragen, ob er auch duͤrfe mitkommen.
„Nein, ſagte das Bild, du allein.“ Der Pfar-
rer aber wollte ihn erſt vorbereiten und ihm das
Abendmahl geben, das war der Kleine zufrieden
und naͤchſten Sonntag, wie’s Abendmahl an ihn
kommt, faͤllt er um und iſt todt und war zur ewi-
gen Hochzeit.
36.
Die lange Naſe.
Es waren drei alte abgedankte Soldaten, die
waren ſo alt, daß ſie auch keine Libermilch mehr
beißen konnten, da ſchickte ſie der Koͤnig fort, gab
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 2. Berlin, 1815, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen02_1815/206>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.