Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.75. Der Fuchs und die Katze. Es trug sich zu, daß die Katze in einem Walde dem Herrn Fuchs begegnete, und weil sie dachte 'er ist gescheidt und wohl erfahren, und gilt viel in der Welt,' so sprach sie ihm freundlich zu. 'Guten Tag, lieber Herr Fuchs, wie gehts? wie stehts? wie schlagt ihr euch durch in dieser theuren Zeit?' Der Fuchs, alles Hochmuthes voll, sah sie an von Kopf bis zu Füßen, und wußte lange nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er 'o du armseliger Wicht, du buntscheckiger Narr, du Hungerleider und Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? du unterstehst dich zu fragen wie mirs gehe? was hast du gelernt? wie viel Künste verstehst du?' 'Jch verstehe nur eine einzige' antwortete bescheidentlich die Katze. 'Was ist das für eine Kunst?' fragte der Fuchs. 'Wenn die Hunde hinter mir her sind, so kann ich auf einen Baum springen, und mich retten!' 'Jst das al1es?' sagte der Fuchs, 'ich bin Herr über hundert Künste, und habe überdies noch einen Sack voll Liste. Du jammerst mich, komm mit mir, ich will dich lehren wie man den Hunden entgeht.' Jndem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behend auf einen Baum, und setzte sich in den Gipfel, wo Äste und Laubwerk sie völlig verbargen. 75. Der Fuchs und die Katze. Es trug sich zu, daß die Katze in einem Walde dem Herrn Fuchs begegnete, und weil sie dachte ‘er ist gescheidt und wohl erfahren, und gilt viel in der Welt,’ so sprach sie ihm freundlich zu. ‘Guten Tag, lieber Herr Fuchs, wie gehts? wie stehts? wie schlagt ihr euch durch in dieser theuren Zeit?’ Der Fuchs, alles Hochmuthes voll, sah sie an von Kopf bis zu Füßen, und wußte lange nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er ‘o du armseliger Wicht, du buntscheckiger Narr, du Hungerleider und Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? du unterstehst dich zu fragen wie mirs gehe? was hast du gelernt? wie viel Künste verstehst du?’ ‘Jch verstehe nur eine einzige’ antwortete bescheidentlich die Katze. ‘Was ist das für eine Kunst?’ fragte der Fuchs. ‘Wenn die Hunde hinter mir her sind, so kann ich auf einen Baum springen, und mich retten!’ ‘Jst das al1es?’ sagte der Fuchs, ‘ich bin Herr über hundert Künste, und habe überdies noch einen Sack voll Liste. Du jammerst mich, komm mit mir, ich will dich lehren wie man den Hunden entgeht.’ Jndem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behend auf einen Baum, und setzte sich in den Gipfel, wo Äste und Laubwerk sie völlig verbargen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0488" n="450"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">75.<lb/> Der Fuchs und die Katze.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>s trug sich zu, daß die Katze in einem Walde dem Herrn Fuchs begegnete, und weil sie dachte ‘er ist gescheidt und wohl erfahren, und gilt viel in der Welt,’ so sprach sie ihm freundlich zu. ‘Guten Tag, lieber Herr Fuchs, wie gehts? wie stehts? wie schlagt ihr euch durch in dieser theuren Zeit?’ Der Fuchs, alles Hochmuthes voll, sah sie an von Kopf bis zu Füßen, und wußte lange nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er ‘o du armseliger Wicht, du buntscheckiger Narr, du Hungerleider und Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? du unterstehst dich zu fragen wie mirs gehe? was hast du gelernt? wie viel Künste verstehst du?’ ‘Jch verstehe nur eine einzige’ antwortete bescheidentlich die Katze. ‘Was ist das für eine Kunst?’ fragte der Fuchs. ‘Wenn die Hunde hinter mir her sind, so kann ich auf einen Baum springen, und mich retten!’ ‘Jst das al1es?’ sagte der Fuchs, ‘ich bin Herr über hundert Künste, und habe überdies noch einen Sack voll Liste. Du jammerst mich, komm mit mir, ich will dich lehren wie man den Hunden entgeht.’ Jndem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behend auf einen Baum, und setzte sich in den Gipfel, wo Äste und Laubwerk sie völlig verbargen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [450/0488]
75.
Der Fuchs und die Katze.
Es trug sich zu, daß die Katze in einem Walde dem Herrn Fuchs begegnete, und weil sie dachte ‘er ist gescheidt und wohl erfahren, und gilt viel in der Welt,’ so sprach sie ihm freundlich zu. ‘Guten Tag, lieber Herr Fuchs, wie gehts? wie stehts? wie schlagt ihr euch durch in dieser theuren Zeit?’ Der Fuchs, alles Hochmuthes voll, sah sie an von Kopf bis zu Füßen, und wußte lange nicht, ob er eine Antwort geben sollte. Endlich sprach er ‘o du armseliger Wicht, du buntscheckiger Narr, du Hungerleider und Mäusejäger, was kommt dir in den Sinn? du unterstehst dich zu fragen wie mirs gehe? was hast du gelernt? wie viel Künste verstehst du?’ ‘Jch verstehe nur eine einzige’ antwortete bescheidentlich die Katze. ‘Was ist das für eine Kunst?’ fragte der Fuchs. ‘Wenn die Hunde hinter mir her sind, so kann ich auf einen Baum springen, und mich retten!’ ‘Jst das al1es?’ sagte der Fuchs, ‘ich bin Herr über hundert Künste, und habe überdies noch einen Sack voll Liste. Du jammerst mich, komm mit mir, ich will dich lehren wie man den Hunden entgeht.’ Jndem kam ein Jäger mit vier Hunden daher. Die Katze sprang behend auf einen Baum, und setzte sich in den Gipfel, wo Äste und Laubwerk sie völlig verbargen.
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