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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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10.
Das Lumpengesindel.

Hähnchen sprach zum Hühnchen 'die Nüsse sind reif geworden, da wollen wir mit einander auf den Berg gehen, und uns einmal recht satt daran essen, ehe sie das Eichhorn alle wegholt.' 'Ja,' antwortete das Hühnchen, 'komm, wir wollen uns eine Lust miteinander machen.' Da giengen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiß ich nicht ob sie sich so dick gegessen hatten, oder ob sie so übermüthig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuß nach Haus gehen, und das Hähnchen mußte einen kleinen Wagen von Nußschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Hühnchen hinein und sagte zum Hähnchen 'du kannst dich nur immer vorspannen.' 'Du kommst mir recht,' sagte das Hähnchen, 'lieber geh ich zu Fuß nach Haus, als daß ich mich vorspannen lasse, nein, so haben wir nicht gewettet. Kutscher will ich wohl seyn und auf dem Bock sitzen, aber selbst ziehen, das thu ich nicht.'

Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher 'ihr Diebsvolk, wer hat euch geheißen in meinen Nußberg gehen, wartet, das soll euch schlecht bekommen!' gieng damit auf das Hähnchen los. Aber Hähnchen war auch nicht faul, und stieg der Ente

10.
Das Lumpengesindel.

Haͤhnchen sprach zum Huͤhnchen ‘die Nuͤsse sind reif geworden, da wollen wir mit einander auf den Berg gehen, und uns einmal recht satt daran essen, ehe sie das Eichhorn alle wegholt.’ ‘Ja,’ antwortete das Huͤhnchen, ‘komm, wir wollen uns eine Lust miteinander machen.’ Da giengen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiß ich nicht ob sie sich so dick gegessen hatten, oder ob sie so uͤbermuͤthig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuß nach Haus gehen, und das Haͤhnchen mußte einen kleinen Wagen von Nußschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Huͤhnchen hinein und sagte zum Haͤhnchen ‘du kannst dich nur immer vorspannen.’ ‘Du kommst mir recht,’ sagte das Haͤhnchen, ‘lieber geh ich zu Fuß nach Haus, als daß ich mich vorspannen lasse, nein, so haben wir nicht gewettet. Kutscher will ich wohl seyn und auf dem Bock sitzen, aber selbst ziehen, das thu ich nicht.’

Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher ‘ihr Diebsvolk, wer hat euch geheißen in meinen Nußberg gehen, wartet, das soll euch schlecht bekommen!’ gieng damit auf das Haͤhnchen los. Aber Haͤhnchen war auch nicht faul, und stieg der Ente

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[64/0095] 10. Das Lumpengesindel. Haͤhnchen sprach zum Huͤhnchen ‘die Nuͤsse sind reif geworden, da wollen wir mit einander auf den Berg gehen, und uns einmal recht satt daran essen, ehe sie das Eichhorn alle wegholt.’ ‘Ja,’ antwortete das Huͤhnchen, ‘komm, wir wollen uns eine Lust miteinander machen.’ Da giengen sie zusammen fort auf den Berg, und weil es ein heller Tag war, blieben sie bis zum Abend. Nun weiß ich nicht ob sie sich so dick gegessen hatten, oder ob sie so uͤbermuͤthig geworden waren, kurz, sie wollten nicht zu Fuß nach Haus gehen, und das Haͤhnchen mußte einen kleinen Wagen von Nußschalen bauen. Als er fertig war, setzte sich Huͤhnchen hinein und sagte zum Haͤhnchen ‘du kannst dich nur immer vorspannen.’ ‘Du kommst mir recht,’ sagte das Haͤhnchen, ‘lieber geh ich zu Fuß nach Haus, als daß ich mich vorspannen lasse, nein, so haben wir nicht gewettet. Kutscher will ich wohl seyn und auf dem Bock sitzen, aber selbst ziehen, das thu ich nicht.’ Wie sie so stritten, schnatterte eine Ente daher ‘ihr Diebsvolk, wer hat euch geheißen in meinen Nußberg gehen, wartet, das soll euch schlecht bekommen!’ gieng damit auf das Haͤhnchen los. Aber Haͤhnchen war auch nicht faul, und stieg der Ente

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/95>, abgerufen am 18.11.2024.