Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.giebt es keinen Menschen unter der Sonne." Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim bei seiner Mutter war. 84.
Hans heirathet. Es war einmal ein junger Bauer, der hieß Hans, dem wollte sein Vetter gern eine reiche Frau werben. Da setzte er den Hans hinter den Ofen und ließ gut einheizen. Dann holte er einen Topf Milch und eine gute Menge Weißbrot, gab ihm einen neugemünzten, glänzenden Heller in die Hand und sprach: "Hans, den Heller da halt fest und das Weißbrot, das brocke in die Milch und bleib da sitzen und geh mir nicht von der Stelle, bis ich wiederkomme." "Ja, sprach der Hans, das will ich ausrichten." Nun zog der Werber ein paar alte verplackte Hosen an, ging ins andere Dorf zu einer reichen Bauerntochter und sprach: "wollt ihr nicht meinen Vetter Hans heirathen? ihr kriegt einen wackern und gescheidten Mann, der euch gefallen wird." Fragte der geizige Vater: "wie siehts aus mit seinem Vermögen? hat er auch was einzubrocken?" "Lieber Freund, antwortete der Werber, mein junger Vetter sitzt warm mit einem guten, schönen Pfennig in der Hand und hat wohl einzubrocken. Er sollte auch nicht weniger Placken (wie man die Güter nannte) zählen, als ich," und schlug sich dabei auf seine geplackte Hose. " Wollt ihr euch die Mühe nehmen mit mir hinzugehen, solls euch zur Stunde giebt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim bei seiner Mutter war. 84.
Hans heirathet. Es war einmal ein junger Bauer, der hieß Hans, dem wollte sein Vetter gern eine reiche Frau werben. Da setzte er den Hans hinter den Ofen und ließ gut einheizen. Dann holte er einen Topf Milch und eine gute Menge Weißbrot, gab ihm einen neugemuͤnzten, glaͤnzenden Heller in die Hand und sprach: „Hans, den Heller da halt fest und das Weißbrot, das brocke in die Milch und bleib da sitzen und geh mir nicht von der Stelle, bis ich wiederkomme.“ „Ja, sprach der Hans, das will ich ausrichten.“ Nun zog der Werber ein paar alte verplackte Hosen an, ging ins andere Dorf zu einer reichen Bauerntochter und sprach: „wollt ihr nicht meinen Vetter Hans heirathen? ihr kriegt einen wackern und gescheidten Mann, der euch gefallen wird.“ Fragte der geizige Vater: „wie siehts aus mit seinem Vermoͤgen? hat er auch was einzubrocken?“ „Lieber Freund, antwortete der Werber, mein junger Vetter sitzt warm mit einem guten, schoͤnen Pfennig in der Hand und hat wohl einzubrocken. Er sollte auch nicht weniger Placken (wie man die Guͤter nannte) zaͤhlen, als ich,“ und schlug sich dabei auf seine geplackte Hose. „ Wollt ihr euch die Muͤhe nehmen mit mir hinzugehen, solls euch zur Stunde <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0494" n="430"/> giebt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim bei seiner Mutter war.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">84.<lb/> Hans heirathet.</hi> </head><lb/> <p>Es war einmal ein junger Bauer, der hieß Hans, dem wollte sein Vetter gern eine reiche Frau werben. Da setzte er den Hans hinter den Ofen und ließ gut einheizen. Dann holte er einen Topf Milch und eine gute Menge Weißbrot, gab ihm einen neugemuͤnzten, glaͤnzenden Heller in die Hand und sprach: „Hans, den Heller da halt fest und das Weißbrot, das brocke in die Milch und bleib da sitzen und geh mir nicht von der Stelle, bis ich wiederkomme.“ „Ja, sprach der Hans, das will ich ausrichten.“ Nun zog der Werber ein paar alte verplackte Hosen an, ging ins andere Dorf zu einer reichen Bauerntochter und sprach: „wollt ihr nicht meinen Vetter Hans heirathen? ihr kriegt einen wackern und gescheidten Mann, der euch gefallen wird.“ Fragte der geizige Vater: „wie siehts aus mit seinem Vermoͤgen? hat er auch was einzubrocken?“ „Lieber Freund, antwortete der Werber, mein junger Vetter sitzt warm mit einem guten, schoͤnen Pfennig in der Hand und hat wohl einzubrocken. Er sollte auch nicht weniger Placken (wie man die Guͤter nannte) zaͤhlen, als ich,“ und schlug sich dabei auf seine geplackte Hose. „ Wollt ihr euch die Muͤhe nehmen mit mir hinzugehen, solls euch zur Stunde </p> </div> </body> </text> </TEI> [430/0494]
giebt es keinen Menschen unter der Sonne.“ Mit leichtem Herzen und frei von aller Last sprang er nun, bis er daheim bei seiner Mutter war.
84.
Hans heirathet.
Es war einmal ein junger Bauer, der hieß Hans, dem wollte sein Vetter gern eine reiche Frau werben. Da setzte er den Hans hinter den Ofen und ließ gut einheizen. Dann holte er einen Topf Milch und eine gute Menge Weißbrot, gab ihm einen neugemuͤnzten, glaͤnzenden Heller in die Hand und sprach: „Hans, den Heller da halt fest und das Weißbrot, das brocke in die Milch und bleib da sitzen und geh mir nicht von der Stelle, bis ich wiederkomme.“ „Ja, sprach der Hans, das will ich ausrichten.“ Nun zog der Werber ein paar alte verplackte Hosen an, ging ins andere Dorf zu einer reichen Bauerntochter und sprach: „wollt ihr nicht meinen Vetter Hans heirathen? ihr kriegt einen wackern und gescheidten Mann, der euch gefallen wird.“ Fragte der geizige Vater: „wie siehts aus mit seinem Vermoͤgen? hat er auch was einzubrocken?“ „Lieber Freund, antwortete der Werber, mein junger Vetter sitzt warm mit einem guten, schoͤnen Pfennig in der Hand und hat wohl einzubrocken. Er sollte auch nicht weniger Placken (wie man die Guͤter nannte) zaͤhlen, als ich,“ und schlug sich dabei auf seine geplackte Hose. „ Wollt ihr euch die Muͤhe nehmen mit mir hinzugehen, solls euch zur Stunde
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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