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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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63.
Die drei Federn.

Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne, davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfältig und wurde der Dummling genannt. Als der König nun alt wurde, daß er an sein Ende dachte, wußte er nicht, welcher von seinen Söhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen: "ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod König seyn." Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, führte er sie vor sein Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach: "wie die fliegen, so sollt ihr ziehen." die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber gerad aus und flog nicht weit, sondern fiel zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere ging links und sie lachten den Dummling aus, der da bei der dritten Feder auf der Erde bleiben müßte.

Der Dummling setzte sich nieder und war traurig, da sah er auf einmal neben der Feder eine Thüre in der Erde. Er machte sie auf und stieg eine Treppe hinab, und kam vor eine andere Thüre und klopfte an, da riefs inwendig:

"Jungfer grün und klein:
Hutzelbein!
Hutzelbeins Hündchen
Hutzel hin und her,
laß geschwind sehen, wer draußen wär."
63.
Die drei Federn.

Es war einmal ein Koͤnig, der hatte drei Soͤhne, davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfaͤltig und wurde der Dummling genannt. Als der Koͤnig nun alt wurde, daß er an sein Ende dachte, wußte er nicht, welcher von seinen Soͤhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen: „ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod Koͤnig seyn.“ Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, fuͤhrte er sie vor sein Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach: „wie die fliegen, so sollt ihr ziehen.“ die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber gerad aus und flog nicht weit, sondern fiel zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere ging links und sie lachten den Dummling aus, der da bei der dritten Feder auf der Erde bleiben muͤßte.

Der Dummling setzte sich nieder und war traurig, da sah er auf einmal neben der Feder eine Thuͤre in der Erde. Er machte sie auf und stieg eine Treppe hinab, und kam vor eine andere Thuͤre und klopfte an, da riefs inwendig:

„Jungfer gruͤn und klein:
Hutzelbein!
Hutzelbeins Huͤndchen
Hutzel hin und her,
laß geschwind sehen, wer draußen waͤr.“
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[347/0411] 63. Die drei Federn. Es war einmal ein Koͤnig, der hatte drei Soͤhne, davon waren zwei klug und gescheidt, aber der dritte sprach nicht viel, war einfaͤltig und wurde der Dummling genannt. Als der Koͤnig nun alt wurde, daß er an sein Ende dachte, wußte er nicht, welcher von seinen Soͤhnen nach ihm das Reich erben sollte. Da sprach er zu ihnen: „ziehet aus, und wer mir den feinsten Teppich bringt, der soll nach meinem Tod Koͤnig seyn.“ Und damit es keinen Streit unter ihnen gab, fuͤhrte er sie vor sein Schloß, blies drei Federn in die Luft und sprach: „wie die fliegen, so sollt ihr ziehen.“ die eine Feder flog nach Osten, die andere nach Westen, die dritte flog aber gerad aus und flog nicht weit, sondern fiel zur Erde. Nun ging der eine Bruder rechts, der andere ging links und sie lachten den Dummling aus, der da bei der dritten Feder auf der Erde bleiben muͤßte. Der Dummling setzte sich nieder und war traurig, da sah er auf einmal neben der Feder eine Thuͤre in der Erde. Er machte sie auf und stieg eine Treppe hinab, und kam vor eine andere Thuͤre und klopfte an, da riefs inwendig: „Jungfer gruͤn und klein: Hutzelbein! Hutzelbeins Huͤndchen Hutzel hin und her, laß geschwind sehen, wer draußen waͤr.“

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/411>, abgerufen am 21.11.2024.