Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.ein Haufen todter Köpfe, die sagten wieder: "eine Treppe höher." Auf der vierten sah er Fische über dem Feuer stehen, die britzelten im Kochen und backten sich selber. Sie sagten auch: "eine Treppe höher." Wie er auf die fünfte kam, da war eine Stube, da guckte er durch das Schlüsselloch, und sah den Gevatter, der ein paar lange, lange Hörner auf hatte, und als er hineinging, legte er sich geschwind aufs Bett und deckte sie zu. Da sprach der Mann: "Herr Gevatter, wie ich auf eure erste Treppe kam, da sah ich eine Schippe und einen Besen stehen, die sich schmissen." -- "Wie seid ihr so einfältig, antwortete der Gevatter, das waren der Knecht und die Magd, die sprachen zusammen." -- "Auf der zweiten Treppe sah ich todte Finger liegen." -- "Ei, wie seid ihr dumm, das waren Skorzenerwurzel." -- "Auf der dritten lag ein Haufen Todtenköpfe." -- "Dummer Mann, das waren Krautköpfe." -- "Auf der vierten sah ich Fische im Kochtopf, die britzelten und kochten sich selber." Wie er das Wort sprach, kamen die Fische und trugen sich selber auf. -- "Und auf der fünften guckte ich durchs Schlüsselloch, da sah ich, daß ihr lange, lange Hörner hattet." -- "Ei, das ist nicht wahr." 43.
Die wunderliche Gasterei. Auf eine Zeit lebte eine Blutwurst und eine Leberwurst in Freundschaft, und die Blutwurst bat die Leberwurst zu Gast. Wie es Essenszeit war, ging die Leberwurst auch ganz vergnügt ein Haufen todter Koͤpfe, die sagten wieder: „eine Treppe hoͤher.“ Auf der vierten sah er Fische uͤber dem Feuer stehen, die britzelten im Kochen und backten sich selber. Sie sagten auch: „eine Treppe hoͤher.“ Wie er auf die fuͤnfte kam, da war eine Stube, da guckte er durch das Schluͤsselloch, und sah den Gevatter, der ein paar lange, lange Hoͤrner auf hatte, und als er hineinging, legte er sich geschwind aufs Bett und deckte sie zu. Da sprach der Mann: „Herr Gevatter, wie ich auf eure erste Treppe kam, da sah ich eine Schippe und einen Besen stehen, die sich schmissen.“ — „Wie seid ihr so einfaͤltig, antwortete der Gevatter, das waren der Knecht und die Magd, die sprachen zusammen.“ — „Auf der zweiten Treppe sah ich todte Finger liegen.“ — „Ei, wie seid ihr dumm, das waren Skorzenerwurzel.“ — „Auf der dritten lag ein Haufen Todtenkoͤpfe.“ — „Dummer Mann, das waren Krautkoͤpfe.“ — „Auf der vierten sah ich Fische im Kochtopf, die britzelten und kochten sich selber.“ Wie er das Wort sprach, kamen die Fische und trugen sich selber auf. — „Und auf der fuͤnften guckte ich durchs Schluͤsselloch, da sah ich, daß ihr lange, lange Hoͤrner hattet.“ — „Ei, das ist nicht wahr.“ 43.
Die wunderliche Gasterei. Auf eine Zeit lebte eine Blutwurst und eine Leberwurst in Freundschaft, und die Blutwurst bat die Leberwurst zu Gast. Wie es Essenszeit war, ging die Leberwurst auch ganz vergnuͤgt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0277" n="213"/> ein Haufen todter Koͤpfe, die sagten wieder: „eine Treppe hoͤher.“ Auf der vierten sah er Fische uͤber dem Feuer stehen, die britzelten im Kochen und backten sich selber. Sie sagten auch: „eine Treppe hoͤher.“ Wie er auf die fuͤnfte kam, da war eine Stube, da guckte er durch das Schluͤsselloch, und sah den Gevatter, der ein paar lange, lange Hoͤrner auf hatte, und als er hineinging, legte er sich geschwind aufs Bett und deckte sie zu. Da sprach der Mann: „Herr Gevatter, wie ich auf eure erste Treppe kam, da sah ich eine Schippe und einen Besen stehen, die sich schmissen.“ — „Wie seid ihr so einfaͤltig, antwortete der Gevatter, das waren der Knecht und die Magd, die sprachen zusammen.“ — „Auf der zweiten Treppe sah ich todte Finger liegen.“ — „Ei, wie seid ihr dumm, das waren Skorzenerwurzel.“ — „Auf der dritten lag ein Haufen Todtenkoͤpfe.“ — „Dummer Mann, das waren Krautkoͤpfe.“ — „Auf der vierten sah ich Fische im Kochtopf, die britzelten und kochten sich selber.“ Wie er das Wort sprach, kamen die Fische und trugen sich selber auf. — „Und auf der fuͤnften guckte ich durchs Schluͤsselloch, da sah ich, daß ihr lange, lange Hoͤrner hattet.“ — „Ei, das ist nicht wahr.“</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">43.<lb/> Die wunderliche Gasterei.</hi> </head><lb/> <p>Auf eine Zeit lebte eine Blutwurst und eine Leberwurst in Freundschaft, und die Blutwurst bat die Leberwurst zu Gast. Wie es Essenszeit war, ging die Leberwurst auch ganz vergnuͤgt </p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0277]
ein Haufen todter Koͤpfe, die sagten wieder: „eine Treppe hoͤher.“ Auf der vierten sah er Fische uͤber dem Feuer stehen, die britzelten im Kochen und backten sich selber. Sie sagten auch: „eine Treppe hoͤher.“ Wie er auf die fuͤnfte kam, da war eine Stube, da guckte er durch das Schluͤsselloch, und sah den Gevatter, der ein paar lange, lange Hoͤrner auf hatte, und als er hineinging, legte er sich geschwind aufs Bett und deckte sie zu. Da sprach der Mann: „Herr Gevatter, wie ich auf eure erste Treppe kam, da sah ich eine Schippe und einen Besen stehen, die sich schmissen.“ — „Wie seid ihr so einfaͤltig, antwortete der Gevatter, das waren der Knecht und die Magd, die sprachen zusammen.“ — „Auf der zweiten Treppe sah ich todte Finger liegen.“ — „Ei, wie seid ihr dumm, das waren Skorzenerwurzel.“ — „Auf der dritten lag ein Haufen Todtenkoͤpfe.“ — „Dummer Mann, das waren Krautkoͤpfe.“ — „Auf der vierten sah ich Fische im Kochtopf, die britzelten und kochten sich selber.“ Wie er das Wort sprach, kamen die Fische und trugen sich selber auf. — „Und auf der fuͤnften guckte ich durchs Schluͤsselloch, da sah ich, daß ihr lange, lange Hoͤrner hattet.“ — „Ei, das ist nicht wahr.“
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Die wunderliche Gasterei.
Auf eine Zeit lebte eine Blutwurst und eine Leberwurst in Freundschaft, und die Blutwurst bat die Leberwurst zu Gast. Wie es Essenszeit war, ging die Leberwurst auch ganz vergnuͤgt
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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