Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.einen Schlag eins, was ist das?" Er antwortete: "mein Pferd, das fiel von Gift, das in sein Ohr getropft war." -- "Auf zwei Schlag drei: was ist das?" "Drei Raben, die von dem vergifteten Pferde fraßen und davon starben." -- "Auf drei Schlag zwölf: was ist das?" "Zwölf Spitzbuben, die aßen die vergifteten Raben, die in drei Broten zerhackt waren und starben davon." Als sie nun das Räthsel wußte, wollte sie wieder fortschleichen, aber er hielt das graue Kleid fest, daß sie es mußte zurücklassen. Am andern Morgen sprach sie: "ich habe das Räthsel errathen" und ließ die zwölf Richter kommen und löste es vor ihnen. Aber der Jüngling bat sich noch ein Gehör von ihnen aus und sprach: "wenn sie nicht in der Nacht gekommen wäre und hätte mich ausgefragt, so wüßte sie es nicht." Sie antworteten ihm: "bringt uns Wahrzeichen;" da zeigte der Diener die drei Kleider und als die Richter das nebelgraue sahen und erkannten, sprachen sie: "laßt das Kleid sticken!" Da wards zu einem Hochzeitskleid gestickt und ihm die Königstochter zur Gemahlin gegeben. 23.
Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst. Es waren einmal ein Mäuschen, ein Vögelchen und eine Bratwurst in Gesellschaft gerathen, hatten einen Haushalt geführt, lang' wohl und köstlich im Frieden gelebt und trefflich an Gütern zugenommen. Des Vögelchens Arbeit war, daß es täglich einen Schlag eins, was ist das?“ Er antwortete: „mein Pferd, das fiel von Gift, das in sein Ohr getropft war.“ — „Auf zwei Schlag drei: was ist das?“ „Drei Raben, die von dem vergifteten Pferde fraßen und davon starben.“ — „Auf drei Schlag zwoͤlf: was ist das?“ „Zwoͤlf Spitzbuben, die aßen die vergifteten Raben, die in drei Broten zerhackt waren und starben davon.“ Als sie nun das Raͤthsel wußte, wollte sie wieder fortschleichen, aber er hielt das graue Kleid fest, daß sie es mußte zuruͤcklassen. Am andern Morgen sprach sie: „ich habe das Raͤthsel errathen“ und ließ die zwoͤlf Richter kommen und loͤste es vor ihnen. Aber der Juͤngling bat sich noch ein Gehoͤr von ihnen aus und sprach: „wenn sie nicht in der Nacht gekommen waͤre und haͤtte mich ausgefragt, so wuͤßte sie es nicht.“ Sie antworteten ihm: „bringt uns Wahrzeichen;“ da zeigte der Diener die drei Kleider und als die Richter das nebelgraue sahen und erkannten, sprachen sie: „laßt das Kleid sticken!“ Da wards zu einem Hochzeitskleid gestickt und ihm die Koͤnigstochter zur Gemahlin gegeben. 23.
Von dem Maͤuschen, Voͤgelchen und der Bratwurst. Es waren einmal ein Maͤuschen, ein Voͤgelchen und eine Bratwurst in Gesellschaft gerathen, hatten einen Haushalt gefuͤhrt, lang’ wohl und koͤstlich im Frieden gelebt und trefflich an Guͤtern zugenommen. Des Voͤgelchens Arbeit war, daß es taͤglich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0190" n="126"/> einen Schlag eins, was ist das?“ Er antwortete: „mein Pferd, das fiel von Gift, das in sein Ohr getropft war.“ — „Auf zwei Schlag drei: was ist das?“ „Drei Raben, die von dem vergifteten Pferde fraßen und davon starben.“ — „Auf drei Schlag zwoͤlf: was ist das?“ „Zwoͤlf Spitzbuben, die aßen die vergifteten Raben, die in drei Broten zerhackt waren und starben davon.“ Als sie nun das Raͤthsel wußte, wollte sie wieder fortschleichen, aber er hielt das graue Kleid fest, daß sie es mußte zuruͤcklassen. Am andern Morgen sprach sie: „ich habe das Raͤthsel errathen“ und ließ die zwoͤlf Richter kommen und loͤste es vor ihnen. Aber der Juͤngling bat sich noch ein Gehoͤr von ihnen aus und sprach: „wenn sie nicht in der Nacht gekommen waͤre und haͤtte mich ausgefragt, so wuͤßte sie es nicht.“ Sie antworteten ihm: „bringt uns Wahrzeichen;“ da zeigte der Diener die drei Kleider und als die Richter das nebelgraue sahen und erkannten, sprachen sie: „laßt das Kleid sticken!“ Da wards zu einem Hochzeitskleid gestickt und ihm die Koͤnigstochter zur Gemahlin gegeben.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">23.<lb/> Von dem Maͤuschen, Voͤgelchen und der Bratwurst.</hi> </head><lb/> <p>Es waren einmal ein Maͤuschen, ein Voͤgelchen und eine Bratwurst in Gesellschaft gerathen, hatten einen Haushalt gefuͤhrt, lang’ wohl und koͤstlich im Frieden gelebt und trefflich an Guͤtern zugenommen. Des Voͤgelchens Arbeit war, daß es taͤglich </p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0190]
einen Schlag eins, was ist das?“ Er antwortete: „mein Pferd, das fiel von Gift, das in sein Ohr getropft war.“ — „Auf zwei Schlag drei: was ist das?“ „Drei Raben, die von dem vergifteten Pferde fraßen und davon starben.“ — „Auf drei Schlag zwoͤlf: was ist das?“ „Zwoͤlf Spitzbuben, die aßen die vergifteten Raben, die in drei Broten zerhackt waren und starben davon.“ Als sie nun das Raͤthsel wußte, wollte sie wieder fortschleichen, aber er hielt das graue Kleid fest, daß sie es mußte zuruͤcklassen. Am andern Morgen sprach sie: „ich habe das Raͤthsel errathen“ und ließ die zwoͤlf Richter kommen und loͤste es vor ihnen. Aber der Juͤngling bat sich noch ein Gehoͤr von ihnen aus und sprach: „wenn sie nicht in der Nacht gekommen waͤre und haͤtte mich ausgefragt, so wuͤßte sie es nicht.“ Sie antworteten ihm: „bringt uns Wahrzeichen;“ da zeigte der Diener die drei Kleider und als die Richter das nebelgraue sahen und erkannten, sprachen sie: „laßt das Kleid sticken!“ Da wards zu einem Hochzeitskleid gestickt und ihm die Koͤnigstochter zur Gemahlin gegeben.
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Von dem Maͤuschen, Voͤgelchen und der Bratwurst.
Es waren einmal ein Maͤuschen, ein Voͤgelchen und eine Bratwurst in Gesellschaft gerathen, hatten einen Haushalt gefuͤhrt, lang’ wohl und koͤstlich im Frieden gelebt und trefflich an Guͤtern zugenommen. Des Voͤgelchens Arbeit war, daß es taͤglich
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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