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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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"Was machen meine Gäste?" --
Er antwortete: "Sie schlafen feste."
"Was macht mein Kindelein?"
"Es schläft in der Wiege fein."

Da ging sie hinauf in der Königin Gestalt,
gab ihm zu trinken, pflegt' es, macht' ihm sei-
ne Wiege, deckt es zu und schwamm als Ente
am Morgen wieder durch die Gosse fort. So
kam sie noch eine Nacht, in der dritten aber
sagte sie zu dem Küchenjungen: "geh zu dem
König und sag ihm, er solle sein Schwert drei-
mal auf der Schwelle über mir schwingen."
Der Küchenjunge lief und sagts dem König,
und als der König dreimal sein Schwert ge-
schwungen, da stand die Königin wieder leben-
dig vor ihm. Die Falschheit der Stiefmutter
und ihrer Tochter kam an den Tag und sie
wurden den wilden Thieren im Walde zu fres-
sen gegeben.

14.
Von dem bösen Flachsspinnen.

Vorzeiten lebte ein König, dem war nichts
lieber auf der Welt als Flachsspinnen, und die
Königin und seine Töchter mußten den ganzen
Tag spinnen, und wenn er die Räder nicht
schnurren hörte, war er böse. Einmal mußte
er eine Reise machen, und ehe er Abschied

„Was machen meine Gaͤſte?“ —
Er antwortete: „Sie ſchlafen feſte.“
„Was macht mein Kindelein?“
„Es ſchlaͤft in der Wiege fein.“

Da ging ſie hinauf in der Koͤnigin Geſtalt,
gab ihm zu trinken, pflegt' es, macht' ihm ſei-
ne Wiege, deckt es zu und ſchwamm als Ente
am Morgen wieder durch die Goſſe fort. So
kam ſie noch eine Nacht, in der dritten aber
ſagte ſie zu dem Kuͤchenjungen: „geh zu dem
Koͤnig und ſag ihm, er ſolle ſein Schwert drei-
mal auf der Schwelle uͤber mir ſchwingen.“
Der Kuͤchenjunge lief und ſagts dem Koͤnig,
und als der Koͤnig dreimal ſein Schwert ge-
ſchwungen, da ſtand die Koͤnigin wieder leben-
dig vor ihm. Die Falſchheit der Stiefmutter
und ihrer Tochter kam an den Tag und ſie
wurden den wilden Thieren im Walde zu freſ-
ſen gegeben.

14.
Von dem boͤſen Flachsſpinnen.

Vorzeiten lebte ein Koͤnig, dem war nichts
lieber auf der Welt als Flachsſpinnen, und die
Koͤnigin und ſeine Toͤchter mußten den ganzen
Tag ſpinnen, und wenn er die Raͤder nicht
ſchnurren hoͤrte, war er boͤſe. Einmal mußte
er eine Reiſe machen, und ehe er Abſchied

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[47/0081] „Was machen meine Gaͤſte?“ — Er antwortete: „Sie ſchlafen feſte.“ „Was macht mein Kindelein?“ „Es ſchlaͤft in der Wiege fein.“ Da ging ſie hinauf in der Koͤnigin Geſtalt, gab ihm zu trinken, pflegt' es, macht' ihm ſei- ne Wiege, deckt es zu und ſchwamm als Ente am Morgen wieder durch die Goſſe fort. So kam ſie noch eine Nacht, in der dritten aber ſagte ſie zu dem Kuͤchenjungen: „geh zu dem Koͤnig und ſag ihm, er ſolle ſein Schwert drei- mal auf der Schwelle uͤber mir ſchwingen.“ Der Kuͤchenjunge lief und ſagts dem Koͤnig, und als der Koͤnig dreimal ſein Schwert ge- ſchwungen, da ſtand die Koͤnigin wieder leben- dig vor ihm. Die Falſchheit der Stiefmutter und ihrer Tochter kam an den Tag und ſie wurden den wilden Thieren im Walde zu freſ- ſen gegeben. 14. Von dem boͤſen Flachsſpinnen. Vorzeiten lebte ein Koͤnig, dem war nichts lieber auf der Welt als Flachsſpinnen, und die Koͤnigin und ſeine Toͤchter mußten den ganzen Tag ſpinnen, und wenn er die Raͤder nicht ſchnurren hoͤrte, war er boͤſe. Einmal mußte er eine Reiſe machen, und ehe er Abſchied

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/81>, abgerufen am 18.11.2024.