kaufen, die Heller behalten und in die Dielen- ritzen versteckt, und da hatte es im Grabe kei- ne Ruh und mußte alle Mittage kommen und die Heller suchen. Sie gaben darauf das Geld einem Armen, und nachher ist das Kindlein nicht wieder gesehen worden.
8. Die Hand mit dem Messer.
Es war ein kleines Mädchen, das hatte drei Brüder, die galten bei der Mutter alles, und es wurde überall zurückgesetzt, hart ange- fahren und mußte tagtäglich Morgens früh ausgehen, Torf zu graben auf dürrem Heide- grund, den sie zum Kochen und Brennen brauch- ten. Noch dazu bekam es ein altes und stum- pfes Geräth, womit es die sauere Arbeit ver- richten sollte.
Aber das kleine Mädchen hatte einen Lieb- haber, der war ein Elfe und wohnte nahe an ihrer Mutter Haus in einem Hügel, und so oft es nun an dem Hügel vorbei kam, so streck- te er seine Hand aus dem Fels, und hielt dar- in ein sehr scharfes Messer, das von sonderli- cher Kraft war und alles durchschnitt. Mit diesem Messer schnitt sie den Torf bald her- aus, ging vergnügt mit der nöthigen Ladung heim, und wenn sie am Felsen vorbei kam,
kaufen, die Heller behalten und in die Dielen- ritzen verſteckt, und da hatte es im Grabe kei- ne Ruh und mußte alle Mittage kommen und die Heller ſuchen. Sie gaben darauf das Geld einem Armen, und nachher iſt das Kindlein nicht wieder geſehen worden.
8. Die Hand mit dem Meſſer.
Es war ein kleines Maͤdchen, das hatte drei Bruͤder, die galten bei der Mutter alles, und es wurde uͤberall zuruͤckgeſetzt, hart ange- fahren und mußte tagtaͤglich Morgens fruͤh ausgehen, Torf zu graben auf duͤrrem Heide- grund, den ſie zum Kochen und Brennen brauch- ten. Noch dazu bekam es ein altes und ſtum- pfes Geraͤth, womit es die ſauere Arbeit ver- richten ſollte.
Aber das kleine Maͤdchen hatte einen Lieb- haber, der war ein Elfe und wohnte nahe an ihrer Mutter Haus in einem Huͤgel, und ſo oft es nun an dem Huͤgel vorbei kam, ſo ſtreck- te er ſeine Hand aus dem Fels, und hielt dar- in ein ſehr ſcharfes Meſſer, das von ſonderli- cher Kraft war und alles durchſchnitt. Mit dieſem Meſſer ſchnitt ſie den Torf bald her- aus, ging vergnuͤgt mit der noͤthigen Ladung heim, und wenn ſie am Felſen vorbei kam,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0057"n="23"/>
kaufen, die Heller behalten und in die Dielen-<lb/>
ritzen verſteckt, und da hatte es im Grabe kei-<lb/>
ne Ruh und mußte alle Mittage kommen und<lb/>
die Heller ſuchen. Sie gaben darauf das Geld<lb/>
einem Armen, und nachher iſt das Kindlein<lb/>
nicht wieder geſehen worden.</p></div><lb/><divn="1"><head>8.<lb/><hirendition="#g">Die Hand mit dem Meſſer</hi>.</head><lb/><p>Es war ein kleines Maͤdchen, das hatte<lb/>
drei Bruͤder, die galten bei der Mutter alles,<lb/>
und es wurde uͤberall zuruͤckgeſetzt, hart ange-<lb/>
fahren und mußte tagtaͤglich Morgens fruͤh<lb/>
ausgehen, Torf zu graben auf duͤrrem Heide-<lb/>
grund, den ſie zum Kochen und Brennen brauch-<lb/>
ten. Noch dazu bekam es ein altes und ſtum-<lb/>
pfes Geraͤth, womit es die ſauere Arbeit ver-<lb/>
richten ſollte.</p><lb/><p>Aber das kleine Maͤdchen hatte einen Lieb-<lb/>
haber, der war ein Elfe und wohnte nahe an<lb/>
ihrer Mutter Haus in einem Huͤgel, und ſo<lb/>
oft es nun an dem Huͤgel vorbei kam, ſo ſtreck-<lb/>
te er ſeine Hand aus dem Fels, und hielt dar-<lb/>
in ein ſehr ſcharfes Meſſer, das von ſonderli-<lb/>
cher Kraft war und alles durchſchnitt. Mit<lb/>
dieſem Meſſer ſchnitt ſie den Torf bald her-<lb/>
aus, ging vergnuͤgt mit der noͤthigen Ladung<lb/>
heim, und wenn ſie am Felſen vorbei kam,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[23/0057]
kaufen, die Heller behalten und in die Dielen-
ritzen verſteckt, und da hatte es im Grabe kei-
ne Ruh und mußte alle Mittage kommen und
die Heller ſuchen. Sie gaben darauf das Geld
einem Armen, und nachher iſt das Kindlein
nicht wieder geſehen worden.
8.
Die Hand mit dem Meſſer.
Es war ein kleines Maͤdchen, das hatte
drei Bruͤder, die galten bei der Mutter alles,
und es wurde uͤberall zuruͤckgeſetzt, hart ange-
fahren und mußte tagtaͤglich Morgens fruͤh
ausgehen, Torf zu graben auf duͤrrem Heide-
grund, den ſie zum Kochen und Brennen brauch-
ten. Noch dazu bekam es ein altes und ſtum-
pfes Geraͤth, womit es die ſauere Arbeit ver-
richten ſollte.
Aber das kleine Maͤdchen hatte einen Lieb-
haber, der war ein Elfe und wohnte nahe an
ihrer Mutter Haus in einem Huͤgel, und ſo
oft es nun an dem Huͤgel vorbei kam, ſo ſtreck-
te er ſeine Hand aus dem Fels, und hielt dar-
in ein ſehr ſcharfes Meſſer, das von ſonderli-
cher Kraft war und alles durchſchnitt. Mit
dieſem Meſſer ſchnitt ſie den Torf bald her-
aus, ging vergnuͤgt mit der noͤthigen Ladung
heim, und wenn ſie am Felſen vorbei kam,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/57>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.