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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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und ein schöner Prinz. Da ward Hochzeit ge-
halten und die Musikanten spielten gleich wie-
der, die Sommerseite im Garten kam prächtig
hervor, und der schwarze Flor ward abgerissen,
und sie lebten vergnügt miteinander immerdar.

69.
Jorinde und Joringel.

Es war einmal ein altes Schloß, mitten
in einem großen, dicken Wald, darinnen wohn-
te eine alte Frau ganz allein, das war eine
Erzzauberin. Am Tage machte sie sich zur Kat-
ze, oder zu Nachteule, des Abends aber wurde
sie wieder ordentlich wie ein Mensch gestaltet.
Sie konnte das Wild und die Vögel herbeilok-
ken, und dann schlachtete sie's, kochte und bra-
tete es. Wenn jemand auf hundert Schritte
dem Schloß nahe kam, so mußte er stille stehn,
und konnte sich nicht von der Stelle bewegen,
bis sie ihn lossprach: wenn aber eine keusche
Jungfrau in diesen Kreis kam, so verwandelte
sie dieselbe in einen Vogel und sperrte sie dann
in einen Korb ein, in die Kammern des Schlos-
ses. Sie hatte wohl sieben tausend solcher Kör-
be mit so raren Vögeln im Schlosse.

Nun war einmal eine Jungfrau, die hieß
Jorinde; sie war schöner als alle andere Mäd-
chen, die, und dann ein gar schöner Jüngling,

und ein ſchoͤner Prinz. Da ward Hochzeit ge-
halten und die Muſikanten ſpielten gleich wie-
der, die Sommerſeite im Garten kam praͤchtig
hervor, und der ſchwarze Flor ward abgeriſſen,
und ſie lebten vergnuͤgt miteinander immerdar.

69.
Jorinde und Joringel.

Es war einmal ein altes Schloß, mitten
in einem großen, dicken Wald, darinnen wohn-
te eine alte Frau ganz allein, das war eine
Erzzauberin. Am Tage machte ſie ſich zur Kat-
ze, oder zu Nachteule, des Abends aber wurde
ſie wieder ordentlich wie ein Menſch geſtaltet.
Sie konnte das Wild und die Voͤgel herbeilok-
ken, und dann ſchlachtete ſie's, kochte und bra-
tete es. Wenn jemand auf hundert Schritte
dem Schloß nahe kam, ſo mußte er ſtille ſtehn,
und konnte ſich nicht von der Stelle bewegen,
bis ſie ihn losſprach: wenn aber eine keuſche
Jungfrau in dieſen Kreis kam, ſo verwandelte
ſie dieſelbe in einen Vogel und ſperrte ſie dann
in einen Korb ein, in die Kammern des Schloſ-
ſes. Sie hatte wohl ſieben tauſend ſolcher Koͤr-
be mit ſo raren Voͤgeln im Schloſſe.

Nun war einmal eine Jungfrau, die hieß
Jorinde; ſie war ſchoͤner als alle andere Maͤd-
chen, die, und dann ein gar ſchoͤner Juͤngling,

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[328/0362] und ein ſchoͤner Prinz. Da ward Hochzeit ge- halten und die Muſikanten ſpielten gleich wie- der, die Sommerſeite im Garten kam praͤchtig hervor, und der ſchwarze Flor ward abgeriſſen, und ſie lebten vergnuͤgt miteinander immerdar. 69. Jorinde und Joringel. Es war einmal ein altes Schloß, mitten in einem großen, dicken Wald, darinnen wohn- te eine alte Frau ganz allein, das war eine Erzzauberin. Am Tage machte ſie ſich zur Kat- ze, oder zu Nachteule, des Abends aber wurde ſie wieder ordentlich wie ein Menſch geſtaltet. Sie konnte das Wild und die Voͤgel herbeilok- ken, und dann ſchlachtete ſie's, kochte und bra- tete es. Wenn jemand auf hundert Schritte dem Schloß nahe kam, ſo mußte er ſtille ſtehn, und konnte ſich nicht von der Stelle bewegen, bis ſie ihn losſprach: wenn aber eine keuſche Jungfrau in dieſen Kreis kam, ſo verwandelte ſie dieſelbe in einen Vogel und ſperrte ſie dann in einen Korb ein, in die Kammern des Schloſ- ſes. Sie hatte wohl ſieben tauſend ſolcher Koͤr- be mit ſo raren Voͤgeln im Schloſſe. Nun war einmal eine Jungfrau, die hieß Jorinde; ſie war ſchoͤner als alle andere Maͤd- chen, die, und dann ein gar ſchoͤner Juͤngling,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/362>, abgerufen am 18.11.2024.