2) als verbum betrachtet könnte das part. entw. den acc. neutr. eines adj. oder ein adv. vor sich haben und damit uneigentlich componiert sein? Der acc. ist einzu- räumen in fällen, wo auch der inf. gleiche comp. zeigt, z. b. kund-machen (notum facere) kund-machend, im praes. aber ich mache kund. Im ahd. ziehe ich unverbundnes lu- zil ahton oder eigentlich componiertes luzil-ahton vor, vgl. luzil pidahtun (parvi duxerunt) mons. 410. 411. luzil-wa- gun doc. 242a. Uneigentliche composition mit dem adv. käme nur für das nhd. zur sprache, seit die form des adv. mit der des flexionslosen adj. zus. fällt, z. b. unser süß- duftend, laut-singend, tief-athmend läßt sich aus dem adv. deuten, weil wir sagen: ich singe laut, athme tief. Bei ahd. und mhd. compositis gilt aber diese dentung nur, wenn die wirkliche, durch die zus. setzung unzerstörbare, adverbiale form vorliegt und dann wird doch die unver- bundenheit beider wörter vorzuziehen sein. Das nhd. laut-singend scheint mir ahd. heißen zu müßen; hlauto sinkanti, mhd. laute singende, wiewohl ich ein eigentlich componiertes hlauta-sinkanti, hlaut-sinkanti nicht leugne. Schon Ulf. schwankt zwischen ubil-habands und ubilaba habands (s. 669.).
2) als verbum betrachtet könnte das part. entw. den acc. neutr. eines adj. oder ein adv. vor ſich haben und damit uneigentlich componiert ſein? Der acc. iſt einzu- räumen in fällen, wo auch der inf. gleiche comp. zeigt, z. b. kund-machen (notum facere) kund-machend, im praeſ. aber ich mache kund. Im ahd. ziehe ich unverbundnes lu- zil ahtôn oder eigentlich componiertes luzil-ahtôn vor, vgl. luzil pidâhtun (parvi duxerunt) monſ. 410. 411. luzil-wâ- gun doc. 242a. Uneigentliche compoſition mit dem adv. käme nur für das nhd. zur ſprache, ſeit die form des adv. mit der des flexionsloſen adj. zuſ. fällt, z. b. unſer ſüß- duftend, laut-ſingend, tief-athmend läßt ſich aus dem adv. deuten, weil wir ſagen: ich ſinge laut, athme tief. Bei ahd. und mhd. compoſitis gilt aber dieſe dentung nur, wenn die wirkliche, durch die zuſ. ſetzung unzerſtörbare, adverbiale form vorliegt und dann wird doch die unver- bundenheit beider wörter vorzuziehen ſein. Das nhd. laut-ſingend ſcheint mir ahd. heißen zu müßen; hlûto ſinkanti, mhd. lûte ſingende, wiewohl ich ein eigentlich componiertes hlûta-ſinkanti, hlût-ſinkanti nicht leugne. Schon Ulf. ſchwankt zwiſchen ubil-habands und ubilaba habands (ſ. 669.).
III. adj. zuſ. ſetzung mit dem part. praet.
Goth. mikil-þuhts (ſuperbus). — ahd. alt-quëtan (an- tiquitus dictum) alt-chëten N. Boeth. 43; niwi-boran O. I. 12, 25, 39. niwi-chuëman (novitius) K. 54a; niu- flanzôt N. 127, 3. niwi-ſotan (recens coctum) monſ. 333. 342; plint-poran ſgall. — altſ. adal-boran. — agſ. ëald-âvered (tritus); niv-bacen (recens piſtus) niv-calct (rec. calce illitus). — altn. al-blômgadr (totus in flore) al-bûinn (om- nino paratus) al-falliun (perſuaſus) al-hugadr edd. ſæm. 144b al-kendr (omnibus notus) al-ſkipadr (plene ordina- tus) al-ſkotinn (ager totus in gramine) al-taladr (in omnium ore) al-tekinn (affectus) al-vâpnadr (plene armatus); auð-bedinn (ſponte largiens) auð-beygdr (facile flexilis) auð-brotinn (fragilis) auð-fenginn (facilis impe- tratu) auð-giördr (factu facilis) und andere mehr mit anð- bei Biörn; biart-haddadr (candide ornatus) biart- litadr (lucido colore praeditus) edd. ſæm. 142a; fagr-bûinn (pulchre paratus) fagr-varidr (pulchre amictus) edd. ſæm. 139b; frum-gëtinn (primogenitus); frôd-hugadr (prudens); hard-hugadr (durus animo); itr-borinn (clarus genere); edd. ſæm. 147b 150a; itr-ſkapadr (egregie formatus); kald- rifjadr edd. ſæm. 32a; nŷ-borin kû (vacca foetum nuper
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III. adj. eigentl. comp. — adj. mit verb.
2) als verbum betrachtet könnte das part. entw. den
acc. neutr. eines adj. oder ein adv. vor ſich haben und
damit uneigentlich componiert ſein? Der acc. iſt einzu-
räumen in fällen, wo auch der inf. gleiche comp. zeigt,
z. b. kund-machen (notum facere) kund-machend, im praeſ.
aber ich mache kund. Im ahd. ziehe ich unverbundnes lu-
zil ahtôn oder eigentlich componiertes luzil-ahtôn vor, vgl.
luzil pidâhtun (parvi duxerunt) monſ. 410. 411. luzil-wâ-
gun doc. 242a. Uneigentliche compoſition mit dem adv.
käme nur für das nhd. zur ſprache, ſeit die form des adv.
mit der des flexionsloſen adj. zuſ. fällt, z. b. unſer ſüß-
duftend, laut-ſingend, tief-athmend läßt ſich aus dem adv.
deuten, weil wir ſagen: ich ſinge laut, athme tief. Bei
ahd. und mhd. compoſitis gilt aber dieſe dentung nur,
wenn die wirkliche, durch die zuſ. ſetzung unzerſtörbare,
adverbiale form vorliegt und dann wird doch die unver-
bundenheit beider wörter vorzuziehen ſein. Das nhd.
laut-ſingend ſcheint mir ahd. heißen zu müßen; hlûto
ſinkanti, mhd. lûte ſingende, wiewohl ich ein eigentlich
componiertes hlûta-ſinkanti, hlût-ſinkanti nicht leugne.
Schon Ulf. ſchwankt zwiſchen ubil-habands und ubilaba
habands (ſ. 669.).
III. adj. zuſ. ſetzung mit dem part. praet.
Goth. mikil-þuhts (ſuperbus). — ahd. alt-quëtan (an-
tiquitus dictum) alt-chëten N. Boeth. 43; niwi-boran
O. I. 12, 25, 39. niwi-chuëman (novitius) K. 54a; niu-
flanzôt N. 127, 3. niwi-ſotan (recens coctum) monſ. 333. 342;
plint-poran ſgall. — altſ. adal-boran. — agſ. ëald-âvered
(tritus); niv-bacen (recens piſtus) niv-calct (rec. calce
illitus). — altn. al-blômgadr (totus in flore) al-bûinn (om-
nino paratus) al-falliun (perſuaſus) al-hugadr edd. ſæm.
144b al-kendr (omnibus notus) al-ſkipadr (plene ordina-
tus) al-ſkotinn (ager totus in gramine) al-taladr (in
omnium ore) al-tekinn (affectus) al-vâpnadr (plene
armatus); auð-bedinn (ſponte largiens) auð-beygdr (facile
flexilis) auð-brotinn (fragilis) auð-fenginn (facilis impe-
tratu) auð-giördr (factu facilis) und andere mehr mit
anð- bei Biörn; biart-haddadr (candide ornatus) biart-
litadr (lucido colore praeditus) edd. ſæm. 142a; fagr-bûinn
(pulchre paratus) fagr-varidr (pulchre amictus) edd. ſæm.
139b; frum-gëtinn (primogenitus); frôd-hugadr (prudens);
hard-hugadr (durus animo); itr-borinn (clarus genere);
edd. ſæm. 147b 150a; itr-ſkapadr (egregie formatus); kald-
rifjadr edd. ſæm. 32a; nŷ-borin kû (vacca foetum nuper
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/692>, abgerufen am 21.12.2024.
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