Von dem superlativischen -st, vor welchem die vocale i, o (entstellt in e und a?) stattfinden, wird cap. VII. ge- handelt werden. Vor andern wörtern dieser ableitung stehen a, i und u; zweifelhaft ei.
[AST] hier ist nur wenig anzuführen: das alts. ob-ast (studium, festinatio) ags. os-est, ef-est (fehlerhaft geschr. aefest) dessen wurzel objan (colere, exercere) kaum eini- gem zweifel unterliegt, also ahd. uopan und uop-ast? Nächstdem das weiter mit r abgeleitete ahd. a-gal-astra (pica) vgl. oben s. 133. Die wurzel galan (canere nr. 67.) und das componierende a = ar genommen (a-galan, ar- galan) geben den sinn: der singende, schreiende vogel, und wenn das in dem -astr be- gründet sein kann, den nebensinn: der rauhschreiende, krächzende. Mhd. a-gel-ster, nhd. verkürzt elster. Wie aber aus agalastra agelster wird, kann auch in an- dern fällen das a weggefallen sein. Entspringt ahd. kal- star, gal-star (incantatio) aus kal-astar? (wurzel galan nr. 67.) vin-star (obscurus) aus vin-astar? steht fin-istrei (tenebrae) f. fin-astrei? Haben die altn. masc. bak-str (panificium); rek-str (propulsio); die neutra blom-str (flos); hul-str (theca); lem-str (contusio) ein a ausgeworfen? Der unumlaut zeugt, daß es nicht i und u waren, und bei lemstr liegt der umlaut schon in dem verbo lemja. -- Die nhd. mor-ast und pal-ast sind unorganisch und aus- ländisch (franz. marais, palais). --
[IST] hierher zuvörderst die ahd. starken masc. heng- ist (equus) und herp-ist (auctumnus), beide mit umgelau- tetem a der wurzel? Für hengist haben trev. 11b blas. 65a heingist, inzwischen spricht das ags. heng-est, viel- leicht das chengisto (caballus spathus) der malb. gl. für kurzen vocal, nhd. heng-st. Wurzelhaft scheint mir nur h-n, nicht das g, jenes nach der lautverschiebung stim- mend zu dem flav. kon' (jeriert, also koni, sprich wie franz. cogne) allgemein für pferd, vgl. litth. kuinas (schlechtes pferd). Sollte dem jer das g (für j?) gleichen, hengist für henjist stehen? Dann erklärte sich auch die altn. auswerfung des nasallauts leichter: hestr (? hestr) für hen-str wie ast f. anst; dän. hest, schw. häst (daneben hinxt für den bestimmteren begriff aus dem hochd.?). Hengist und hestr müßen dasselbe wort sein. (oben s. 199). Ahd. herp- ist, herb-ist N. 80, 4. mhd. herb-est fragm. 30b MS. 2,
III. conſonantiſche ableitungen. ST.
ableitungen mit ST.
Von dem ſuperlativiſchen -ſt, vor welchem die vocale i, ô (entſtellt in ë und â?) ſtattfinden, wird cap. VII. ge- handelt werden. Vor andern wörtern dieſer ableitung ſtehen a, i und u; zweifelhaft ei.
[AST] hier iſt nur wenig anzuführen: das altſ. ôb-aſt (ſtudium, feſtinatio) agſ. ôſ-eſt, êf-eſt (fehlerhaft geſchr. æfeſt) deſſen wurzel ôbjan (colere, exercere) kaum eini- gem zweifel unterliegt, alſo ahd. uopan und uop-aſt? Nächſtdem das weiter mit r abgeleitete ahd. â-gal-aſtra (pica) vgl. oben ſ. 133. Die wurzel galan (canere nr. 67.) und das componierende â = ar genommen (â-galan, ar- galan) geben den ſinn: der ſingende, ſchreiende vogel, und wenn das in dem -aſtr be- gründet ſein kann, den nebenſinn: der rauhſchreiende, krächzende. Mhd. â-gel-ſter, nhd. verkürzt elſter. Wie aber aus âgalaſtra âgelſter wird, kann auch in an- dern fällen das a weggefallen ſein. Entſpringt ahd. kal- ſtar, gal-ſtar (incantatio) aus kal-aſtar? (wurzel galan nr. 67.) vin-ſtar (obſcurus) aus vin-aſtar? ſteht fin-iſtrî (tenebrae) f. fin-aſtrî? Haben die altn. maſc. bak-ſtr (panificium); rëk-ſtr (propulſio); die neutra blôm-ſtr (flos); hul-ſtr (theca); lem-ſtr (contuſio) ein a ausgeworfen? Der unumlaut zeugt, daß es nicht i und u waren, und bei lemſtr liegt der umlaut ſchon in dem verbo lemja. — Die nhd. môr-aſt und pal-aſt ſind unorganiſch und aus- ländiſch (franz. marais, palais). —
[IST] hierher zuvörderſt die ahd. ſtarken maſc. heng- iſt (equus) und herp-iſt (auctumnus), beide mit umgelau- tetem a der wurzel? Für hengiſt haben trev. 11b blaſ. 65a heingiſt, inzwiſchen ſpricht das agſ. heng-eſt, viel- leicht das chengiſto (caballus ſpathus) der malb. gl. für kurzen vocal, nhd. heng-ſt. Wurzelhaft ſcheint mir nur h-n, nicht das g, jenes nach der lautverſchiebung ſtim- mend zu dem flav. kon’ (jeriert, alſo koni, ſprich wie franz. cogne) allgemein für pferd, vgl. litth. kuinas (ſchlechtes pferd). Sollte dem jer das g (für j?) gleichen, hengiſt für henjiſt ſtehen? Dann erklärte ſich auch die altn. auswerfung des naſallauts leichter: heſtr (? hêſtr) für hen-ſtr wie âſt f. anſt; dän. heſt, ſchw. häſt (daneben hinxt für den beſtimmteren begriff aus dem hochd.?). Hengiſt und heſtr müßen daſſelbe wort ſein. (oben ſ. 199). Ahd. herp- iſt, herb-iſt N. 80, 4. mhd. herb-eſt fragm. 30b MS. 2,
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III. conſonantiſche ableitungen. ST.
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ô (entſtellt in ë und â?) ſtattfinden, wird cap. VII. ge-
handelt werden. Vor andern wörtern dieſer ableitung
ſtehen a, i und u; zweifelhaft ei.
[AST] hier iſt nur wenig anzuführen: das altſ. ôb-aſt
(ſtudium, feſtinatio) agſ. ôſ-eſt, êf-eſt (fehlerhaft geſchr.
æfeſt) deſſen wurzel ôbjan (colere, exercere) kaum eini-
gem zweifel unterliegt, alſo ahd. uopan und uop-aſt?
Nächſtdem das weiter mit r abgeleitete ahd. â-gal-aſtra
(pica) vgl. oben ſ. 133. Die wurzel galan (canere
nr. 67.) und das componierende â = ar genommen
(â-galan, ar- galan) geben den ſinn: der ſingende,
ſchreiende vogel, und wenn das in dem -aſtr be-
gründet ſein kann, den nebenſinn: der rauhſchreiende,
krächzende. Mhd. â-gel-ſter, nhd. verkürzt elſter.
Wie aber aus âgalaſtra âgelſter wird, kann auch in an-
dern fällen das a weggefallen ſein. Entſpringt ahd. kal-
ſtar, gal-ſtar (incantatio) aus kal-aſtar? (wurzel galan
nr. 67.) vin-ſtar (obſcurus) aus vin-aſtar? ſteht fin-iſtrî
(tenebrae) f. fin-aſtrî? Haben die altn. maſc. bak-ſtr
(panificium); rëk-ſtr (propulſio); die neutra blôm-ſtr (flos);
hul-ſtr (theca); lem-ſtr (contuſio) ein a ausgeworfen?
Der unumlaut zeugt, daß es nicht i und u waren, und
bei lemſtr liegt der umlaut ſchon in dem verbo lemja. —
Die nhd. môr-aſt und pal-aſt ſind unorganiſch und aus-
ländiſch (franz. marais, palais). —
[IST] hierher zuvörderſt die ahd. ſtarken maſc. heng-
iſt (equus) und herp-iſt (auctumnus), beide mit umgelau-
tetem a der wurzel? Für hengiſt haben trev. 11b blaſ.
65a heingiſt, inzwiſchen ſpricht das agſ. heng-eſt, viel-
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kurzen vocal, nhd. heng-ſt. Wurzelhaft ſcheint mir nur
h-n, nicht das g, jenes nach der lautverſchiebung ſtim-
mend zu dem flav. kon’ (jeriert, alſo koni, ſprich wie
franz. cogne) allgemein für pferd, vgl. litth. kuinas
(ſchlechtes pferd). Sollte dem jer das g (für j?) gleichen,
hengiſt für henjiſt ſtehen? Dann erklärte ſich auch die
altn. auswerfung des naſallauts leichter: heſtr (? hêſtr) für
hen-ſtr wie âſt f. anſt; dän. heſt, ſchw. häſt (daneben hinxt
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iſt, herb-iſt N. 80, 4. mhd. herb-eſt fragm. 30b MS. 2,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/385>, abgerufen am 21.11.2024.
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