igen; ein-händ-igen; be-hell-igen; be-herz-igen; huld- igen; be-kräft-igen; kreuz-igen; künd-igen; be-läst-igen; er-led-igen; be-leid-igen; er-mächt-igen; er-mäß-igen; de-müth-igen; ab-müß-igen; ge-nehm-igen; nöth-igen; pein-igen; rein-igen; be-richt-igen; be-seit-igen; be- sel-igen; be-schäd-igen; be-sänft-igen; be-schäst-igen; be-schein-igen; be-schleun-igen; schmeid-igen; be- schoen-igen; be-schwicht-igen; beschuld-igen; be-staet- igen; ver-ständ-igen; stein-igen; be-werk-stell-igen; sünd-igen; be-thät-igen; be-theil-igen; ver-gegen-wärt- igen; ein-will-igen; witz-igen; würd-igen; zeit-igen; zucht-igen. Die meisten, aber nicht alle laßen sich auf adj. zurückführen und in letzterm fall scheinen sie be- sonders unorganisch (steinigen, beseitigen, huldigen, peini- gen, endigen, eidigen, beerdigen, beschoenigen); die frühere sprache bediente sich überall lieber der einfachen wörter, sie sagte: beenden, vereinen, erden, hulden, künden, pei- nen, reinen, beschoenen, steinen, sünden wie wir noch heute: beeiden, besaiten, vernichten, vereinen etc. Das -ig in befehligen mag aus dem alten -h in befelh, später befelich (mandatum) herrühren.
bemerkungen zu den G-ableitungen insgemein.
a) die ableitung liegt bei den adj. auf -ag und -eig am tage; in den meisten andern fällen bleibt sie dunkel, wie schon die vielen ablautenden verba auf -lg, -ng, -rg vermuthen laßen. Indessen kann die ableitende natur des -g keinem zweifel unterworfen sein, jung z. b. muß schon darum für jun-g genommen werden, weil die ver- wandten sprachen den stamm jun- beweisen, vgl. lat. jun-ior, litth. jaun-as, serb. jun-ak (heros juvenis) jun- az (juvencus) lat. jun-ix (junge kuh); analog isi sin-eigs vom stamme sin- gebildet, vgl. sin-ista mit dem litth. sen- as und lat. sen-ior, sen-ex. Warum aber jun-gs nicht jun-eigs lautete und wahrsch. aus jun-ags entspringt, läßt sich nicht mehr erklären. Die ahd. per-ac (mons) und pir-eic (ferax) würden goth. lauten bair-gs und bair-eigs; aber pereic fällt zu bairan (nr. 325.) perac zu bairgan (nr. 446.), der neue ablautende stamm verdunkelt die urver- wandtschaft beider. Da übrigens baurgs so gut wie bairgs zu bairgan fällt, so bestätigt das meine vermuthung s. 297, daß pur-uc für pur-ac stehe und das -uc nur aus assim. hervorgehe. Ableitendes -g nach vocalen der wurzel habe ich in zwei-c und plau-c gemuthmaßt. --
U 2
III. conſonantiſche ableitungen. G.
igen; ein-händ-igen; be-hell-igen; be-herz-igen; huld- igen; be-kräft-igen; kreuz-igen; künd-igen; be-läſt-igen; er-led-igen; be-leid-igen; er-mächt-igen; er-mäß-igen; de-müth-igen; ab-müß-igen; ge-nehm-igen; nöth-igen; pein-igen; rein-igen; be-richt-igen; be-ſeit-igen; be- ſêl-igen; be-ſchäd-igen; be-ſänft-igen; be-ſchäſt-igen; be-ſchein-igen; be-ſchleun-igen; ſchmeid-igen; be- ſchœn-igen; be-ſchwicht-igen; beſchuld-igen; be-ſtæt- igen; ver-ſtänd-igen; ſtein-igen; be-werk-ſtell-igen; ſünd-igen; be-thät-igen; be-theil-igen; ver-gegen-wärt- igen; ein-will-igen; witz-igen; würd-igen; zeit-igen; zucht-igen. Die meiſten, aber nicht alle laßen ſich auf adj. zurückführen und in letzterm fall ſcheinen ſie be- ſonders unorganiſch (ſteinigen, beſeitigen, huldigen, peini- gen, endigen, eidigen, beerdigen, beſchœnigen); die frühere ſprache bediente ſich überall lieber der einfachen wörter, ſie ſagte: beenden, vereinen, ërden, hulden, künden, pî- nen, reinen, beſchœnen, ſteinen, ſünden wie wir noch heute: beeiden, beſaiten, vernichten, vereinen etc. Das -ig in befehligen mag aus dem alten -h in befelh, ſpäter befelich (mandatum) herrühren.
bemerkungen zu den G-ableitungen insgemein.
a) die ableitung liegt bei den adj. auf -ag und -eig am tage; in den meiſten andern fällen bleibt ſie dunkel, wie ſchon die vielen ablautenden verba auf -lg, -ng, -rg vermuthen laßen. Indeſſen kann die ableitende natur des -g keinem zweifel unterworfen ſein, jung z. b. muß ſchon darum für jun-g genommen werden, weil die ver- wandten ſprachen den ſtamm jun- beweiſen, vgl. lat. jun-ior, litth. jaun-as, ſerb. jun-ak (heros juvenis) jun- az (juvencus) lat. jun-ix (junge kuh); analog iſi ſin-eigs vom ſtamme ſin- gebildet, vgl. ſin-iſta mit dem litth. ſen- as und lat. ſen-ior, ſen-ex. Warum aber jun-gs nicht jun-eigs lautete und wahrſch. aus jun-ags entſpringt, läßt ſich nicht mehr erklären. Die ahd. për-ac (mons) und pir-îc (ferax) würden goth. lauten baír-gs und baír-eigs; aber përîc fällt zu baíran (nr. 325.) përac zu baírgan (nr. 446.), der neue ablautende ſtamm verdunkelt die urver- wandtſchaft beider. Da übrigens baúrgs ſo gut wie baírgs zu baírgan fällt, ſo beſtätigt das meine vermuthung ſ. 297, daß pur-uc für pur-ac ſtehe und das -uc nur aus aſſim. hervorgehe. Ableitendes -g nach vocalen der wurzel habe ich in zwî-c und plû-c gemuthmaßt. —
U 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0325"n="307"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">III. <hirendition="#i">conſonantiſche ableitungen. G.</hi></hi></fw><lb/>
igen; ein-händ-igen; be-hell-igen; be-herz-igen; huld-<lb/>
igen; be-kräft-igen; kreuz-igen; künd-igen; be-läſt-igen;<lb/>
er-led-igen; be-leid-igen; er-mächt-igen; er-mäß-igen;<lb/>
de-müth-igen; ab-müß-igen; ge-nehm-igen; nöth-igen;<lb/>
pein-igen; rein-igen; be-richt-igen; be-ſeit-igen; be-<lb/>ſêl-igen; be-ſchäd-igen; be-ſänft-igen; be-ſchäſt-igen;<lb/>
be-ſchein-igen; be-ſchleun-igen; ſchmeid-igen; be-<lb/>ſchœn-igen; be-ſchwicht-igen; beſchuld-igen; be-ſtæt-<lb/>
igen; ver-ſtänd-igen; ſtein-igen; be-werk-ſtell-igen;<lb/>ſünd-igen; be-thät-igen; be-theil-igen; ver-gegen-wärt-<lb/>
igen; ein-will-igen; witz-igen; würd-igen; zeit-igen;<lb/>
zucht-igen. Die meiſten, aber nicht alle laßen ſich auf<lb/>
adj. zurückführen und in letzterm fall ſcheinen ſie be-<lb/>ſonders unorganiſch (ſteinigen, beſeitigen, huldigen, peini-<lb/>
gen, endigen, eidigen, beerdigen, beſchœnigen); die frühere<lb/>ſprache bediente ſich überall lieber der einfachen wörter,<lb/>ſie ſagte: beenden, vereinen, ërden, hulden, künden, pî-<lb/>
nen, reinen, beſchœnen, ſteinen, ſünden wie wir noch<lb/>
heute: beeiden, beſaiten, vernichten, vereinen etc. Das<lb/>
-ig in befehligen mag aus dem alten -h in befelh, ſpäter<lb/>
befelich (mandatum) herrühren.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="5"><head><hirendition="#i">bemerkungen zu den G-ableitungen insgemein.</hi></head><lb/><p>a) die ableitung liegt bei den adj. auf -ag und -eig<lb/>
am tage; in den meiſten andern fällen bleibt ſie dunkel,<lb/>
wie ſchon die vielen ablautenden verba auf -lg, -ng, -rg<lb/>
vermuthen laßen. Indeſſen kann die ableitende natur<lb/>
des -g keinem zweifel unterworfen ſein, jung z. b. muß<lb/>ſchon darum für jun-g genommen werden, weil die ver-<lb/>
wandten ſprachen den ſtamm jun- beweiſen, vgl. lat.<lb/>
jun-ior, litth. jaun-as, ſerb. jun-ak (heros juvenis) jun-<lb/>
az (juvencus) lat. jun-ix (junge kuh); analog iſi ſin-eigs<lb/>
vom ſtamme ſin- gebildet, vgl. ſin-iſta mit dem litth. ſen-<lb/>
as und lat. ſen-ior, ſen-ex. Warum aber jun-gs nicht<lb/>
jun-eigs lautete und wahrſch. aus jun-ags entſpringt, läßt<lb/>ſich nicht mehr erklären. Die ahd. për-ac (mons) und<lb/>
pir-îc (ferax) würden goth. lauten baír-gs und baír-eigs;<lb/>
aber përîc fällt zu baíran (nr. 325.) përac zu baírgan (nr.<lb/>
446.), der neue ablautende ſtamm verdunkelt die urver-<lb/>
wandtſchaft beider. Da übrigens baúrgs ſo gut wie baírgs<lb/>
zu baírgan fällt, ſo beſtätigt das meine vermuthung ſ. 297,<lb/>
daß pur-uc für pur-ac ſtehe und das -uc nur aus aſſim.<lb/>
hervorgehe. Ableitendes -g nach vocalen der wurzel<lb/>
habe ich in zwî-c und plû-c gemuthmaßt. —</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">U 2</fw><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[307/0325]
III. conſonantiſche ableitungen. G.
igen; ein-händ-igen; be-hell-igen; be-herz-igen; huld-
igen; be-kräft-igen; kreuz-igen; künd-igen; be-läſt-igen;
er-led-igen; be-leid-igen; er-mächt-igen; er-mäß-igen;
de-müth-igen; ab-müß-igen; ge-nehm-igen; nöth-igen;
pein-igen; rein-igen; be-richt-igen; be-ſeit-igen; be-
ſêl-igen; be-ſchäd-igen; be-ſänft-igen; be-ſchäſt-igen;
be-ſchein-igen; be-ſchleun-igen; ſchmeid-igen; be-
ſchœn-igen; be-ſchwicht-igen; beſchuld-igen; be-ſtæt-
igen; ver-ſtänd-igen; ſtein-igen; be-werk-ſtell-igen;
ſünd-igen; be-thät-igen; be-theil-igen; ver-gegen-wärt-
igen; ein-will-igen; witz-igen; würd-igen; zeit-igen;
zucht-igen. Die meiſten, aber nicht alle laßen ſich auf
adj. zurückführen und in letzterm fall ſcheinen ſie be-
ſonders unorganiſch (ſteinigen, beſeitigen, huldigen, peini-
gen, endigen, eidigen, beerdigen, beſchœnigen); die frühere
ſprache bediente ſich überall lieber der einfachen wörter,
ſie ſagte: beenden, vereinen, ërden, hulden, künden, pî-
nen, reinen, beſchœnen, ſteinen, ſünden wie wir noch
heute: beeiden, beſaiten, vernichten, vereinen etc. Das
-ig in befehligen mag aus dem alten -h in befelh, ſpäter
befelich (mandatum) herrühren.
bemerkungen zu den G-ableitungen insgemein.
a) die ableitung liegt bei den adj. auf -ag und -eig
am tage; in den meiſten andern fällen bleibt ſie dunkel,
wie ſchon die vielen ablautenden verba auf -lg, -ng, -rg
vermuthen laßen. Indeſſen kann die ableitende natur
des -g keinem zweifel unterworfen ſein, jung z. b. muß
ſchon darum für jun-g genommen werden, weil die ver-
wandten ſprachen den ſtamm jun- beweiſen, vgl. lat.
jun-ior, litth. jaun-as, ſerb. jun-ak (heros juvenis) jun-
az (juvencus) lat. jun-ix (junge kuh); analog iſi ſin-eigs
vom ſtamme ſin- gebildet, vgl. ſin-iſta mit dem litth. ſen-
as und lat. ſen-ior, ſen-ex. Warum aber jun-gs nicht
jun-eigs lautete und wahrſch. aus jun-ags entſpringt, läßt
ſich nicht mehr erklären. Die ahd. për-ac (mons) und
pir-îc (ferax) würden goth. lauten baír-gs und baír-eigs;
aber përîc fällt zu baíran (nr. 325.) përac zu baírgan (nr.
446.), der neue ablautende ſtamm verdunkelt die urver-
wandtſchaft beider. Da übrigens baúrgs ſo gut wie baírgs
zu baírgan fällt, ſo beſtätigt das meine vermuthung ſ. 297,
daß pur-uc für pur-ac ſtehe und das -uc nur aus aſſim.
hervorgehe. Ableitendes -g nach vocalen der wurzel
habe ich in zwî-c und plû-c gemuthmaßt. —
U 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/325>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.