Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
II. mittelhochd. erste schwache conjugation.
Erste schwache conjugation.

kurzsilbige syncopieren das e der ableitung ohne aus-
nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet).
das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich
nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut ist wesentlich
e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet, alles
gefühl der ursprünglichen a und u war hier abgestorben
(s. 362.); es sind nur wenige wörter, wofür ich zwei
paradigmen gebe (praet. conj. ist dem des ind. gleich):

ind. ner ner-st ner-tleg-e leg-st leg-t
ner-n ner-t ner-ntleg-en leg-et leg-ent
ner-te ner-test ner-teleg-te leg-test leg-te
ner-ten ner-tet ner-tenleg-ten leg-tet leg-ten
conj. ner ner-st nerleg-e leg-est leg-e
ner-n ner-t ner-nleg-en leg-et leg-en
ner, pl. ne-t.leg-e pl. leg-et
imp. inf. ner-n, part. nern-de, ner-t; leg-en, leg-ende, leg-t.

1) queln. ver-seln (Trist. 6034. part. verselt Wilh. 1, 48a
Ulr. Trist. 104.) scheln. smeln (Georg 4b) tweln. weln. zeln;
gremen. lemen. zemen; denen. menen (impellere) ent-
spenen (ablactare) wenen (assuefacere troj. 35a 94b) ent-
wenen (desuefacere weltchr. Schütze 115. kolocz 146.);
bern (verberare subigere) ern (arare, erte, geert troj. 60c 62b)
kern (scopare) nern. beschern (ordinare Wigal. 277.) wern.
zern (consumere); ent-sweben (Nib. 7376.) be-teben (op-
primere Reinfr. 27a Wittich 1603.); legen. regen (excitare)
bewegen (commovere) treten (terere) trette (unbelegt)
getret (Parc. 32b 168b Georg 8b) weten (transire, wette?
gewet, dieselben belege); zeten (spargere) zette, gezet
(troj. 30a) -- 2) vrümen. drümen (confringere Barl. 33.)
bürn (elevare) spürn. schüten (quatere, movere) gehügen
(recordari); im praet. vrümte, bürte, schütte (nicht mit u). --
3) smirn (ungere) smirte En. 22b scheint unhochd. f. streichen.

Anmerkungen: a) als seltne ausnahme erscheint das
ursprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in
werjen st. wern (Tit.: verjen, nautam, scherjen, praeconem;
Mar. 160. wergen: schergen) vgl. s. 435. b) das alte ll,
mm, nn, tt (s. 870.) findet keine statt, wo es einträte,
würde das verbum langsilbig und rückumlautig, z. b. wenn
berren, gremmen, vrümmen, schütten gälte, hieße das
praet, barte, gramte, vrumte, schutte. -- g) Gewisse wörter
sind diesen weg gegangen, vorzüglich solche mit ll und
tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;

II. mittelhochd. erſte ſchwache conjugation.
Erſte ſchwache conjugation.

kurzſilbige ſyncopieren das e der ableitung ohne aus-
nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet).
das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich
nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut iſt weſentlich
e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet, alles
gefühl der urſprünglichen a und u war hier abgeſtorben
(ſ. 362.); es ſind nur wenige wörter, wofür ich zwei
paradigmen gebe (praet. conj. iſt dem des ind. gleich):

ind. ner ner-ſt ner-tleg-e leg-ſt leg-t
ner-n ner-t ner-ntleg-en leg-et leg-ent
ner-te ner-teſt ner-teleg-te leg-teſt leg-te
ner-ten ner-tet ner-tenleg-ten leg-tet leg-ten
conj. ner ner-ſt nerleg-e leg-eſt leg-e
ner-n ner-t ner-nleg-en leg-et leg-en
ner, pl. ne-t.leg-e pl. leg-et
imp. inf. ner-n, part. nern-de, ner-t; leg-en, leg-ende, leg-t.

1) queln. ver-ſeln (Triſt. 6034. part. verſelt Wilh. 1, 48a
Ulr. Triſt. 104.) ſcheln. ſmeln (Georg 4b) tweln. weln. zeln;
gremen. lemen. zemen; denen. menen (impellere) ent-
ſpenen (ablactare) wenen (aſſuefacere troj. 35a 94b) ent-
wenen (deſuefacere weltchr. Schütze 115. kolocz 146.);
bern (verberare ſubigere) ern (arare, erte, geert troj. 60c 62b)
kern (ſcopare) nern. beſchern (ordinare Wigal. 277.) wern.
zern (conſumere); ent-ſweben (Nib. 7376.) be-teben (op-
primere Reinfr. 27a Wittich 1603.); legen. regen (excitare)
bewegen (commovere) treten (terere) trette (unbelegt)
getret (Parc. 32b 168b Georg 8b) weten (tranſire, wette?
gewet, dieſelben belege); zeten (ſpargere) zette, gezet
(troj. 30a) — 2) vrümen. drümen (confringere Barl. 33.)
bürn (elevare) ſpürn. ſchüten (quatere, movere) gehügen
(recordari); im praet. vrümte, bürte, ſchütte (nicht mit u). —
3) ſmirn (ungere) ſmirte En. 22b ſcheint unhochd. f. ſtrîchen.

Anmerkungen: α) als ſeltne ausnahme erſcheint das
urſprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in
werjen ſt. wern (Tit.: verjen, nautam, ſcherjen, praeconem;
Mar. 160. wergen: ſchergen) vgl. ſ. 435. β) das alte ll,
mm, nn, tt (ſ. 870.) findet keine ſtatt, wo es einträte,
würde das verbum langſilbig und rückumlautig, z. b. wenn
berren, gremmen, vrümmen, ſchütten gälte, hieße das
praet, barte, gramte, vrumte, ſchutte. — γ) Gewiſſe wörter
ſind dieſen weg gegangen, vorzüglich ſolche mit ll und
tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0972" n="946"/>
              <fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">mittelhochd. er&#x017F;te &#x017F;chwache conjugation.</hi></fw><lb/>
              <div n="5">
                <head> <hi rendition="#i">Er&#x017F;te &#x017F;chwache conjugation.</hi> </head><lb/>
                <p><hi rendition="#i">kurz&#x017F;ilbige</hi> &#x017F;yncopieren das e der ableitung ohne aus-<lb/>
nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet).<lb/>
das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich<lb/>
nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut i&#x017F;t we&#x017F;entlich<lb/>
e oder ü, welches im praet. <hi rendition="#i">nicht rückumlautet</hi>, alles<lb/>
gefühl der ur&#x017F;prünglichen a und u war hier abge&#x017F;torben<lb/>
(&#x017F;. 362.); es &#x017F;ind nur wenige wörter, wofür ich zwei<lb/>
paradigmen gebe (praet. conj. i&#x017F;t dem des ind. gleich):<lb/><table><row><cell>ind. ner ner-&#x017F;t ner-t</cell><cell>leg-e leg-&#x017F;t leg-t</cell></row><lb/><row><cell>ner-n ner-t ner-nt</cell><cell>leg-en leg-et leg-ent</cell></row><lb/><row><cell>ner-te ner-te&#x017F;t ner-te</cell><cell>leg-te leg-te&#x017F;t leg-te</cell></row><lb/><row><cell>ner-ten ner-tet ner-ten</cell><cell>leg-ten leg-tet leg-ten</cell></row><lb/><row><cell>conj. ner ner-&#x017F;t ner</cell><cell>leg-e leg-e&#x017F;t leg-e</cell></row><lb/><row><cell>ner-n ner-t ner-n</cell><cell>leg-en leg-et leg-en</cell></row><lb/><row><cell>ner, pl. ne-t.</cell><cell>leg-e pl. leg-et</cell></row><lb/></table> imp. inf. ner-n, part. nern-de, ner-t; leg-en, leg-ende, leg-t.</p><lb/>
                <p>1) queln. ver-&#x017F;eln (Tri&#x017F;t. 6034. part. ver&#x017F;elt Wilh. 1, 48<hi rendition="#sup">a</hi><lb/>
Ulr. Tri&#x017F;t. 104.) &#x017F;cheln. &#x017F;meln (Georg 4<hi rendition="#sup">b</hi>) tweln. weln. zeln;<lb/>
gremen. lemen. zemen; denen. menen (impellere) ent-<lb/>
&#x017F;penen (ablactare) wenen (a&#x017F;&#x017F;uefacere troj. 35<hi rendition="#sup">a</hi> 94<hi rendition="#sup">b</hi>) ent-<lb/>
wenen (de&#x017F;uefacere weltchr. Schütze 115. kolocz 146.);<lb/>
bern (verberare &#x017F;ubigere) ern (arare, erte, geert troj. 60<hi rendition="#sup">c</hi> 62<hi rendition="#sup">b</hi>)<lb/>
kern (&#x017F;copare) nern. be&#x017F;chern (ordinare Wigal. 277.) wern.<lb/>
zern (con&#x017F;umere); ent-&#x017F;weben (Nib. 7376.) be-teben (op-<lb/>
primere Reinfr. 27<hi rendition="#sup">a</hi> Wittich 1603.); legen. regen (excitare)<lb/>
bewegen (commovere) treten (terere) trette (unbelegt)<lb/>
getret (Parc. 32<hi rendition="#sup">b</hi> 168<hi rendition="#sup">b</hi> Georg 8<hi rendition="#sup">b</hi>) weten (tran&#x017F;ire, wette?<lb/>
gewet, die&#x017F;elben belege); zeten (&#x017F;pargere) zette, gezet<lb/>
(troj. 30<hi rendition="#sup">a</hi>) &#x2014; 2) vrümen. drümen (confringere Barl. 33.)<lb/>
bürn (elevare) &#x017F;pürn. &#x017F;chüten (quatere, movere) gehügen<lb/>
(recordari); im praet. vrümte, bürte, &#x017F;chütte (nicht mit u). &#x2014;<lb/>
3) &#x017F;mirn (ungere) &#x017F;mirte En. 22<hi rendition="#sup">b</hi> &#x017F;cheint unhochd. f. &#x017F;trîchen.</p><lb/>
                <p><hi rendition="#i">Anmerkungen: &#x03B1;</hi>) als &#x017F;eltne ausnahme er&#x017F;cheint das<lb/>
ur&#x017F;prüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in<lb/><hi rendition="#i">werjen</hi> &#x017F;t. wern (Tit.: verjen, nautam, &#x017F;cherjen, praeconem;<lb/>
Mar. 160. wergen: &#x017F;chergen) vgl. &#x017F;. 435. <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) das alte ll,<lb/>
mm, nn, tt (&#x017F;. 870.) findet keine &#x017F;tatt, wo es einträte,<lb/>
würde das verbum lang&#x017F;ilbig und rückumlautig, z. b. wenn<lb/>
berren, gremmen, vrümmen, &#x017F;chütten gälte, hieße das<lb/>
praet, barte, gramte, vrumte, &#x017F;chutte. &#x2014; <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi>) Gewi&#x017F;&#x017F;e wörter<lb/>
&#x017F;ind die&#x017F;en weg gegangen, vorzüglich &#x017F;olche mit ll und<lb/>
tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[946/0972] II. mittelhochd. erſte ſchwache conjugation. Erſte ſchwache conjugation. kurzſilbige ſyncopieren das e der ableitung ohne aus- nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet). das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut iſt weſentlich e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet, alles gefühl der urſprünglichen a und u war hier abgeſtorben (ſ. 362.); es ſind nur wenige wörter, wofür ich zwei paradigmen gebe (praet. conj. iſt dem des ind. gleich): ind. ner ner-ſt ner-t leg-e leg-ſt leg-t ner-n ner-t ner-nt leg-en leg-et leg-ent ner-te ner-teſt ner-te leg-te leg-teſt leg-te ner-ten ner-tet ner-ten leg-ten leg-tet leg-ten conj. ner ner-ſt ner leg-e leg-eſt leg-e ner-n ner-t ner-n leg-en leg-et leg-en ner, pl. ne-t. leg-e pl. leg-et imp. inf. ner-n, part. nern-de, ner-t; leg-en, leg-ende, leg-t. 1) queln. ver-ſeln (Triſt. 6034. part. verſelt Wilh. 1, 48a Ulr. Triſt. 104.) ſcheln. ſmeln (Georg 4b) tweln. weln. zeln; gremen. lemen. zemen; denen. menen (impellere) ent- ſpenen (ablactare) wenen (aſſuefacere troj. 35a 94b) ent- wenen (deſuefacere weltchr. Schütze 115. kolocz 146.); bern (verberare ſubigere) ern (arare, erte, geert troj. 60c 62b) kern (ſcopare) nern. beſchern (ordinare Wigal. 277.) wern. zern (conſumere); ent-ſweben (Nib. 7376.) be-teben (op- primere Reinfr. 27a Wittich 1603.); legen. regen (excitare) bewegen (commovere) treten (terere) trette (unbelegt) getret (Parc. 32b 168b Georg 8b) weten (tranſire, wette? gewet, dieſelben belege); zeten (ſpargere) zette, gezet (troj. 30a) — 2) vrümen. drümen (confringere Barl. 33.) bürn (elevare) ſpürn. ſchüten (quatere, movere) gehügen (recordari); im praet. vrümte, bürte, ſchütte (nicht mit u). — 3) ſmirn (ungere) ſmirte En. 22b ſcheint unhochd. f. ſtrîchen. Anmerkungen: α) als ſeltne ausnahme erſcheint das urſprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in werjen ſt. wern (Tit.: verjen, nautam, ſcherjen, praeconem; Mar. 160. wergen: ſchergen) vgl. ſ. 435. β) das alte ll, mm, nn, tt (ſ. 870.) findet keine ſtatt, wo es einträte, würde das verbum langſilbig und rückumlautig, z. b. wenn berren, gremmen, vrümmen, ſchütten gälte, hieße das praet, barte, gramte, vrumte, ſchutte. — γ) Gewiſſe wörter ſind dieſen weg gegangen, vorzüglich ſolche mit ll und tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte;

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/972
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 946. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/972>, abgerufen am 22.12.2024.