(decolorare) varawan (tingere); im praet. entw. vollstän- dig karawita, scatawita, salawita, varawita oder syn- copiert: karota, salota, varota (nicht zu mischen mit dem -ota zweiter conj., daher) gleichbedeutig karuta (hild. und gl. hrab. 962b) etc. geschrieben, wie ich auch K. 24b für karata zu lesen vorschlage. Die ausstoßung des a mit behaltener spirans: karwita, salwita etc. ist als dritte form zuläßig, vgl. K. 54b kikarwit. Das ganze verhältnis nur scheinbar anomal.
9) die siebente goth. anomalie geht hier aus, denn es läßt sich z. b. von trucchanen (siccari) terchinen (pallescere) wesnen (marcescere) weder ein starker imp. noch ein praet. nach zweiter conj. aufzeigen, obgleich die bildungssilbe -an, -in, -n jenem goth. -n ver- wandt ist. Solche verba gehen alth. sowohl nach erster, als zweiter und dritter schw. conj.
10) zwar dem goth. fraihna (s. 855.) antwortet fregin (fando accipio) im wessobr. denkm. (? für freginu), doch kein praet. vrah, vrahun will sich finden, auch kein vragn (vgl. angels. conj. XII.); N. hat 23, 8. freget (interrogat). Die übrigen nach dritter schwacher vraken, das von jenem pl. vrahun abgeleitet beßer vrahen (K. 18b frahetomes) geschrieben würde. gl. jun. 177. fraganon (consulere).
11) fünf starke praet. mit schw. praes. s. 867. 868.
12) defectiv und lediglich für den imp. gültig, nie ohne die negation vorkommend scheinen: ni- churi (noli) ni-churit (nolite) auch bloß bei K. 17a 24a und T. (ni-curi und ni-curet, beides öfter) warum nicht churjat, churat? ist chureit praet. conj. von chio- san (conj. IX.) und die bedeutung: ne-elegeritis? dann sollte aber der sg. ni-chureis und der pl. auch bei T. ni-cureit lauten. Zu vergl. wäre übrigens das goth. hiri, hirjats, hirjith (s. 846.) und die bemerkung über ogs (s. 853. s.).
(decolorare) varawan (tingere); im praet. entw. vollſtän- dig karawita, ſcatawita, ſalawita, varawita oder ſyn- copiert: karota, ſalota, varota (nicht zu miſchen mit dem -ôta zweiter conj., daher) gleichbedeutig karuta (hild. und gl. hrab. 962b) etc. geſchrieben, wie ich auch K. 24b für karata zu leſen vorſchlage. Die ausſtoßung des a mit behaltener ſpirans: karwita, ſalwita etc. iſt als dritte form zuläßig, vgl. K. 54b kikarwit. Das ganze verhältnis nur ſcheinbar anomal.
9) die ſiebente goth. anomalie geht hier aus, denn es läßt ſich z. b. von trucchanen (ſiccari) terchinen (palleſcere) weſnen (marceſcere) weder ein ſtarker imp. noch ein praet. nach zweiter conj. aufzeigen, obgleich die bildungsſilbe -an, -in, -n jenem goth. -n ver- wandt iſt. Solche verba gehen alth. ſowohl nach erſter, als zweiter und dritter ſchw. conj.
10) zwar dem goth. fraíhna (ſ. 855.) antwortet frëgin (fando accipio) im weſſobr. denkm. (? für frëginu), doch kein praet. vrah, vrâhun will ſich finden, auch kein vragn (vgl. angelſ. conj. XII.); N. hat 23, 8. frëget (interrogat). Die übrigen nach dritter ſchwacher vrâkên, das von jenem pl. vrâhun abgeleitet beßer vrâhên (K. 18b frâhêtomês) geſchrieben würde. gl. jun. 177. frâganôn (conſulere).
11) fünf ſtarke praet. mit ſchw. praeſ. ſ. 867. 868.
12) defectiv und lediglich für den imp. gültig, nie ohne die negation vorkommend ſcheinen: ni- churi (noli) ni-churit (nolite) auch bloß bei K. 17a 24a und T. (ni-curi und ni-curet, beides öfter) warum nicht churjat, churat? iſt churît praet. conj. von chio- ſan (conj. IX.) und die bedeutung: ne-elegeritis? dann ſollte aber der ſg. ni-churîs und der pl. auch bei T. ni-curît lauten. Zu vergl. wäre übrigens das goth. hiri, hirjats, hirjiþ (ſ. 846.) und die bemerkung über ôgs (ſ. 853. s.).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0913"n="887"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">anomalien der alth. conjugation.</hi></fw><lb/>
(decolorare) varawan (tingere); im praet. entw. vollſtän-<lb/>
dig <hirendition="#i">karawita</hi>, ſcatawita, ſalawita, varawita oder ſyn-<lb/>
copiert: <hirendition="#i">karota, ſalota, varota</hi> (nicht zu miſchen mit<lb/>
dem -ôta zweiter conj., daher) gleichbedeutig <hirendition="#i">karuta</hi><lb/>
(hild. und gl. hrab. 962<hirendition="#sup">b</hi>) etc. geſchrieben, wie ich auch<lb/>
K. 24<hirendition="#sup">b</hi> für karata zu leſen vorſchlage. Die ausſtoßung<lb/>
des a mit behaltener ſpirans: <hirendition="#i">karwita</hi>, ſalwita etc. iſt als<lb/>
dritte form zuläßig, vgl. K. 54<hirendition="#sup">b</hi> kikarwit. Das ganze<lb/>
verhältnis nur ſcheinbar anomal.</p><lb/><p>9) die ſiebente goth. anomalie geht hier aus, denn<lb/>
es läßt ſich z. b. von trucchanen (ſiccari) terchinen<lb/>
(palleſcere) weſnen (marceſcere) weder ein ſtarker imp.<lb/>
noch ein praet. nach zweiter conj. aufzeigen, obgleich<lb/>
die bildungsſilbe -an, -in, -n jenem goth. -n ver-<lb/>
wandt iſt. Solche verba gehen alth. ſowohl nach erſter,<lb/>
als zweiter und dritter ſchw. conj.</p><lb/><p>10) zwar dem goth. fraíhna (ſ. 855.) antwortet <hirendition="#i">frëgin</hi><lb/>
(fando accipio) im weſſobr. denkm. (? für frëginu), doch<lb/>
kein praet. vrah, vrâhun will ſich finden, auch kein vragn<lb/>
(vgl. angelſ. conj. XII.); N. hat 23, 8. <hirendition="#i">frëget</hi> (interrogat).<lb/>
Die übrigen nach dritter ſchwacher <hirendition="#i">vrâkên</hi>, das von jenem<lb/>
pl. vrâhun abgeleitet beßer <hirendition="#i">vrâhên</hi> (K. 18<hirendition="#sup">b</hi> frâhêtomês)<lb/>
geſchrieben würde. gl. jun. 177. <hirendition="#i">frâganôn</hi> (conſulere).</p><lb/><p>11) fünf ſtarke praet. mit ſchw. praeſ. ſ. 867. 868.</p><lb/><p>12) defectiv und lediglich für den imp. gültig,<lb/>
nie ohne die negation vorkommend ſcheinen: <hirendition="#i">ni-<lb/>
churi</hi> (noli) <hirendition="#i">ni-churit</hi> (nolite) auch bloß bei K. 17<hirendition="#sup">a</hi> 24<hirendition="#sup">a</hi><lb/>
und T. (ni-curi und ni-curet, beides öfter) warum<lb/>
nicht churjat, churat? iſt churît praet. conj. von chio-<lb/>ſan (conj. IX.) und die bedeutung: ne-elegeritis? dann<lb/>ſollte aber der ſg. ni-churîs und der pl. auch bei T.<lb/>
ni-curît lauten. Zu vergl. wäre übrigens das goth. hiri,<lb/>
hirjats, hirjiþ (ſ. 846.) und die bemerkung über ôgs<lb/>
(ſ. 853. s.).</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#i"><hirendition="#g">Altſächſiſches verbum</hi>.</hi></head><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starke conjugation.</hi></head><lb/><table><row><cell>praeſ. ind. -u -is -id</cell><cell>conj. -e -ês -e</cell></row><row><cell>-ad -ad -ad</cell><cell>-ên -ên -ên</cell></row><row><cell>praet. … -i …</cell><cell>-i -îs -i</cell></row><row><cell>-un -un -un</cell><cell>-în -în -în</cell></row><lb/></table><p>imp. ſg. … pl. -ad; inf. -an; part. praeſ. -and, praet. -an.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[887/0913]
II. anomalien der alth. conjugation.
(decolorare) varawan (tingere); im praet. entw. vollſtän-
dig karawita, ſcatawita, ſalawita, varawita oder ſyn-
copiert: karota, ſalota, varota (nicht zu miſchen mit
dem -ôta zweiter conj., daher) gleichbedeutig karuta
(hild. und gl. hrab. 962b) etc. geſchrieben, wie ich auch
K. 24b für karata zu leſen vorſchlage. Die ausſtoßung
des a mit behaltener ſpirans: karwita, ſalwita etc. iſt als
dritte form zuläßig, vgl. K. 54b kikarwit. Das ganze
verhältnis nur ſcheinbar anomal.
9) die ſiebente goth. anomalie geht hier aus, denn
es läßt ſich z. b. von trucchanen (ſiccari) terchinen
(palleſcere) weſnen (marceſcere) weder ein ſtarker imp.
noch ein praet. nach zweiter conj. aufzeigen, obgleich
die bildungsſilbe -an, -in, -n jenem goth. -n ver-
wandt iſt. Solche verba gehen alth. ſowohl nach erſter,
als zweiter und dritter ſchw. conj.
10) zwar dem goth. fraíhna (ſ. 855.) antwortet frëgin
(fando accipio) im weſſobr. denkm. (? für frëginu), doch
kein praet. vrah, vrâhun will ſich finden, auch kein vragn
(vgl. angelſ. conj. XII.); N. hat 23, 8. frëget (interrogat).
Die übrigen nach dritter ſchwacher vrâkên, das von jenem
pl. vrâhun abgeleitet beßer vrâhên (K. 18b frâhêtomês)
geſchrieben würde. gl. jun. 177. frâganôn (conſulere).
11) fünf ſtarke praet. mit ſchw. praeſ. ſ. 867. 868.
12) defectiv und lediglich für den imp. gültig,
nie ohne die negation vorkommend ſcheinen: ni-
churi (noli) ni-churit (nolite) auch bloß bei K. 17a 24a
und T. (ni-curi und ni-curet, beides öfter) warum
nicht churjat, churat? iſt churît praet. conj. von chio-
ſan (conj. IX.) und die bedeutung: ne-elegeritis? dann
ſollte aber der ſg. ni-churîs und der pl. auch bei T.
ni-curît lauten. Zu vergl. wäre übrigens das goth. hiri,
hirjats, hirjiþ (ſ. 846.) und die bemerkung über ôgs
(ſ. 853. s.).
Altſächſiſches verbum.
Starke conjugation.
praeſ. ind. -u -is -id conj. -e -ês -e
-ad -ad -ad -ên -ên -ên
praet. … -i … -i -îs -i
-un -un -un -în -în -în
imp. ſg. … pl. -ad; inf. -an; part. praeſ. -and, praet. -an.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/913>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.