leikan (placere) ga geigan (lucrari) veihan (sanctificare). -- 11) liugan (nubere). -- 12) fijan (odisse) hat vor dem ai noch ein i; praet. fijaida. --
Anm. schwankend steht bald hatan (odisse) bald hat- jan Luc. 1, 71. 6, 27. Matth. 5, 44.); da einige praesens- flexionen dieser conj. denen der starken gleichlauten, so könnten thlaihan, bauan, welche nicht im praet. vor- kommen, vielleicht stark gehen, praet. thaithlaih, baibau?
Anomalien der gothischen conjugation.
Sie gründen sich theils auf mischung verschiedener wortstämme und ableitungen, theils auf anwendung star- ker und schwacher flexion nebeneinander. Auxiliaria, d. h. verba, welche sehr häufig gebraucht werden und statt ihrer lebendigen bedeutung abstracte begriffe an- nehmen, tragen gewöhnlich solche unregelmäßigkeiten an sich.
1) das hülfswort esse besteht im goth. aus dreierlei stäm- men a) praes. ind. sg. lautet: I. im, II. is, III. ist. -- b praes. ind. dl. I. siju II. sijuts (?), pl. I. sijum II. sijuth III. sind; praes. conj. sg. I. sijau II. sijais III. sijai; pl. I. sijaima II. sijaith III. sijaina. -- g) zum praet ind. und conj. dienen die formen des zur zehnten conj. hörenden visan (manere); folglich: vas, vast, vas; pl. vesum, vesuth, vesun; conf. vesjau, veseis, vesi; pl. veseima, veseith, veseina. Die praesentia dieses verbums behalten ihren concreten sinn. --
2) zehn verba mangeln gänzlich der praesentialflexion, verleihen aber der starken, ablautenden form ihres praet. bedeutung des praesens und bilden dann für die bedeutung des praet. eins nach schwacher form. Es sind folgende: a) aus conj. VII. motan (khorein, ca- pere) ogan (timere). b) aus conj. VIII. vitan (scire) aigan (habere). g) aus X. magan (posse). d) aus XI. skulan (debere) munan (meminisse) dauran (audere). e) aus XII. kunnan (nosse) thaurban (egere); muthmaß- lich gab es ein in den fragm. unvorhandenes dugan (valere) nach conj. IX., unnan (favere) nach XII. und noch andere. Da nicht nur die ablaute, sondern auch die schwachen praet. einige unregelmäßigkeit zeigen, setze ich alle im paradigma her:
H h h 2
II. anomal. der gothiſchen conjugation.
leikan (placere) ga geigan (lucrari) veihan (ſanctificare). — 11) liugan (nubere). — 12) fijan (odiſſe) hat vor dem ái noch ein i; praet. fijáida. —
Anm. ſchwankend ſteht bald hatan (odiſſe) bald hat- jan Luc. 1, 71. 6, 27. Matth. 5, 44.); da einige praeſens- flexionen dieſer conj. denen der ſtarken gleichlauten, ſo könnten þlaíhan, báuan, welche nicht im praet. vor- kommen, vielleicht ſtark gehen, praet. þaiþlaíh, báibáu?
Anomalien der gothiſchen conjugation.
Sie gründen ſich theils auf miſchung verſchiedener wortſtämme und ableitungen, theils auf anwendung ſtar- ker und ſchwacher flexion nebeneinander. Auxiliaria, d. h. verba, welche ſehr häufig gebraucht werden und ſtatt ihrer lebendigen bedeutung abſtracte begriffe an- nehmen, tragen gewöhnlich ſolche unregelmäßigkeiten an ſich.
1) das hülfswort eſſe beſteht im goth. aus dreierlei ſtäm- men α) praeſ. ind. ſg. lautet: I. ïm, II. ïs, III. ïſt. — β praeſ. ind. dl. I. ſiju II. ſijuts (?), pl. I. ſijum II. ſijuþ III. ſind; praeſ. conj. ſg. I. ſijáu II. ſijáis III. ſijái; pl. I. ſijáima II. ſijáiþ III. ſijáina. — γ) zum praet ind. und conj. dienen die formen des zur zehnten conj. hörenden viſan (manere); folglich: vas, vaſt, vas; pl. vêſum, vêſuþ, vêſun; conf. vêſjáu, vêſeis, vêſi; pl. vêſeima, vêſeiþ, vêſeina. Die praeſentia dieſes verbums behalten ihren concreten ſinn. —
2) zehn verba mangeln gänzlich der praeſentialflexion, verleihen aber der ſtarken, ablautenden form ihres praet. bedeutung des praeſens und bilden dann für die bedeutung des praet. eins nach ſchwacher form. Es ſind folgende: α) aus conj. VII. môtan (χωρεῖν, ca- pere) ôgan (timere). β) aus conj. VIII. vitan (ſcire) áigan (habere). γ) aus X. magan (poſſe). δ) aus XI. ſkulan (debere) munan (meminiſſe) daúran (audere). ε) aus XII. kunnan (noſſe) þaúrban (egere); muthmaß- lich gab es ein in den fragm. unvorhandenes dugan (valere) nach conj. IX., unnan (favere) nach XII. und noch andere. Da nicht nur die ablaute, ſondern auch die ſchwachen praet. einige unregelmäßigkeit zeigen, ſetze ich alle im paradigma her:
H h h 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0877"n="851"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">anomal. der gothiſchen conjugation.</hi></fw><lb/>
leikan (placere) ga geigan (lucrari) veihan (ſanctificare). —<lb/>
11) liugan (nubere). — 12) fijan (odiſſe) hat vor dem ái<lb/>
noch ein i; praet. fijáida. —</p><lb/><p><hirendition="#i">Anm.</hi>ſchwankend ſteht bald hatan (odiſſe) bald hat-<lb/>
jan Luc. 1, 71. 6, 27. Matth. 5, 44.); da einige praeſens-<lb/>
flexionen dieſer conj. denen der ſtarken gleichlauten, ſo<lb/>
könnten þlaíhan, báuan, welche nicht im praet. vor-<lb/>
kommen, vielleicht ſtark gehen, praet. þaiþlaíh, báibáu?</p></div></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Anomalien der gothiſchen conjugation.</hi></head><lb/><p>Sie gründen ſich theils auf miſchung verſchiedener<lb/>
wortſtämme und ableitungen, theils auf anwendung ſtar-<lb/>
ker und ſchwacher flexion nebeneinander. Auxiliaria,<lb/>
d. h. verba, welche ſehr häufig gebraucht werden und<lb/>ſtatt ihrer lebendigen bedeutung abſtracte begriffe an-<lb/>
nehmen, tragen gewöhnlich ſolche unregelmäßigkeiten<lb/>
an ſich.</p><lb/><list><item>1) das hülfswort eſſe beſteht im goth. aus dreierlei ſtäm-<lb/>
men <hirendition="#i">α</hi>) praeſ. ind. ſg. lautet: I. <hirendition="#i">ïm</hi>, II. <hirendition="#i">ïs</hi>, III. <hirendition="#i">ïſt</hi>. —<lb/><hirendition="#i">β</hi> praeſ. ind. dl. I. <hirendition="#i">ſiju</hi> II. <hirendition="#i">ſijuts</hi> (?), pl. I. <hirendition="#i">ſijum</hi> II. <hirendition="#i">ſijuþ</hi><lb/>
III. <hirendition="#i">ſind</hi>; praeſ. conj. ſg. I. <hirendition="#i">ſijáu</hi> II. <hirendition="#i">ſijáis</hi> III. <hirendition="#i">ſijái</hi>; pl.<lb/>
I. <hirendition="#i">ſijáima</hi> II. <hirendition="#i">ſijáiþ</hi> III. <hirendition="#i">ſijáina</hi>. —<hirendition="#i">γ</hi>) zum praet ind.<lb/>
und conj. dienen die formen des zur zehnten conj.<lb/>
hörenden viſan (manere); folglich: <hirendition="#i">vas, vaſt, vas;</hi><lb/>
pl. <hirendition="#i">vêſum, vêſuþ, vêſun;</hi> conf. <hirendition="#i">vêſjáu, vêſeis, vêſi;</hi><lb/>
pl. <hirendition="#i">vêſeima, vêſeiþ, vêſeina</hi>. Die praeſentia dieſes<lb/>
verbums behalten ihren concreten ſinn. —</item><lb/><item>2) zehn verba mangeln gänzlich der praeſentialflexion,<lb/>
verleihen aber der ſtarken, ablautenden form ihres<lb/>
praet. bedeutung des praeſens und bilden dann für die<lb/>
bedeutung des praet. eins nach ſchwacher form. Es<lb/>ſind folgende: <hirendition="#i">α</hi>) aus conj. VII. môtan (<hirendition="#i">χωρεῖν</hi>, ca-<lb/>
pere) ôgan (timere). <hirendition="#i">β</hi>) aus conj. VIII. vitan (ſcire)<lb/>
áigan (habere). <hirendition="#i">γ</hi>) aus X. magan (poſſe). <hirendition="#i">δ</hi>) aus XI.<lb/>ſkulan (debere) munan (meminiſſe) daúran (audere).<lb/><hirendition="#i">ε</hi>) aus XII. kunnan (noſſe) þaúrban (egere); muthmaß-<lb/>
lich gab es ein in den fragm. unvorhandenes dugan<lb/>
(valere) nach conj. IX., unnan (favere) nach XII. und<lb/>
noch andere. Da nicht nur die ablaute, ſondern auch<lb/>
die ſchwachen praet. einige unregelmäßigkeit zeigen,<lb/>ſetze ich alle im paradigma her:</item></list><lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h h 2</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[851/0877]
II. anomal. der gothiſchen conjugation.
leikan (placere) ga geigan (lucrari) veihan (ſanctificare). —
11) liugan (nubere). — 12) fijan (odiſſe) hat vor dem ái
noch ein i; praet. fijáida. —
Anm. ſchwankend ſteht bald hatan (odiſſe) bald hat-
jan Luc. 1, 71. 6, 27. Matth. 5, 44.); da einige praeſens-
flexionen dieſer conj. denen der ſtarken gleichlauten, ſo
könnten þlaíhan, báuan, welche nicht im praet. vor-
kommen, vielleicht ſtark gehen, praet. þaiþlaíh, báibáu?
Anomalien der gothiſchen conjugation.
Sie gründen ſich theils auf miſchung verſchiedener
wortſtämme und ableitungen, theils auf anwendung ſtar-
ker und ſchwacher flexion nebeneinander. Auxiliaria,
d. h. verba, welche ſehr häufig gebraucht werden und
ſtatt ihrer lebendigen bedeutung abſtracte begriffe an-
nehmen, tragen gewöhnlich ſolche unregelmäßigkeiten
an ſich.
1) das hülfswort eſſe beſteht im goth. aus dreierlei ſtäm-
men α) praeſ. ind. ſg. lautet: I. ïm, II. ïs, III. ïſt. —
β praeſ. ind. dl. I. ſiju II. ſijuts (?), pl. I. ſijum II. ſijuþ
III. ſind; praeſ. conj. ſg. I. ſijáu II. ſijáis III. ſijái; pl.
I. ſijáima II. ſijáiþ III. ſijáina. — γ) zum praet ind.
und conj. dienen die formen des zur zehnten conj.
hörenden viſan (manere); folglich: vas, vaſt, vas;
pl. vêſum, vêſuþ, vêſun; conf. vêſjáu, vêſeis, vêſi;
pl. vêſeima, vêſeiþ, vêſeina. Die praeſentia dieſes
verbums behalten ihren concreten ſinn. —
2) zehn verba mangeln gänzlich der praeſentialflexion,
verleihen aber der ſtarken, ablautenden form ihres
praet. bedeutung des praeſens und bilden dann für die
bedeutung des praet. eins nach ſchwacher form. Es
ſind folgende: α) aus conj. VII. môtan (χωρεῖν, ca-
pere) ôgan (timere). β) aus conj. VIII. vitan (ſcire)
áigan (habere). γ) aus X. magan (poſſe). δ) aus XI.
ſkulan (debere) munan (meminiſſe) daúran (audere).
ε) aus XII. kunnan (noſſe) þaúrban (egere); muthmaß-
lich gab es ein in den fragm. unvorhandenes dugan
(valere) nach conj. IX., unnan (favere) nach XII. und
noch andere. Da nicht nur die ablaute, ſondern auch
die ſchwachen praet. einige unregelmäßigkeit zeigen,
ſetze ich alle im paradigma her:
H h h 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 851. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/877>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.