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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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II. interrogatives pronomen.
det sich: hor, hot (Rask §. 534.). -- anm. selbst der nom.
acc. m. hvar und hvann kommen nicht vor und wer-
den durch die formen des zweiten int. hver, hvern
ausgedrückt (vgl. Rask §. 219.).

(mittelh.) masc. wer. wes. wem. wen (nicht we-
nen); neutr. waß. wes. wem. waß; instr. wiu

(mittelniederl.) masc. wie. wies. wien. wien; neutr.
wat. wies. wien. wat.

(neuh.) masc. wer. wessen. wem. wen; neutr. was.
wessen. wem. was.

(neuniederl.) masc. wie. wiens. wien. wien; fem. wie.
wier. wier. wie; neutr. wat. wiens. wien. wat; merk-
würdig der wohl nach analogie des demonstr. neueinge-
führte sg. fem.

(neuengl.) who. whose. whom. who; neutr. what.

(schwed.) ho. hvars. hvem. hvem; neutr. hvad;
der gen. stammt aus dem zweiten interr.

(dän.) hvo. hvis. hvem. hvem; neutr. hvad.

b) interrogativum: wer von mehrern.

(goth.) hvarjis, hvarja, hvarjata folgt ganz der
zweiten adj. decl. s. 720., der nom. masc. hvarjis (Marc.
9. 34.) steht meiner ansicht nach für hvaris. -- (alth.)
fehlt ein pron. hueri, huerju, hueri. -- (alts. angels.)
fehlt. -- (altn.) existiert es vollständig: hverr, hver,
hvert
; geht adjectivisch, schiebt aber (wie midhr s. 742.)
vor vocalisch beginnenden flexionen das bildungs-i ein,
also: hverjum (cuinam) hverjan (quemnam) hverjar
(quaenam) hverjum (quibusnam); der gen. lautet hvers,
hverrar (wie: midhs, midhrar) etc. Im acc. masc. heißt
es gewöhnlich hvern (st. hverjan). -- Den übrigen spä-
teren mundarten geht dies zweite interr. ab; eine spur
dauert im schwed. gen. hvars.

g) interrogativum: wer von zwein.

das goth. hvathar decliniert genau wie anthar s. 764; das
alth. huedar wie andar, e (oder e?) für a ist mir noch
unaufgeklärt; das alts. hueder, angels. hvädher declinie-
ren regelmäßig; -- die altn. form lautet hvarr. hvar,
hvart
(oder hvorr, hvor, hvort) und decl adjectivisch, doch
ohne einschiebung von i, also nach ursprünglich erster
decl.; acc. sg. masc. hvarn (st. hvaran. wie annan = an-
narn st. annaran oder anran); übrigens scheint a
durch unterdrückung des dh entsprungen, da man nach

II. interrogatives pronomen.
det ſich: hor, hot (Raſk §. 534.). — anm. ſelbſt der nom.
acc. m. hvar und hvann kommen nicht vor und wer-
den durch die formen des zweiten int. hver, hvern
ausgedrückt (vgl. Raſk §. 219.).

(mittelh.) maſc. wër. wës. wëm. wën (nicht wë-
nen); neutr. waƷ. wës. wëm. waƷ; inſtr. wiu

(mittelniederl.) maſc. wie. wies. wien. wien; neutr.
wat. wies. wien. wat.

(neuh.) maſc. wêr. weſſen. wêm. wên; neutr. was.
weſſen. wêm. was.

(neuniederl.) maſc. wie. wiens. wien. wien; fem. wie.
wier. wier. wie; neutr. wat. wiens. wien. wat; merk-
würdig der wohl nach analogie des demonſtr. neueinge-
führte ſg. fem.

(neuengl.) whô. whôſe. whôm. whô; neutr. what.

(ſchwed.) hô. hvars. hvem. hvem; neutr. hvad;
der gen. ſtammt aus dem zweiten interr.

(dän.) hvô. hvis. hvem. hvem; neutr. hvad.

β) interrogativum: wer von mehrern.

(goth.) hvarjis, hvarja, hvarjata folgt ganz der
zweiten adj. decl. ſ. 720., der nom. maſc. hvarjis (Marc.
9. 34.) ſteht meiner anſicht nach für hvaris. — (alth.)
fehlt ein pron. hueri, huerju, hueri. — (altſ. angelſ.)
fehlt. — (altn.) exiſtiert es vollſtändig: hverr, hver,
hvert
; geht adjectiviſch, ſchiebt aber (wie midhr ſ. 742.)
vor vocaliſch beginnenden flexionen das bildungs-i ein,
alſo: hverjum (cuinam) hverjan (quemnam) hverjar
(quaenam) hverjum (quibusnam); der gen. lautet hvers,
hverrar (wie: midhs, midhrar) etc. Im acc. maſc. heißt
es gewöhnlich hvern (ſt. hverjan). — Den übrigen ſpä-
teren mundarten geht dies zweite interr. ab; eine ſpur
dauert im ſchwed. gen. hvars.

γ) interrogativum: wer von zwein.

das goth. hvaþar decliniert genau wie anþar ſ. 764; das
alth. huedar wie andar, e (oder ë?) für a iſt mir noch
unaufgeklärt; das altſ. hueder, angelſ. hvädher declinie-
ren regelmäßig; — die altn. form lautet hvârr. hvâr,
hvârt
(oder hvorr, hvor, hvort) und decl adjectiviſch, doch
ohne einſchiebung von i, alſo nach urſprünglich erſter
decl.; acc. ſg. maſc. hvârn (ſt. hvâran. wie annan = an-
narn ſt. annaran oder anran); übrigens ſcheint â
durch unterdrückung des dh entſprungen, da man nach

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[799/0825] II. interrogatives pronomen. det ſich: hor, hot (Raſk §. 534.). — anm. ſelbſt der nom. acc. m. hvar und hvann kommen nicht vor und wer- den durch die formen des zweiten int. hver, hvern ausgedrückt (vgl. Raſk §. 219.). (mittelh.) maſc. wër. wës. wëm. wën (nicht wë- nen); neutr. waƷ. wës. wëm. waƷ; inſtr. wiu (mittelniederl.) maſc. wie. wies. wien. wien; neutr. wat. wies. wien. wat. (neuh.) maſc. wêr. weſſen. wêm. wên; neutr. was. weſſen. wêm. was. (neuniederl.) maſc. wie. wiens. wien. wien; fem. wie. wier. wier. wie; neutr. wat. wiens. wien. wat; merk- würdig der wohl nach analogie des demonſtr. neueinge- führte ſg. fem. (neuengl.) whô. whôſe. whôm. whô; neutr. what. (ſchwed.) hô. hvars. hvem. hvem; neutr. hvad; der gen. ſtammt aus dem zweiten interr. (dän.) hvô. hvis. hvem. hvem; neutr. hvad. β) interrogativum: wer von mehrern. (goth.) hvarjis, hvarja, hvarjata folgt ganz der zweiten adj. decl. ſ. 720., der nom. maſc. hvarjis (Marc. 9. 34.) ſteht meiner anſicht nach für hvaris. — (alth.) fehlt ein pron. hueri, huerju, hueri. — (altſ. angelſ.) fehlt. — (altn.) exiſtiert es vollſtändig: hverr, hver, hvert; geht adjectiviſch, ſchiebt aber (wie midhr ſ. 742.) vor vocaliſch beginnenden flexionen das bildungs-i ein, alſo: hverjum (cuinam) hverjan (quemnam) hverjar (quaenam) hverjum (quibusnam); der gen. lautet hvers, hverrar (wie: midhs, midhrar) etc. Im acc. maſc. heißt es gewöhnlich hvern (ſt. hverjan). — Den übrigen ſpä- teren mundarten geht dies zweite interr. ab; eine ſpur dauert im ſchwed. gen. hvars. γ) interrogativum: wer von zwein. das goth. hvaþar decliniert genau wie anþar ſ. 764; das alth. huedar wie andar, e (oder ë?) für a iſt mir noch unaufgeklärt; das altſ. hueder, angelſ. hvädher declinie- ren regelmäßig; — die altn. form lautet hvârr. hvâr, hvârt (oder hvorr, hvor, hvort) und decl adjectiviſch, doch ohne einſchiebung von i, alſo nach urſprünglich erſter decl.; acc. ſg. maſc. hvârn (ſt. hvâran. wie annan = an- narn ſt. annaran oder anran); übrigens ſcheint â durch unterdrückung des dh entſprungen, da man nach

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 799. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/825>, abgerufen am 21.11.2024.