(dän.) wie im schwed.; nur jeg f. jag, os f. oss und kein nei, sondern ei; statt eder in gemeiner sprache jer; zuweilen gilt noch der gen. pl. vores, eders. --
B. possessives pronomen.
das possessivum ist ein aus den genitiven der ebenabge- handelten pron. hergeleitetes adj., das auch adjectivisch decliniert, jedoch organischerweise der schwachen form unfähig erscheint.
1) der Gothe besitzt sieben possessiva: meins, ugkar, un- sar; theins, igqvar, izvar; seins, weil die dritte pers. pl. dem sg. gleichlautet und der dl. mangelt. Man merke, daß ugkar, unsar, igqvar, izvar im nom. masc. und neutr. stets das -s und -ata weglaßen; im nom. fem. bleibt -a.
2) alth. gelten die nämlichen: meiner, uncharer, unsa- rer; deiner, incharer, iwarer; seiner. Zu merken ist, daß sich bei O. eine doppelte form der beiden pl. poss. entwickelt hat, nämlich außer: unserer, unseru, unseraß; iwerer, iweru, iweraß ein: unser, unsu, unsaß; iwer, iu, iwaß. Strengalth. und organ. sind bloß die ersteren, die letzteren beruhen auf verwech- selung des bildungs-er mit dem -er des nom. sg. masc. Belege der doppelform sind: unso IV. 31, 20. unsero III. 21. 27. unsen IV. 5, 60. unseren I. 18, 68; andere casus begünstigen eine von beiden, so habe ich im gen. pl. nie unsero, stets unserero gefunden.
3) die alts. poss. lauten: mein, unk, us; thein, ink, iu; sein, welches letzte also nach untergegangenem pron. dritter pers. fortwährt; unk, us, ink, iu folgen der zweiten otfried. weise, stehen mithin für unker, user, inker, iuwer, welche zwar in der E. H. fehlen, aber nicht allen niederd. mundarten fremd gewesen seyn können, wie z. b. die niederd. form usere (nostri) im hildebr. darthut.
4) angels. poss.: mein, uncer, user (aure); thein, incer, eover; sein; -- hier also bleibt das bildungs -er unge- schädigt; die doppelform user und aure folgt aus dem doppelten gen. pl. user, aure; user assimiliert, so oft die flexion sr herbeiführt, dieses zu ss, also: nom. user, user, user; gen. usses (st. usres) usse (st. usre) usses; dat. ussum (usrum) usse (usre) ussum; acc. user- ne, usse, user; pl. nom. acc. usse, usse, user; gen. ussa, ussa, ussa (st. usra); dat. ussum, ussum, ussum
II. poſſeſſives pronomen.
(dän.) wie im ſchwed.; nur jeg f. jag, os f. oſſ und kein nî, ſondern î; ſtatt êder in gemeiner ſprache jer; zuweilen gilt noch der gen. pl. vores, êders. —
B. poſſeſſives pronomen.
das poſſeſſivum iſt ein aus den genitiven der ebenabge- handelten pron. hergeleitetes adj., das auch adjectiviſch decliniert, jedoch organiſcherweiſe der ſchwachen form unfähig erſcheint.
1) der Gothe beſitzt ſieben poſſeſſiva: meins, ugkar, un- ſar; þeins, igqvar, ïzvar; ſeins, weil die dritte perſ. pl. dem ſg. gleichlautet und der dl. mangelt. Man merke, daß ugkar, unſar, igqvar, ïzvar im nom. maſc. und neutr. ſtets das -s und -ata weglaßen; im nom. fem. bleibt -a.
2) alth. gelten die nämlichen: mînêr, uncharêr, unſa- rêr; dîner, incharêr, iwarêr; ſînêr. Zu merken iſt, daß ſich bei O. eine doppelte form der beiden pl. poſſ. entwickelt hat, nämlich außer: unſerêr, unſeru, unſeraƷ; iwerêr, iweru, iweraƷ ein: unſêr, unſu, unſaƷ; iwêr, iu, iwaƷ. Strengalth. und organ. ſind bloß die erſteren, die letzteren beruhen auf verwech- ſelung des bildungs-er mit dem -êr des nom. ſg. maſc. Belege der doppelform ſind: unſô IV. 31, 20. unſerô III. 21. 27. unſên IV. 5, 60. unſerên I. 18, 68; andere caſus begünſtigen eine von beiden, ſo habe ich im gen. pl. nie unſêrô, ſtets unſerêrô gefunden.
3) die altſ. poſſ. lauten: mîn, unk, uſ; thîn, ink, iu; ſîn, welches letzte alſo nach untergegangenem pron. dritter perſ. fortwährt; unk, uſ, ink, iu folgen der zweiten otfried. weiſe, ſtehen mithin für unker, uſer, inker, iuwer, welche zwar in der E. H. fehlen, aber nicht allen niederd. mundarten fremd geweſen ſeyn können, wie z. b. die niederd. form uſerê (noſtri) im hildebr. darthut.
4) angelſ. poſſ.: mîn, uncer, uſer (ûre); þîn, incer, ëóver; ſîn; — hier alſo bleibt das bildungs -er unge- ſchädigt; die doppelform uſer und ûre folgt aus dem doppelten gen. pl. uſer, ûre; uſer aſſimiliert, ſo oft die flexion ſr herbeiführt, dieſes zu ſſ, alſo: nom. uſer, uſer, uſer; gen. uſſes (ſt. uſres) uſſe (ſt. uſre) uſſes; dat. uſſum (uſrum) uſſe (uſre) uſſum; acc. uſer- ne, uſſe, uſer; pl. nom. acc. uſſe, uſſe, uſer; gen. uſſa, uſſa, uſſa (ſt. uſra); dat. uſſum, uſſum, uſſum
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0809"n="783"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">poſſeſſives pronomen.</hi></fw><lb/><p>(<hirendition="#i">dän.</hi>) wie im ſchwed.; nur jeg f. jag, os f. oſſ<lb/>
und kein nî, ſondern î; ſtatt êder in gemeiner ſprache<lb/>
jer; zuweilen gilt noch der gen. pl. vores, êders. —</p></div><lb/><divn="4"><head>B. <hirendition="#i">poſſeſſives pronomen.</hi></head><lb/><p>das poſſeſſivum iſt ein aus den genitiven der ebenabge-<lb/>
handelten pron. hergeleitetes adj., das auch adjectiviſch<lb/>
decliniert, jedoch organiſcherweiſe <hirendition="#i">der ſchwachen form<lb/>
unfähig</hi> erſcheint.</p><lb/><list><item>1) der <hirendition="#i">Gothe</hi> beſitzt ſieben poſſeſſiva: meins, ugkar, un-<lb/>ſar; þeins, igqvar, ïzvar; ſeins, weil die dritte perſ.<lb/>
pl. dem ſg. gleichlautet und der dl. mangelt. Man<lb/>
merke, daß ugkar, unſar, igqvar, ïzvar im nom.<lb/>
maſc. und neutr. ſtets das -s und -ata weglaßen; im<lb/>
nom. fem. bleibt -a.</item><lb/><item>2) <hirendition="#i">alth.</hi> gelten die nämlichen: mînêr, uncharêr, unſa-<lb/>
rêr; dîner, incharêr, iwarêr; ſînêr. Zu merken iſt,<lb/>
daß ſich bei O. eine doppelte form der beiden pl.<lb/>
poſſ. entwickelt hat, nämlich außer: unſerêr, unſeru,<lb/>
unſeraƷ; iwerêr, iweru, iweraƷ ein: unſêr, unſu,<lb/>
unſaƷ; iwêr, iu, iwaƷ. Strengalth. und organ. ſind<lb/>
bloß die erſteren, die letzteren beruhen auf verwech-<lb/>ſelung des bildungs-er mit dem -êr des nom. ſg.<lb/>
maſc. Belege der doppelform ſind: unſô IV. 31, 20.<lb/>
unſerô III. 21. 27. unſên IV. 5, 60. unſerên I. 18, 68;<lb/>
andere caſus begünſtigen eine von beiden, ſo habe<lb/>
ich im gen. pl. nie unſêrô, ſtets unſerêrô gefunden.</item><lb/><item>3) die <hirendition="#i">altſ</hi>. poſſ. lauten: mîn, unk, uſ; thîn, ink, iu;<lb/>ſîn, welches letzte alſo nach untergegangenem pron.<lb/>
dritter perſ. fortwährt; unk, uſ, ink, iu folgen der<lb/>
zweiten otfried. weiſe, ſtehen mithin für unker, uſer,<lb/>
inker, iuwer, welche zwar in der E. H. fehlen, aber<lb/>
nicht allen niederd. mundarten fremd geweſen ſeyn<lb/>
können, wie z. b. die niederd. form uſerê (noſtri) im<lb/>
hildebr. darthut.</item><lb/><item>4) <hirendition="#i">angelſ.</hi> poſſ.: mîn, uncer, uſer (ûre); þîn, incer,<lb/>
ëóver; ſîn; — hier alſo bleibt das bildungs -er unge-<lb/>ſchädigt; die doppelform <hirendition="#i">uſer</hi> und <hirendition="#i">ûre</hi> folgt aus dem<lb/>
doppelten gen. pl. uſer, ûre; uſer aſſimiliert, ſo oft<lb/>
die flexion ſr herbeiführt, dieſes zu ſſ, alſo: nom.<lb/>
uſer, uſer, uſer; gen. uſſes (ſt. uſres) uſſe (ſt. uſre)<lb/>
uſſes; dat. uſſum (uſrum) uſſe (uſre) uſſum; acc. uſer-<lb/>
ne, uſſe, uſer; pl. nom. acc. uſſe, uſſe, uſer; gen.<lb/>
uſſa, uſſa, uſſa (ſt. uſra); dat. uſſum, uſſum, uſſum<lb/></item></list></div></div></div></div></body></text></TEI>
[783/0809]
II. poſſeſſives pronomen.
(dän.) wie im ſchwed.; nur jeg f. jag, os f. oſſ
und kein nî, ſondern î; ſtatt êder in gemeiner ſprache
jer; zuweilen gilt noch der gen. pl. vores, êders. —
B. poſſeſſives pronomen.
das poſſeſſivum iſt ein aus den genitiven der ebenabge-
handelten pron. hergeleitetes adj., das auch adjectiviſch
decliniert, jedoch organiſcherweiſe der ſchwachen form
unfähig erſcheint.
1) der Gothe beſitzt ſieben poſſeſſiva: meins, ugkar, un-
ſar; þeins, igqvar, ïzvar; ſeins, weil die dritte perſ.
pl. dem ſg. gleichlautet und der dl. mangelt. Man
merke, daß ugkar, unſar, igqvar, ïzvar im nom.
maſc. und neutr. ſtets das -s und -ata weglaßen; im
nom. fem. bleibt -a.
2) alth. gelten die nämlichen: mînêr, uncharêr, unſa-
rêr; dîner, incharêr, iwarêr; ſînêr. Zu merken iſt,
daß ſich bei O. eine doppelte form der beiden pl.
poſſ. entwickelt hat, nämlich außer: unſerêr, unſeru,
unſeraƷ; iwerêr, iweru, iweraƷ ein: unſêr, unſu,
unſaƷ; iwêr, iu, iwaƷ. Strengalth. und organ. ſind
bloß die erſteren, die letzteren beruhen auf verwech-
ſelung des bildungs-er mit dem -êr des nom. ſg.
maſc. Belege der doppelform ſind: unſô IV. 31, 20.
unſerô III. 21. 27. unſên IV. 5, 60. unſerên I. 18, 68;
andere caſus begünſtigen eine von beiden, ſo habe
ich im gen. pl. nie unſêrô, ſtets unſerêrô gefunden.
3) die altſ. poſſ. lauten: mîn, unk, uſ; thîn, ink, iu;
ſîn, welches letzte alſo nach untergegangenem pron.
dritter perſ. fortwährt; unk, uſ, ink, iu folgen der
zweiten otfried. weiſe, ſtehen mithin für unker, uſer,
inker, iuwer, welche zwar in der E. H. fehlen, aber
nicht allen niederd. mundarten fremd geweſen ſeyn
können, wie z. b. die niederd. form uſerê (noſtri) im
hildebr. darthut.
4) angelſ. poſſ.: mîn, uncer, uſer (ûre); þîn, incer,
ëóver; ſîn; — hier alſo bleibt das bildungs -er unge-
ſchädigt; die doppelform uſer und ûre folgt aus dem
doppelten gen. pl. uſer, ûre; uſer aſſimiliert, ſo oft
die flexion ſr herbeiführt, dieſes zu ſſ, alſo: nom.
uſer, uſer, uſer; gen. uſſes (ſt. uſres) uſſe (ſt. uſre)
uſſes; dat. uſſum (uſrum) uſſe (uſre) uſſum; acc. uſer-
ne, uſſe, uſer; pl. nom. acc. uſſe, uſſe, uſer; gen.
uſſa, uſſa, uſſa (ſt. uſra); dat. uſſum, uſſum, uſſum
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/809>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.