machen den comp. holre, lamre, heiterre, eitelre, ei- genre st. holere, heiterere etc.; zum beleg diene vin- sterre fragm. 15a. Wie andere casus dieser sehr selten aufstoßenden comp. lauten, möchte ich wißen, zweifle aber daß sich z. b. ein gen. holres, vinsterres aufwei- sen laße und würde eher die org. schwache form hol- ren, vinsterren muthmaßen. Bei jener mehrzahl von adj ließ sich inzwischen der sprachgeist verleiten, blinder, schoener, magerer für die flexionslose starke form zu nehmen und bildete nun den gen. und an- dere casus stark. So stehet z. b. Maria 89. waß tiu- rers, M. S. 1, 108b waß liebers, Parc. 6b iht liehters, Wigal. 84. 91. 137. 144. nicht schoeners, edelers, Iw. 31b ze hoherm etc. wofür im alth. huaß tiuririn, niht sconirin, iowiht liohiterin, zi hohirin gestanden haben würde. Bemerkenswerth ist der starke nom. fem. un- saeligeriu (infelicior) st. des organ. schwachen unsaeliger Iw. 30a. -- b) die schwierige untersuchung über den umlaut der comp. gehört. da er in keinem fall von der flexion gewirkt wird nicht hierher.
7) in den mittelniederl. quellen lautet der nom. sg. comp. bald: blinder, blinder, blinder, bald: blindre, blin- dre, blindre und ebenso der nom. pl. (nicht blindren). Die obliquen casus habe ich nicht gelesen.
8) der mittelengl. comp. zeigt keine flexion.
9) der neuhochd. ist schwacher und starker form gleich dem pos. und superl. fähig; bei mehrsilbigen bildun- gen mit -er pflegt man den mislaut starker formen, z. b. bittererer (acerbior) bittereres (acerbioris) [vgl. s. 757. note] durch syncope zu mindern: bittrerer, bit- treres. -- Vom schwankenden umlaut des comp. im folgenden buche.
10) der neuniederl. comp. bleibt im sg. völlig unflec- tiert: blinder, blinder, blinder; der pl. lautet für alle casus: blindere.
11) im schwed. gilt für alle casus und geschlechter ein unveränderliches blindare; im dän. ebenso blindere.
Declination der zahlwörter.
Es ist hier wiederum nur von der declination der zah- len, nicht von ihrer bildung und zus. fügung die rede.
II. declination der geſteigerten adjective.
machen den comp. holre, lamre, heiterre, îtelre, ei- genre ſt. holere, heiterere etc.; zum beleg diene vin- ſterre fragm. 15a. Wie andere caſus dieſer ſehr ſelten aufſtoßenden comp. lauten, möchte ich wißen, zweifle aber daß ſich z. b. ein gen. holres, vinſterres aufwei- ſen laße und würde eher die org. ſchwache form hol- ren, vinſterren muthmaßen. Bei jener mehrzahl von adj ließ ſich inzwiſchen der ſprachgeiſt verleiten, blinder, ſchœner, magerer für die flexionsloſe ſtarke form zu nehmen und bildete nun den gen. und an- dere caſus ſtark. So ſtehet z. b. Maria 89. waƷ tiu- rers, M. S. 1, 108b waƷ liebers, Parc. 6b iht liehters, Wigal. 84. 91. 137. 144. nicht ſchœners, edelers, Iw. 31b ze hôherm etc. wofür im alth. huaƷ tiuririn, niht ſcônirin, iowiht liohiterin, zi hôhirin geſtanden haben würde. Bemerkenswerth iſt der ſtarke nom. fem. un- ſælìgeriu (infelicior) ſt. des organ. ſchwachen unſælìger Iw. 30a. — β) die ſchwierige unterſuchung über den umlaut der comp. gehört. da er in keinem fall von der flexion gewirkt wird nicht hierher.
7) in den mittelniederl. quellen lautet der nom. ſg. comp. bald: blinder, blinder, blinder, bald: blindre, blin- dre, blindre und ebenſo der nom. pl. (nicht blindren). Die obliquen caſus habe ich nicht geleſen.
8) der mittelengl. comp. zeigt keine flexion.
9) der neuhochd. iſt ſchwacher und ſtarker form gleich dem poſ. und ſuperl. fähig; bei mehrſilbigen bildun- gen mit -er pflegt man den mislaut ſtarker formen, z. b. bittererer (acerbior) bittereres (acerbioris) [vgl. ſ. 757. note] durch ſyncope zu mindern: bittrerer, bit- treres. — Vom ſchwankenden umlaut des comp. im folgenden buche.
10) der neuniederl. comp. bleibt im ſg. völlig unflec- tiert: blinder, blinder, blinder; der pl. lautet für alle caſus: blindere.
11) im ſchwed. gilt für alle caſus und geſchlechter ein unveränderliches blindare; im dän. ebenſo blindere.
Declination der zahlwörter.
Es iſt hier wiederum nur von der declination der zah- len, nicht von ihrer bildung und zuſ. fügung die rede.
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II. declination der geſteigerten adjective.
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ſterre fragm. 15a. Wie andere caſus dieſer ſehr ſelten
aufſtoßenden comp. lauten, möchte ich wißen, zweifle
aber daß ſich z. b. ein gen. holres, vinſterres aufwei-
ſen laße und würde eher die org. ſchwache form hol-
ren, vinſterren muthmaßen. Bei jener mehrzahl von
adj ließ ſich inzwiſchen der ſprachgeiſt verleiten,
blinder, ſchœner, magerer für die flexionsloſe ſtarke
form zu nehmen und bildete nun den gen. und an-
dere caſus ſtark. So ſtehet z. b. Maria 89. waƷ tiu-
rers, M. S. 1, 108b waƷ liebers, Parc. 6b iht liehters,
Wigal. 84. 91. 137. 144. nicht ſchœners, edelers, Iw.
31b ze hôherm etc. wofür im alth. huaƷ tiuririn, niht
ſcônirin, iowiht liohiterin, zi hôhirin geſtanden haben
würde. Bemerkenswerth iſt der ſtarke nom. fem. un-
ſælìgeriu (infelicior) ſt. des organ. ſchwachen unſælìger
Iw. 30a. — β) die ſchwierige unterſuchung über den
umlaut der comp. gehört. da er in keinem fall von
der flexion gewirkt wird nicht hierher.
7) in den mittelniederl. quellen lautet der nom. ſg. comp.
bald: blinder, blinder, blinder, bald: blindre, blin-
dre, blindre und ebenſo der nom. pl. (nicht blindren).
Die obliquen caſus habe ich nicht geleſen.
8) der mittelengl. comp. zeigt keine flexion.
9) der neuhochd. iſt ſchwacher und ſtarker form gleich
dem poſ. und ſuperl. fähig; bei mehrſilbigen bildun-
gen mit -er pflegt man den mislaut ſtarker formen,
z. b. bittererer (acerbior) bittereres (acerbioris) [vgl.
ſ. 757. note] durch ſyncope zu mindern: bittrerer, bit-
treres. — Vom ſchwankenden umlaut des comp. im
folgenden buche.
10) der neuniederl. comp. bleibt im ſg. völlig unflec-
tiert: blinder, blinder, blinder; der pl. lautet für
alle caſus: blindere.
11) im ſchwed. gilt für alle caſus und geſchlechter ein
unveränderliches blindare; im dän. ebenſo blindere.
Declination der zahlwörter.
Es iſt hier wiederum nur von der declination der zah-
len, nicht von ihrer bildung und zuſ. fügung die rede.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/785>, abgerufen am 22.12.2024.
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