Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

II. mittelniederl. starkes adjectivum.
4) gewisse adj. sind nur in schwacher form üblich, z. b.
zage (ignavus) eine (solus) etc. auch ane (expers) gerade
(par) Trist. 122a scheint gern so zu stehen.

Schwaches adjectivum. zweite declination.

die flexion ganz wie in erster, doch gilt kein rückum-
laut in umlautbaren, also: herte, herte, herte, nicht:
harte. Der umlaut war eingewurzelt.



Mittelniederdeutsches adjectivum.

auch hier enthalte ich mich der aufstellung; nur das ist
mit sicherheit anzunehmen, daß die dem mittelh. -er
und -eß analogen flexionen des nom. sg. masc. neutr.
-er, -et längst verloren sind; es gilt lediglich das un-
flectierte blind, blind. Dem nom. sg. fem. und pl. neutr.
hingegen steht kein -iu, sondern -e zu.



Mittelniederländisches adjectivum.
Starkes adjectivum.

sg. blintblintblint
blind-esblind-reblind-es
blind-enblind-reblind-en
blind-enblind-eblind
pl. blind-eblind-eblind
blind-reblind-reblind-re
blind-enblind-enblind-en
blind-eblind-eblint

1) dem. nom. sg. fehlt alle flexion und in der wortstel-
lung können auch die übrigen casus ohne flexion ge-
setzt werden. -- 2) der dat. sg. masc. und neutr. hat
niemahls -em, sondern wie im pl. comm. -en. Im sg.
masc. fallen demnach dat. und acc. zusammen. -- 3) der
gen. dat. fem. und gen. pl. comm. schwankt zwischen
-er und -re (statt -ere); nur regeln sich die fälle weni-
ger nach der langen oder kurzen wurzelsilbe (wie im
mhd.) als nach der natur anstoßender consonanzen. So
stehet -re nach n, nd, als: coenre, renre, blindre etc.;
-er nach d, t, g, k, cht etc., als: goeder, langher,
staerker, rechter. Nähere prüfung wird hierüber genaue-
res ausmitteln. -- 4) adj. zweiter decl. sind am -e zu
erkennen, das sie unflectiert an sich tragen, z. b. dinne

II. mittelniederl. ſtarkes adjectivum.
4) gewiſſe adj. ſind nur in ſchwacher form üblich, z. b.
zage (ignavus) eine (ſolus) etc. auch âne (expers) gerade
(par) Triſt. 122a ſcheint gern ſo zu ſtehen.

Schwaches adjectivum. zweite declination.

die flexion ganz wie in erſter, doch gilt kein rückum-
laut in umlautbaren, alſo: herte, herte, herte, nicht:
harte. Der umlaut war eingewurzelt.



Mittelniederdeutſches adjectivum.

auch hier enthalte ich mich der aufſtellung; nur das iſt
mit ſicherheit anzunehmen, daß die dem mittelh. -er
und -eƷ analogen flexionen des nom. ſg. maſc. neutr.
-er, -et längſt verloren ſind; es gilt lediglich das un-
flectierte blind, blind. Dem nom. ſg. fem. und pl. neutr.
hingegen ſteht kein -iu, ſondern -e zu.



Mittelniederländiſches adjectivum.
Starkes adjectivum.

ſg. blintblintblint
blind–esblind–reblind–es
blind–enblind–reblind–en
blind–enblind–eblind
pl. blind–eblind–eblind
blind–reblind–reblind–re
blind–enblind–enblind–en
blind–eblind–eblint

1) dem. nom. ſg. fehlt alle flexion und in der wortſtel-
lung können auch die übrigen caſus ohne flexion ge-
ſetzt werden. — 2) der dat. ſg. maſc. und neutr. hat
niemahls -em, ſondern wie im pl. comm. -en. Im ſg.
maſc. fallen demnach dat. und acc. zuſammen. — 3) der
gen. dat. fem. und gen. pl. comm. ſchwankt zwiſchen
-er und -re (ſtatt -ere); nur regeln ſich die fälle weni-
ger nach der langen oder kurzen wurzelſilbe (wie im
mhd.) als nach der natur anſtoßender conſonanzen. So
ſtehet -re nach n, nd, als: coenre, rênre, blindre etc.;
-er nach d, t, g, k, cht etc., als: goeder, langher,
ſtaerker, rechter. Nähere prüfung wird hierüber genaue-
res ausmitteln. — 4) adj. zweiter decl. ſind am -e zu
erkennen, das ſie unflectiert an ſich tragen, z. b. dinne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0776" n="750"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">mittelniederl. &#x017F;tarkes adjectivum.</hi></fw><lb/>
4) gewi&#x017F;&#x017F;e adj. &#x017F;ind nur in &#x017F;chwacher form üblich, z. b.<lb/>
zage (ignavus) eine (&#x017F;olus) etc. auch âne (expers) gerade<lb/>
(par) Tri&#x017F;t. 122<hi rendition="#sup">a</hi> &#x017F;cheint gern &#x017F;o zu &#x017F;tehen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#i">Schwaches adjectivum. zweite declination.</hi> </head><lb/>
              <p>die flexion ganz wie in er&#x017F;ter, doch gilt kein rückum-<lb/>
laut in umlautbaren, al&#x017F;o: <hi rendition="#i">herte, herte, herte</hi>, nicht:<lb/>
harte. Der umlaut war eingewurzelt.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mittelniederdeut&#x017F;ches adjectivum</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>auch hier enthalte ich mich der auf&#x017F;tellung; nur das i&#x017F;t<lb/>
mit &#x017F;icherheit anzunehmen, daß die dem mittelh. <hi rendition="#i">-er</hi><lb/>
und <hi rendition="#i">-e&#x01B7;</hi> analogen flexionen des nom. &#x017F;g. ma&#x017F;c. neutr.<lb/><hi rendition="#i">-er, -et</hi> läng&#x017F;t verloren &#x017F;ind; es gilt lediglich das un-<lb/>
flectierte blind, blind. Dem nom. &#x017F;g. fem. und pl. neutr.<lb/>
hingegen &#x017F;teht kein <hi rendition="#i">-iu</hi>, &#x017F;ondern -e zu.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Mittelniederländi&#x017F;ches adjectivum</hi>.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#i">Starkes adjectivum.</hi> </head><lb/>
              <table>
                <row>
                  <cell>&#x017F;g. blint</cell>
                  <cell>blint</cell>
                  <cell>blint</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>blind&#x2013;es</cell>
                  <cell>blind&#x2013;re</cell>
                  <cell>blind&#x2013;es</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>blind&#x2013;en</cell>
                  <cell>blind&#x2013;re</cell>
                  <cell>blind&#x2013;en</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>blind&#x2013;en</cell>
                  <cell>blind&#x2013;e</cell>
                  <cell>blind</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>pl. blind&#x2013;e</cell>
                  <cell>blind&#x2013;e</cell>
                  <cell>blind</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>blind&#x2013;re</cell>
                  <cell>blind&#x2013;re</cell>
                  <cell>blind&#x2013;re</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>blind&#x2013;en</cell>
                  <cell>blind&#x2013;en</cell>
                  <cell>blind&#x2013;en</cell>
                </row>
                <row>
                  <cell>blind&#x2013;e</cell>
                  <cell>blind&#x2013;e</cell>
                  <cell>blint</cell>
                </row><lb/>
              </table>
              <p>1) dem. nom. &#x017F;g. fehlt alle flexion und in der wort&#x017F;tel-<lb/>
lung können auch die übrigen ca&#x017F;us ohne flexion ge-<lb/>
&#x017F;etzt werden. &#x2014; 2) der dat. &#x017F;g. ma&#x017F;c. und neutr. hat<lb/>
niemahls <hi rendition="#i">-em</hi>, &#x017F;ondern wie im pl. comm. <hi rendition="#i">-en</hi>. Im &#x017F;g.<lb/>
ma&#x017F;c. fallen demnach dat. und acc. zu&#x017F;ammen. &#x2014; 3) der<lb/>
gen. dat. fem. und gen. pl. comm. &#x017F;chwankt zwi&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#i">-er</hi> und <hi rendition="#i">-re</hi> (&#x017F;tatt -ere); nur regeln &#x017F;ich die fälle weni-<lb/>
ger nach der langen oder kurzen wurzel&#x017F;ilbe (wie im<lb/>
mhd.) als nach der natur an&#x017F;toßender con&#x017F;onanzen. So<lb/>
&#x017F;tehet <hi rendition="#i">-re</hi> nach <hi rendition="#i">n, nd</hi>, als: coenre, rênre, blindre etc.;<lb/><hi rendition="#i">-er</hi> nach d, t, g, k, cht etc., als: goeder, langher,<lb/>
&#x017F;taerker, rechter. Nähere prüfung wird hierüber genaue-<lb/>
res ausmitteln. &#x2014; 4) adj. zweiter decl. &#x017F;ind am -e zu<lb/>
erkennen, das &#x017F;ie unflectiert an &#x017F;ich tragen, z. b. dinne<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[750/0776] II. mittelniederl. ſtarkes adjectivum. 4) gewiſſe adj. ſind nur in ſchwacher form üblich, z. b. zage (ignavus) eine (ſolus) etc. auch âne (expers) gerade (par) Triſt. 122a ſcheint gern ſo zu ſtehen. Schwaches adjectivum. zweite declination. die flexion ganz wie in erſter, doch gilt kein rückum- laut in umlautbaren, alſo: herte, herte, herte, nicht: harte. Der umlaut war eingewurzelt. Mittelniederdeutſches adjectivum. auch hier enthalte ich mich der aufſtellung; nur das iſt mit ſicherheit anzunehmen, daß die dem mittelh. -er und -eƷ analogen flexionen des nom. ſg. maſc. neutr. -er, -et längſt verloren ſind; es gilt lediglich das un- flectierte blind, blind. Dem nom. ſg. fem. und pl. neutr. hingegen ſteht kein -iu, ſondern -e zu. Mittelniederländiſches adjectivum. Starkes adjectivum. ſg. blint blint blint blind–es blind–re blind–es blind–en blind–re blind–en blind–en blind–e blind pl. blind–e blind–e blind blind–re blind–re blind–re blind–en blind–en blind–en blind–e blind–e blint 1) dem. nom. ſg. fehlt alle flexion und in der wortſtel- lung können auch die übrigen caſus ohne flexion ge- ſetzt werden. — 2) der dat. ſg. maſc. und neutr. hat niemahls -em, ſondern wie im pl. comm. -en. Im ſg. maſc. fallen demnach dat. und acc. zuſammen. — 3) der gen. dat. fem. und gen. pl. comm. ſchwankt zwiſchen -er und -re (ſtatt -ere); nur regeln ſich die fälle weni- ger nach der langen oder kurzen wurzelſilbe (wie im mhd.) als nach der natur anſtoßender conſonanzen. So ſtehet -re nach n, nd, als: coenre, rênre, blindre etc.; -er nach d, t, g, k, cht etc., als: goeder, langher, ſtaerker, rechter. Nähere prüfung wird hierüber genaue- res ausmitteln. — 4) adj. zweiter decl. ſind am -e zu erkennen, das ſie unflectiert an ſich tragen, z. b. dinne

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/776
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 750. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/776>, abgerufen am 22.12.2024.