II. mittelh. subst. stark. femin. erste u zw decl.
klan Parc. 25c 75c. Zuweilen macht der pl. noch bra- wen, klawen M. S. 2, 47b troj. 44a 45c. Die auf -ei be- halten hingegen das casus-e, als: beie (apis) Tit. 77. Wilh. 2, 73b dreie (trias) kleie (furfur) kreie und schreie (cla- mor) samt vielen fremden: masseneie etc., den pl. insofern er üblich ist bilden sie schwach: beien (apes) M. S. 1, 84a Kolocz 151. Wilh. 2, 124a 53a (wo beien zu lesen?) *) und ameie schon den sg., vgl. ameien Wigal. 104. 105.
Starkes femininum. zweite declination.
practisch sind, seit auflösung des alth. a und ei in e, alle fem. erster und zweiter decl. zus. gefallen. Doch behalte ich die besondere aufstellung bei, theils weil die subst. zweiter in der regel keinen pl. gebrauchen (ausnahme macht der dat. pl. z. b. von hulde) theils in der schwei- zerischen mundart die alte endung i geblieben zu seyn scheint; man vgl. gueti, grimmi, decki, snelli etc. in hss. des Barl, und Boner. und Stalder dial. p. 208. Gleich- wohl glaube ich, daß Rudolf selbst eher das gemein- mittelh. e gesetzt habe, als jenes mundartische i. -- In diese decl. gehören 1) eine menge aus adj. gebildeter subst. z. b. blenke (albor) broede (fragilitas) draete (vehe- mentia) erge (pravitas) grimme (austeritas) herte (duri- ties) kelte (frigus) krenke (debilitas) krümbe (flexuositas) leide (odium) liebe (amor) milte (largitas) menige (mul- titudo) muede (lassitudo) roete (rubor) senfte (lenitas) sterke (fortitudo) staete (constantia) sueße (dulcedo) veste (arx) wilde (solitudo) witze (intelligentia) weiße (albe- do) etc. -- 2) Andere meist von verbis abgeleitete: er- berme (misericordia) bürde (onus) decke (tegmen) ecke (acies) übergulde (inauratio) gulte (debitum) Barl. 124. 153. 252. heide (tesqua) büge (somnium) M. S. 1, 58a 2, 132a hulde (favor) rihte (directio) slihte (aequitas) urteile (sententia) töufe (baptismus) etc.
Anmerkungen: 1) zwar haben alle umlautsfähigen wurzelvocale dieser decl. (hulde, gulde, gulte nach s. 337.
*) Neben beie, pl. beien (oder beigen Maria 47: mareien ge- reimt, vgl. inzwischen oben s. 437. bige) gilt die andere form bin pl. bin (nach vierter decl.) Parc. 71c Wilh. 2, 40b Wigal. 234. Barl. 176. M. S. 2, 3a 40a kolocz 24. (ob- gleich ich dieses nie auf hin, in, bin [sum] reimen finde). Ebenso alth. entw. peia, piaun (gl. jun. 204. der gen. pl. peiano st. piono? vielleicht war die ursprüngliche gestalt pio, peo, pia? = angels. beo, altn. by) oder pin, gen, pinei, pl. pinei; oder pina, pl. pinaun? (oben s. 93.)
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II. mittelh. ſubſt. ſtark. femin. erſte u zw decl.
klân Parc. 25c 75c. Zuweilen macht der pl. noch brâ- wen, klâwen M. S. 2, 47b troj. 44a 45c. Die auf -î be- halten hingegen das caſus-e, als: bîe (apis) Tit. 77. Wilh. 2, 73b drîe (trias) klîe (furfur) krîe und ſchrîe (cla- mor) ſamt vielen fremden: maſſenîe etc., den pl. inſofern er üblich iſt bilden ſie ſchwach: bîen (apes) M. S. 1, 84a Kolocz 151. Wilh. 2, 124a 53a (wo bîen zu leſen?) *) und amîe ſchon den ſg., vgl. amîen Wigal. 104. 105.
Starkes femininum. zweite declination.
practiſch ſind, ſeit auflöſung des alth. a und î in e, alle fem. erſter und zweiter decl. zuſ. gefallen. Doch behalte ich die beſondere aufſtellung bei, theils weil die ſubſt. zweiter in der regel keinen pl. gebrauchen (ausnahme macht der dat. pl. z. b. von hulde) theils in der ſchwei- zeriſchen mundart die alte endung i geblieben zu ſeyn ſcheint; man vgl. gueti, grimmi, decki, ſnelli etc. in hſſ. des Barl, und Boner. und Stalder dial. p. 208. Gleich- wohl glaube ich, daß Rudolf ſelbſt eher das gemein- mittelh. e geſetzt habe, als jenes mundartiſche i. — In dieſe decl. gehören 1) eine menge aus adj. gebildeter ſubſt. z. b. blenke (albor) brœde (fragilitas) dræte (vehe- mentia) erge (pravitas) grimme (auſteritas) herte (duri- ties) kelte (frigus) krenke (debilitas) krümbe (flexuoſitas) leide (odium) liebe (amor) milte (largitas) menige (mul- titudo) muede (laſſitudo) rœte (rubor) ſenfte (lenitas) ſterke (fortitudo) ſtæte (conſtantia) ſueƷe (dulcedo) veſte (arx) wilde (ſolitudo) witze (intelligentia) wîƷe (albe- do) etc. — 2) Andere meiſt von verbis abgeleitete: er- berme (miſericordia) bürde (onus) decke (tegmen) ecke (acies) übergulde (inauratio) gulte (debitum) Barl. 124. 153. 252. heide (teſqua) büge (ſomnium) M. S. 1, 58a 2, 132a hulde (favor) rihte (directio) ſlihte (aequitas) urteile (ſententia) töufe (baptiſmus) etc.
Anmerkungen: 1) zwar haben alle umlautsfähigen wurzelvocale dieſer decl. (hulde, gulde, gulte nach ſ. 337.
*) Neben bîe, pl. bîen (oder bîgen Maria 47: mârîen ge- reimt, vgl. inzwiſchen oben ſ. 437. bige) gilt die andere form bin pl. bin (nach vierter decl.) Parc. 71c Wilh. 2, 40b Wigal. 234. Barl. 176. M. S. 2, 3a 40a kolocz 24. (ob- gleich ich dieſes nie auf hin, in, bin [ſum] reimen finde). Ebenſo alth. entw. pîa, pìûn (gl. jun. 204. der gen. pl. pîânô ſt. pìônô? vielleicht war die urſprüngliche geſtalt pio, pëo, pia? = angelſ. bëo, altn. bŷ) oder pin, gen, pinî, pl. pinî; oder pina, pl. pinûn? (oben ſ. 93.)
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II. mittelh. ſubſt. ſtark. femin. erſte u zw decl.
klân Parc. 25c 75c. Zuweilen macht der pl. noch brâ-
wen, klâwen M. S. 2, 47b troj. 44a 45c. Die auf -î be-
halten hingegen das caſus-e, als: bîe (apis) Tit. 77.
Wilh. 2, 73b drîe (trias) klîe (furfur) krîe und ſchrîe (cla-
mor) ſamt vielen fremden: maſſenîe etc., den pl. inſofern
er üblich iſt bilden ſie ſchwach: bîen (apes) M. S. 1, 84a
Kolocz 151. Wilh. 2, 124a 53a (wo bîen zu leſen?) *) und
amîe ſchon den ſg., vgl. amîen Wigal. 104. 105.
Starkes femininum. zweite declination.
practiſch ſind, ſeit auflöſung des alth. a und î in e, alle
fem. erſter und zweiter decl. zuſ. gefallen. Doch behalte
ich die beſondere aufſtellung bei, theils weil die ſubſt.
zweiter in der regel keinen pl. gebrauchen (ausnahme
macht der dat. pl. z. b. von hulde) theils in der ſchwei-
zeriſchen mundart die alte endung i geblieben zu ſeyn
ſcheint; man vgl. gueti, grimmi, decki, ſnelli etc. in
hſſ. des Barl, und Boner. und Stalder dial. p. 208. Gleich-
wohl glaube ich, daß Rudolf ſelbſt eher das gemein-
mittelh. e geſetzt habe, als jenes mundartiſche i. — In
dieſe decl. gehören 1) eine menge aus adj. gebildeter
ſubſt. z. b. blenke (albor) brœde (fragilitas) dræte (vehe-
mentia) erge (pravitas) grimme (auſteritas) herte (duri-
ties) kelte (frigus) krenke (debilitas) krümbe (flexuoſitas)
leide (odium) liebe (amor) milte (largitas) menige (mul-
titudo) muede (laſſitudo) rœte (rubor) ſenfte (lenitas)
ſterke (fortitudo) ſtæte (conſtantia) ſueƷe (dulcedo) veſte
(arx) wilde (ſolitudo) witze (intelligentia) wîƷe (albe-
do) etc. — 2) Andere meiſt von verbis abgeleitete: er-
berme (miſericordia) bürde (onus) decke (tegmen) ecke
(acies) übergulde (inauratio) gulte (debitum) Barl. 124.
153. 252. heide (teſqua) büge (ſomnium) M. S. 1, 58a
2, 132a hulde (favor) rihte (directio) ſlihte (aequitas)
urteile (ſententia) töufe (baptiſmus) etc.
Anmerkungen: 1) zwar haben alle umlautsfähigen
wurzelvocale dieſer decl. (hulde, gulde, gulte nach ſ. 337.
*) Neben bîe, pl. bîen (oder bîgen Maria 47: mârîen ge-
reimt, vgl. inzwiſchen oben ſ. 437. bige) gilt die andere
form bin pl. bin (nach vierter decl.) Parc. 71c Wilh. 2,
40b Wigal. 234. Barl. 176. M. S. 2, 3a 40a kolocz 24. (ob-
gleich ich dieſes nie auf hin, in, bin [ſum] reimen finde).
Ebenſo alth. entw. pîa, pìûn (gl. jun. 204. der gen. pl.
pîânô ſt. pìônô? vielleicht war die urſprüngliche geſtalt
pio, pëo, pia? = angelſ. bëo, altn. bŷ) oder pin, gen, pinî,
pl. pinî; oder pina, pl. pinûn? (oben ſ. 93.)
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/701>, abgerufen am 21.11.2024.
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