II. altn. subst. stark. femin. erste u. zweite decl.
Anmerkungen: 1) die rückumlaute ergeben sich nach allgemeinen regeln, z. b. önn, annar; grön, granar; rödd, raddar; göndul, gandlar; fiödhur, fiadhrar; miödhm, miadhmar; höfn, hafnar; öxl, axlar; der umlaut des nom. und acc. sg. deutet auf einen alten casus -u und giöf, önn, göndul, öxl, höfn etc. steht für ein frühe- res giöfu, önnu, göndlu, öxlu, höfnu oder vollformig: göndulu, öxulu, höfunu (axlar, skaglar f. axalar, skaga- lar); folglich sol, tag, raun für solu, tagu, raunu. -- 2) die meisten wörter dieser decl. neigen sich allmählig in die vierte und statt des pl. giafar, iardhar, solar, hafnar, fiadhrar etc. der älteren denkmähler zeigt sich bald und heutzutage entschieden: giafir, solir, hafnir, fiadhrir. Es ist aber schwierig, aus der heutigen vier- ten mit gewisheit die subst. anzugeben, welche vordem zur ersten gehörten, wo nicht der umlaut ö auf den alten nom. -u führt. Nach alth. analogie würden mold (terra) ull (lana) thiodh (gens) etc. früherhin moldu, ullu, thiodhu gehabt haben. Die hernach aum. 4. 5. zu nennenden, so wie die bildungen -aung, eing blei- ben jedoch selbst im neuisl. der ersten decl. getreu. -- 3) diese bildungen machen auch den dat. sg. auf -u; es scheinen daher die dat. giöfu, grönu, röddu, göndlu, lifru etc. ältere form statt des späteren giöf, grön etc., das sich bei dem schwanken in die vierte leicht ein- drängte. -- 4) die mit dem umlaut ö, deren wurzel auf gg, r und d ausgeht, schieben bei zutretendem casus- vocal gerne v ein, als: dögg (ros) rögg (plica vestis) ör (telum) stödh (locus) pl. döggvar, röggvar, örvar. stödhvar, welches v dann auch rückumzulauten hindert; späterhin gilt auch daggar, so wie insgemein vör (labium) varar, kein vörvar. -- 5) ähnlich schieben die mit dem umlaut e und y gerne j ein, als: ben (cicatrix) egg (acies) fit (membrana pedis avium) hel (lethum) il (beßer wohl yl? planta pedis) klyf (sarcina) nyt (fructus) syn (negatio) pl. benjar, eggjar -- synjar. menjar (vestigia) hat keinen sg.
Starkes femininum. zweite declination.
beispiel: fest-i
pl. fest-ar
aef-i
pl. aef-ir
fest-ar
fest-a
aef-i
aef-a
fest-i
fest-um
aef-i
aef-um
fest-i
fest-ar
aef-i
aef-ir
von beiden weisen wenige wörter 1) byrdhi (onus) elfi (fluvius) ermi (manica) eyri (ora campi) festi (catena)
II. altn. ſubſt. ſtark. femin. erſte u. zweite decl.
Anmerkungen: 1) die rückumlaute ergeben ſich nach allgemeinen regeln, z. b. önn, annar; grön, granar; rödd, raddar; göndul, gandlar; fiödhur, fiadhrar; miödhm, miadhmar; höfn, hafnar; öxl, axlar; der umlaut des nom. und acc. ſg. deutet auf einen alten caſus -u und giöf, önn, göndul, öxl, höfn etc. ſteht für ein frühe- res giöfu, önnu, göndlu, öxlu, höfnu oder vollformig: göndulu, öxulu, höfunu (axlar, ſkaglar f. axalar, ſkaga- lar); folglich ſôl, tâg, rûn für ſòlu, tâgu, rûnu. — 2) die meiſten wörter dieſer decl. neigen ſich allmählig in die vierte und ſtatt des pl. giafar, iardhar, ſôlar, hafnar, fiadhrar etc. der älteren denkmähler zeigt ſich bald und heutzutage entſchieden: giafir, ſôlir, hafnir, fiadhrir. Es iſt aber ſchwierig, aus der heutigen vier- ten mit gewisheit die ſubſt. anzugeben, welche vordem zur erſten gehörten, wo nicht der umlaut ö auf den alten nom. -u führt. Nach alth. analogie würden mold (terra) ull (lana) þiódh (gens) etc. früherhin moldu, ullu, þiódhu gehabt haben. Die hernach aum. 4. 5. zu nennenden, ſo wie die bildungen -ûng, îng blei- ben jedoch ſelbſt im neuiſl. der erſten decl. getreu. — 3) dieſe bildungen machen auch den dat. ſg. auf -u; es ſcheinen daher die dat. giöfu, grönu, röddu, göndlu, lifru etc. ältere form ſtatt des ſpäteren giöf, grön etc., das ſich bei dem ſchwanken in die vierte leicht ein- drängte. — 4) die mit dem umlaut ö, deren wurzel auf gg, r und d ausgeht, ſchieben bei zutretendem caſus- vocal gerne v ein, als: dögg (ros) rögg (plica veſtis) ör (telum) ſtödh (locus) pl. döggvar, röggvar, örvar. ſtödhvar, welches v dann auch rückumzulauten hindert; ſpäterhin gilt auch daggar, ſo wie insgemein vör (labium) varar, kein vörvar. — 5) ähnlich ſchieben die mit dem umlaut e und y gerne j ein, als: ben (cicatrix) egg (acies) fit (membrana pedis avium) hel (lethum) il (beßer wohl yl? planta pedis) klyf (ſarcina) nyt (fructus) ſyn (negatio) pl. benjar, eggjar — ſynjar. menjar (veſtigia) hat keinen ſg.
Starkes femininum. zweite declination.
beiſpiel: feſt-i
pl. feſt-ar
æf-i
pl. æf-ir
feſt-ar
feſt-a
æf-i
æf-a
feſt-i
feſt-um
æf-i
æf-um
feſt-i
feſt-ar
æf-i
æf-ir
von beiden weiſen wenige wörter 1) byrdhi (onus) elfi (fluvius) ermi (manica) eyri (ora campi) feſti (catena)
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0682"n="656"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">altn. ſubſt. ſtark. femin. erſte u. zweite decl.</hi></fw><lb/><p><hirendition="#i">Anmerkungen:</hi> 1) die rückumlaute ergeben ſich nach<lb/>
allgemeinen regeln, z. b. önn, annar; grön, granar;<lb/>
rödd, raddar; göndul, gandlar; fiödhur, fiadhrar; miödhm,<lb/>
miadhmar; höfn, hafnar; öxl, axlar; der umlaut des<lb/>
nom. und acc. ſg. deutet auf einen alten caſus -u und<lb/>
giöf, önn, göndul, öxl, höfn etc. ſteht für ein frühe-<lb/>
res giöfu, önnu, göndlu, öxlu, höfnu oder vollformig:<lb/>
göndulu, öxulu, höfunu (axlar, ſkaglar f. axalar, ſkaga-<lb/>
lar); folglich ſôl, tâg, rûn für ſòlu, tâgu, rûnu. —<lb/>
2) die meiſten wörter dieſer decl. neigen ſich allmählig<lb/>
in die vierte und ſtatt des pl. giafar, iardhar, ſôlar,<lb/>
hafnar, fiadhrar etc. der älteren denkmähler zeigt ſich<lb/>
bald und heutzutage entſchieden: giafir, ſôlir, hafnir,<lb/>
fiadhrir. Es iſt aber ſchwierig, aus der heutigen vier-<lb/>
ten mit gewisheit die ſubſt. anzugeben, welche vordem<lb/>
zur erſten gehörten, wo nicht der umlaut ö auf den<lb/>
alten nom. -u führt. Nach alth. analogie würden mold<lb/>
(terra) ull (lana) þiódh (gens) etc. früherhin moldu,<lb/>
ullu, þiódhu gehabt haben. Die hernach aum. 4. 5.<lb/>
zu nennenden, ſo wie die bildungen -ûng, îng blei-<lb/>
ben jedoch ſelbſt im neuiſl. der erſten decl. getreu. —<lb/>
3) dieſe bildungen machen auch den dat. ſg. auf -u; es<lb/>ſcheinen daher die dat. giöfu, grönu, röddu, göndlu,<lb/>
lifru etc. ältere form ſtatt des ſpäteren giöf, grön etc.,<lb/>
das ſich bei dem ſchwanken in die vierte leicht ein-<lb/>
drängte. — 4) die mit dem umlaut ö, deren wurzel auf<lb/>
gg, r und d ausgeht, ſchieben bei zutretendem caſus-<lb/>
vocal gerne v ein, als: dögg (ros) rögg (plica veſtis)<lb/>
ör (telum) ſtödh (locus) pl. döggvar, röggvar, örvar.<lb/>ſtödhvar, welches v dann auch rückumzulauten hindert;<lb/>ſpäterhin gilt auch daggar, ſo wie insgemein vör (labium)<lb/>
varar, kein vörvar. — 5) ähnlich ſchieben die mit dem<lb/>
umlaut e und y gerne j ein, als: ben (cicatrix) egg<lb/>
(acies) fit (membrana pedis avium) hel (lethum) il (beßer<lb/>
wohl yl? planta pedis) klyf (ſarcina) nyt (fructus) ſyn<lb/>
(negatio) pl. benjar, eggjar —ſynjar. menjar (veſtigia)<lb/>
hat keinen ſg.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#i">Starkes femininum. zweite declination.</hi></head><lb/><table><row><cell>beiſpiel: feſt-i</cell><cell>pl. feſt-ar</cell><cell>æf-i</cell><cell>pl. æf-ir</cell></row><row><cell>feſt-ar</cell><cell>feſt-a</cell><cell>æf-i</cell><cell>æf-a</cell></row><row><cell>feſt-i</cell><cell>feſt-um</cell><cell>æf-i</cell><cell>æf-um</cell></row><row><cell>feſt-i</cell><cell>feſt-ar</cell><cell>æf-i</cell><cell>æf-ir</cell></row><lb/></table><p>von beiden weiſen wenige wörter 1) byrdhi (onus) elfi<lb/>
(fluvius) ermi (manica) eyri (ora campi) feſti (catena)<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[656/0682]
II. altn. ſubſt. ſtark. femin. erſte u. zweite decl.
Anmerkungen: 1) die rückumlaute ergeben ſich nach
allgemeinen regeln, z. b. önn, annar; grön, granar;
rödd, raddar; göndul, gandlar; fiödhur, fiadhrar; miödhm,
miadhmar; höfn, hafnar; öxl, axlar; der umlaut des
nom. und acc. ſg. deutet auf einen alten caſus -u und
giöf, önn, göndul, öxl, höfn etc. ſteht für ein frühe-
res giöfu, önnu, göndlu, öxlu, höfnu oder vollformig:
göndulu, öxulu, höfunu (axlar, ſkaglar f. axalar, ſkaga-
lar); folglich ſôl, tâg, rûn für ſòlu, tâgu, rûnu. —
2) die meiſten wörter dieſer decl. neigen ſich allmählig
in die vierte und ſtatt des pl. giafar, iardhar, ſôlar,
hafnar, fiadhrar etc. der älteren denkmähler zeigt ſich
bald und heutzutage entſchieden: giafir, ſôlir, hafnir,
fiadhrir. Es iſt aber ſchwierig, aus der heutigen vier-
ten mit gewisheit die ſubſt. anzugeben, welche vordem
zur erſten gehörten, wo nicht der umlaut ö auf den
alten nom. -u führt. Nach alth. analogie würden mold
(terra) ull (lana) þiódh (gens) etc. früherhin moldu,
ullu, þiódhu gehabt haben. Die hernach aum. 4. 5.
zu nennenden, ſo wie die bildungen -ûng, îng blei-
ben jedoch ſelbſt im neuiſl. der erſten decl. getreu. —
3) dieſe bildungen machen auch den dat. ſg. auf -u; es
ſcheinen daher die dat. giöfu, grönu, röddu, göndlu,
lifru etc. ältere form ſtatt des ſpäteren giöf, grön etc.,
das ſich bei dem ſchwanken in die vierte leicht ein-
drängte. — 4) die mit dem umlaut ö, deren wurzel auf
gg, r und d ausgeht, ſchieben bei zutretendem caſus-
vocal gerne v ein, als: dögg (ros) rögg (plica veſtis)
ör (telum) ſtödh (locus) pl. döggvar, röggvar, örvar.
ſtödhvar, welches v dann auch rückumzulauten hindert;
ſpäterhin gilt auch daggar, ſo wie insgemein vör (labium)
varar, kein vörvar. — 5) ähnlich ſchieben die mit dem
umlaut e und y gerne j ein, als: ben (cicatrix) egg
(acies) fit (membrana pedis avium) hel (lethum) il (beßer
wohl yl? planta pedis) klyf (ſarcina) nyt (fructus) ſyn
(negatio) pl. benjar, eggjar — ſynjar. menjar (veſtigia)
hat keinen ſg.
Starkes femininum. zweite declination.
beiſpiel: feſt-i pl. feſt-ar æf-i pl. æf-ir
feſt-ar feſt-a æf-i æf-a
feſt-i feſt-um æf-i æf-um
feſt-i feſt-ar æf-i æf-ir
von beiden weiſen wenige wörter 1) byrdhi (onus) elfi
(fluvius) ermi (manica) eyri (ora campi) feſti (catena)
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/682>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.