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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. altnordische consonanten. labiales. lingual.
wörtern wie opt, kraptr u. a. wogegen die schwed. und
dän. mundart ft allenthalben und auch in oft, kraft etc.
durchführen. Erwägt man den ursprung dieser wörter,
so erscheint ft. consequenter als pt, indem die stämme
gefa, krefja, reifa, skreifa, skafa, tolf ein f und kein p,
auch die goth. und sächs. sprache in gleichem fall ft be-
sitzen (s. 56. 214. 233.). Indessen das dem gr. und lat.
pt. pt. entsprechende pt könnte auch merkwürdiger rest
einer älteren ten. seyn (vgl. oben s. 127. note), die der
asp., welche ich in den deutschen sprachen organisch an-
nehme, vorausgieng. In der II. sg. des stark. praet. neh-
men schon in den frühsten quellen die wurzeln mit f
kein pt an, sondern behalten ft, als: gaft (dedisti) skalft
(tremuisti) svaft (dormivisti) etc. wofür die wurzeln mit p
natürlich pt zeigen, als: greipt (prehendisti) varpt (jecisti)
drapt (occidisti) etc. dieses letztere pt hat sichtbar nichts
mit obigem pt gemein, welchem Rask (§. 45.) die aus-
sprache beinahe eines ft zulegt. -- bs kommt in dem
einzigen krabsa (dispergere) vor und ist contrahiert; bt
nirgends. -- fn hat gleichfalls einen zwischenvocal ver-
loren, z. b. nafn (nomen) höfn, hafnar (portus) hafna
(recusare) iafn (aequalis) hrafn (corvus) stafn (prora)
fafnir (?fafnir, n. pr.) svefn (somnus) stefna (congressus)
hefna (ulcisci) rifna (rumpi) etc. wie das alth. und alts.
eban, hraban, sueban lehrt. Die aussprache ist nach
Rask §. 36. bn. bbn, zuweilen mn, in welches schwed.
alle fn übertreten; wozu das lat. mn in somnus (schwed.
sömn), nomen (alth. früher naman st. namo?) und stimna,
fämne neben stibna, fovne (oben s. 276.) stimmen. -- fs,
selten: tafs (praecipitantia) refsa (castigare) ofs (nimietas);
da neben kepsi auch kefsir gilt, so scheinen auch die
andern fs auf ein früheres ps zu zielen -- ft später für
pt; beispiele vorhin bei letzterm. --

(T. D. d. th. Z. S.) linguales

(T) wie im goth. und sächs.; ein unorgan. t statt d
finde ich ausnahmsweise in dem auslautenden praet helt von
halda (oddr. gr. 20) neben dem praes. held, auch bleibt
inlautend d: heldum, heldi; über andere erscheinungen
des t unten schlußbem. bei den assimilationen.

(D) anlautend streng von t und th unterschieden;
in und auslautend erfolgen aber späterhin bei nach-
läß[ig]er aussprache und schreibung häufige mischungen
der med. mit der asp. das heißt: die med. wird unor-
ganisch statt der asp. gebraucht; so ist namentlich in

I. altnordiſche conſonanten. labiales. lingual.
wörtern wie opt, kraptr u. a. wogegen die ſchwed. und
dän. mundart ft allenthalben und auch in oft, kraft etc.
durchführen. Erwägt man den urſprung dieſer wörter,
ſo erſcheint ft. conſequenter als pt, indem die ſtämme
gëfa, krefja, rîfa, ſkrîfa, ſkafa, tôlf ein f und kein p,
auch die goth. und ſächſ. ſprache in gleichem fall ft be-
ſitzen (ſ. 56. 214. 233.). Indeſſen das dem gr. und lat.
πτ. pt. entſprechende pt könnte auch merkwürdiger reſt
einer älteren ten. ſeyn (vgl. oben ſ. 127. note), die der
aſp., welche ich in den deutſchen ſprachen organiſch an-
nehme, vorausgieng. In der II. ſg. des ſtark. praet. neh-
men ſchon in den frühſten quellen die wurzeln mit f
kein pt an, ſondern behalten ft, als: gaft (dediſti) ſkalft
(tremuiſti) ſvaft (dormiviſti) etc. wofür die wurzeln mit p
natürlich pt zeigen, als: greipt (prehendiſti) varpt (jeciſti)
drapt (occidiſti) etc. dieſes letztere pt hat ſichtbar nichts
mit obigem pt gemein, welchem Raſk (§. 45.) die aus-
ſprache beinahe eines ft zulegt. — bs kommt in dem
einzigen krabſa (diſpergere) vor und iſt contrahiert; bt
nirgends. — fn hat gleichfalls einen zwiſchenvocal ver-
loren, z. b. nafn (nomen) höfn, hafnar (portus) hafna
(recuſare) iafn (aequalis) hrafn (corvus) ſtafn (prora)
fafnir (?fâfnir, n. pr.) ſvëfn (ſomnus) ſtëfna (congreſſus)
hefna (ulciſci) rifna (rumpi) etc. wie das alth. und altſ.
ëban, hraban, ſuëban lehrt. Die ausſprache iſt nach
Raſk §. 36. bn. bbn, zuweilen mn, in welches ſchwed.
alle fn übertreten; wozu das lat. mn in ſomnus (ſchwed.
ſömn), nomen (alth. früher naman ſt. namo?) und ſtimna,
fämne neben ſtibna, fovne (oben ſ. 276.) ſtimmen. — fs,
ſelten: tafs (praecipitantia) refſa (caſtigare) ofs (nimietas);
da neben kepſi auch kefſir gilt, ſo ſcheinen auch die
andern fs auf ein früheres ps zu zielen — ft ſpäter für
pt; beiſpiele vorhin bei letzterm. —

(T. D. ð. þ. Z. S.) linguales

(T) wie im goth. und ſächſ.; ein unorgan. t ſtatt d
finde ich ausnahmsweiſe in dem auslautenden praet hêlt von
halda (oddr. gr. 20) neben dem praeſ. held, auch bleibt
inlautend d: hêldum, hêldi; über andere erſcheinungen
des t unten ſchlußbem. bei den aſſimilationen.

(D) anlautend ſtreng von t und þ unterſchieden;
in und auslautend erfolgen aber ſpäterhin bei nach-
läß[ig]er ausſprache und ſchreibung häufige miſchungen
der med. mit der aſp. das heißt: die med. wird unor-
ganiſch ſtatt der aſp. gebraucht; ſo iſt namentlich in

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[314/0340] I. altnordiſche conſonanten. labiales. lingual. wörtern wie opt, kraptr u. a. wogegen die ſchwed. und dän. mundart ft allenthalben und auch in oft, kraft etc. durchführen. Erwägt man den urſprung dieſer wörter, ſo erſcheint ft. conſequenter als pt, indem die ſtämme gëfa, krefja, rîfa, ſkrîfa, ſkafa, tôlf ein f und kein p, auch die goth. und ſächſ. ſprache in gleichem fall ft be- ſitzen (ſ. 56. 214. 233.). Indeſſen das dem gr. und lat. πτ. pt. entſprechende pt könnte auch merkwürdiger reſt einer älteren ten. ſeyn (vgl. oben ſ. 127. note), die der aſp., welche ich in den deutſchen ſprachen organiſch an- nehme, vorausgieng. In der II. ſg. des ſtark. praet. neh- men ſchon in den frühſten quellen die wurzeln mit f kein pt an, ſondern behalten ft, als: gaft (dediſti) ſkalft (tremuiſti) ſvaft (dormiviſti) etc. wofür die wurzeln mit p natürlich pt zeigen, als: greipt (prehendiſti) varpt (jeciſti) drapt (occidiſti) etc. dieſes letztere pt hat ſichtbar nichts mit obigem pt gemein, welchem Raſk (§. 45.) die aus- ſprache beinahe eines ft zulegt. — bs kommt in dem einzigen krabſa (diſpergere) vor und iſt contrahiert; bt nirgends. — fn hat gleichfalls einen zwiſchenvocal ver- loren, z. b. nafn (nomen) höfn, hafnar (portus) hafna (recuſare) iafn (aequalis) hrafn (corvus) ſtafn (prora) fafnir (?fâfnir, n. pr.) ſvëfn (ſomnus) ſtëfna (congreſſus) hefna (ulciſci) rifna (rumpi) etc. wie das alth. und altſ. ëban, hraban, ſuëban lehrt. Die ausſprache iſt nach Raſk §. 36. bn. bbn, zuweilen mn, in welches ſchwed. alle fn übertreten; wozu das lat. mn in ſomnus (ſchwed. ſömn), nomen (alth. früher naman ſt. namo?) und ſtimna, fämne neben ſtibna, fovne (oben ſ. 276.) ſtimmen. — fs, ſelten: tafs (praecipitantia) refſa (caſtigare) ofs (nimietas); da neben kepſi auch kefſir gilt, ſo ſcheinen auch die andern fs auf ein früheres ps zu zielen — ft ſpäter für pt; beiſpiele vorhin bei letzterm. — (T. D. ð. þ. Z. S.) linguales (T) wie im goth. und ſächſ.; ein unorgan. t ſtatt d finde ich ausnahmsweiſe in dem auslautenden praet hêlt von halda (oddr. gr. 20) neben dem praeſ. held, auch bleibt inlautend d: hêldum, hêldi; über andere erſcheinungen des t unten ſchlußbem. bei den aſſimilationen. (D) anlautend ſtreng von t und þ unterſchieden; in und auslautend erfolgen aber ſpäterhin bei nach- läßiger ausſprache und ſchreibung häufige miſchungen der med. mit der aſp. das heißt: die med. wird unor- ganiſch ſtatt der aſp. gebraucht; ſo iſt namentlich in

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/340>, abgerufen am 22.12.2024.