behandelt worden, als irgend eine der übrigen deutschen mundarten. Gleichwohl hat erst neuerdings Rask durch seine gründlichen arbeiten manchen misbräuchen und ungenauigkeiten der üblichen schreibweise ein ende ge- macht; ihm folge ich meistentheils, nur in den puncten nicht, in welchen entweder die analogie der vorausab- gehandelten sprachen eine andere auffaßung an hand gibt, oder Rask sich allzu sehr an die heutige isländ. aussprache gekehrt zu haben scheint. Zwar sind keine nord. hss. vorräthig, die an alter den alth. und angels. beikämen, dafür aber viele dinge, die wir aus diesen mühsam beweisen müßen, im nord. an sich selbst klar und andere spracheigenheiten lehrt die poetische form (wie die der mittelh. gedichte) treuer, als eine diplo- matisch weit ältere prosa.
Altnordische vocale.
(A) entspricht formell und materiell dem goth. a, wie die belege überall ergeben; das nord. a ist immer (nämlich in den wurzeln) auch ein goth. a, umgekehrt gilt aber kein sicherer schluß von dem goth. a auf ein nord. a, indem dieses folgende beschränkungen erfährt 1) es lautet in e um, sobald ein i, 2) in ö, sobald ein u der flexion erscheint oder vorausgesetzt werden muß, 3) es wandelt sich in a, sobald es (d. h. das wurzel- hafte a) auslautet oder lm, lf, lk, lg, ls, nk, ng, tt und (mit ausfallendem n.) s. folgen. Alle diese fälle werden an ihrem ort näher erörtert werden; hier nur beispiele: velja (goth. valjan) fen (goth. fani) hönd (goth. handus) sa (goth. sa) ja (goth. ja) halmr (culmus) hals (collum) langr (goth. laggs) mattr (goth. mahts) as (goth. ans).
(E) wie im alth. entw. e oder e.
I) e = umgelautetes a, durch ein nachfolgendes i er- zeugt, z. b. dagr, dat. degi; völlr (st. vallur) dat. velli; Thak (tectum) Thekja (tegere) etc. Man merke a) wird das den umlaut wirkende i syncopiert, so tritt reines a zurück, als: velja, valdi (st. velidi) fetill (bal- theus) dat. fatli (st. fetili) pl. fatlar (st. fetilar) b) aus- genommen, wenn gemination des cons. dazwischen liegt, alsdann besteht der umlaut, z. b. brenna st. brenn- ja, fella st. fellja, mennskr st. menniskr. g) in den ver- gleichungsstufen bleibt e, ungeachtet des ausgefallenen i, als: betra, eldra, bezta, elzta st. betira, eldira etc.
I. altnordiſche vocale.
behandelt worden, als irgend eine der übrigen deutſchen mundarten. Gleichwohl hat erſt neuerdings Raſk durch ſeine gründlichen arbeiten manchen misbräuchen und ungenauigkeiten der üblichen ſchreibweiſe ein ende ge- macht; ihm folge ich meiſtentheils, nur in den puncten nicht, in welchen entweder die analogie der vorausab- gehandelten ſprachen eine andere auffaßung an hand gibt, oder Raſk ſich allzu ſehr an die heutige isländ. ausſprache gekehrt zu haben ſcheint. Zwar ſind keine nord. hſſ. vorräthig, die an alter den alth. und angelſ. beikämen, dafür aber viele dinge, die wir aus dieſen mühſam beweiſen müßen, im nord. an ſich ſelbſt klar und andere ſpracheigenheiten lehrt die poëtiſche form (wie die der mittelh. gedichte) treuer, als eine diplo- matiſch weit ältere proſa.
Altnordiſche vocale.
(A) entſpricht formell und materiell dem goth. a, wie die belege überall ergeben; das nord. a iſt immer (nämlich in den wurzeln) auch ein goth. a, umgekehrt gilt aber kein ſicherer ſchluß von dem goth. a auf ein nord. a, indem dieſes folgende beſchränkungen erfährt 1) es lautet in e um, ſobald ein i, 2) in ö, ſobald ein u der flexion erſcheint oder vorausgeſetzt werden muß, 3) es wandelt ſich in â, ſobald es (d. h. das wurzel- hafte a) auslautet oder lm, lf, lk, lg, ls, nk, ng, tt und (mit ausfallendem n.) ſ. folgen. Alle dieſe fälle werden an ihrem ort näher erörtert werden; hier nur beiſpiele: velja (goth. valjan) fen (goth. fani) hönd (goth. handus) ſâ (goth. ſa) jâ (goth. ja) hâlmr (culmus) hâls (collum) lângr (goth. laggs) mâttr (goth. mahts) âs (goth. ans).
(E) wie im alth. entw. e oder ë.
I) e = umgelautetes a, durch ein nachfolgendes i er- zeugt, z. b. dagr, dat. degi; völlr (ſt. vallur) dat. velli; Þak (tectum) Þekja (tegere) etc. Man merke α) wird das den umlaut wirkende i ſyncopiert, ſo tritt reines a zurück, als: velja, valdi (ſt. velidi) fetill (bal- theus) dat. fatli (ſt. fetili) pl. fatlar (ſt. fetilar) β) aus- genommen, wenn gemination des conſ. dazwiſchen liegt, alsdann beſteht der umlaut, z. b. brenna ſt. brenn- ja, fella ſt. fellja, mennſkr ſt. menniſkr. γ) in den ver- gleichungsſtufen bleibt e, ungeachtet des ausgefallenen i, als: betra, eldra, bezta, elzta ſt. betira, eldira etc.
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I. altnordiſche vocale.
behandelt worden, als irgend eine der übrigen deutſchen
mundarten. Gleichwohl hat erſt neuerdings Raſk durch
ſeine gründlichen arbeiten manchen misbräuchen und
ungenauigkeiten der üblichen ſchreibweiſe ein ende ge-
macht; ihm folge ich meiſtentheils, nur in den puncten
nicht, in welchen entweder die analogie der vorausab-
gehandelten ſprachen eine andere auffaßung an hand
gibt, oder Raſk ſich allzu ſehr an die heutige isländ.
ausſprache gekehrt zu haben ſcheint. Zwar ſind keine
nord. hſſ. vorräthig, die an alter den alth. und angelſ.
beikämen, dafür aber viele dinge, die wir aus dieſen
mühſam beweiſen müßen, im nord. an ſich ſelbſt klar
und andere ſpracheigenheiten lehrt die poëtiſche form
(wie die der mittelh. gedichte) treuer, als eine diplo-
matiſch weit ältere proſa.
Altnordiſche vocale.
(A) entſpricht formell und materiell dem goth. a,
wie die belege überall ergeben; das nord. a iſt immer
(nämlich in den wurzeln) auch ein goth. a, umgekehrt
gilt aber kein ſicherer ſchluß von dem goth. a auf ein
nord. a, indem dieſes folgende beſchränkungen erfährt
1) es lautet in e um, ſobald ein i, 2) in ö, ſobald ein
u der flexion erſcheint oder vorausgeſetzt werden muß,
3) es wandelt ſich in â, ſobald es (d. h. das wurzel-
hafte a) auslautet oder lm, lf, lk, lg, ls, nk, ng, tt
und (mit ausfallendem n.) ſ. folgen. Alle dieſe fälle
werden an ihrem ort näher erörtert werden; hier nur
beiſpiele: velja (goth. valjan) fen (goth. fani) hönd
(goth. handus) ſâ (goth. ſa) jâ (goth. ja) hâlmr (culmus)
hâls (collum) lângr (goth. laggs) mâttr (goth. mahts) âs
(goth. ans).
(E) wie im alth. entw. e oder ë.
I) e = umgelautetes a, durch ein nachfolgendes i er-
zeugt, z. b. dagr, dat. degi; völlr (ſt. vallur) dat.
velli; Þak (tectum) Þekja (tegere) etc. Man merke α)
wird das den umlaut wirkende i ſyncopiert, ſo tritt
reines a zurück, als: velja, valdi (ſt. velidi) fetill (bal-
theus) dat. fatli (ſt. fetili) pl. fatlar (ſt. fetilar) β) aus-
genommen, wenn gemination des conſ. dazwiſchen
liegt, alsdann beſteht der umlaut, z. b. brenna ſt. brenn-
ja, fella ſt. fellja, mennſkr ſt. menniſkr. γ) in den ver-
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i, als: betra, eldra, bezta, elzta ſt. betira, eldira etc.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/307>, abgerufen am 22.12.2024.
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