folglich zweierlei aus, theils das alth. p und b, vgl. jef (dedit) stef (baculus) raf (rapina) weif, werf (locus ju- dicii) half und inlautend jevon, steves, raves, weives, werves, halves, lava (reliquiae) ßeivja (certare) skreiva (scribere) etc., theils, obgleich seltner, das alth. f und v, als: fif, hof, bref und inlautend: hoves, breves, se- ver (spuma) oven etc. In fovne (virgo) st. favne, fevne ist ein v ersterer art, wie die vergleichung des angels. fämne, stemn (goth. stibna, folglich fabno; alth. stimna, stimma, folglich famna, famma?) lehrt; vox würde stevn heißen, ist mir aber nicht vorgekommen. -- In- lautend steht f und nicht v, sobald ein t oder th folgt.
W. der spirant wird in den quellen hänfig, aber fehlerhaft mit dem vorigen v verwechselt, so beßere man Br. §. 140. thiawes in thiaves und unzähligemahl dergl. mehr. Hier ist bloß von dem wahren w die rede; st. wu findet sich gleichfalls (s. 138. 139. 214.) w (in den ältesten hss. wohl un geschrieben), als wlle (lana) wnde (vulnus) bewllen (temeratus) etc. Der entwickelung des inlautenden w aus iu wurde vorhin gedacht; ich ver- mag nicht zu entscheiden, ob die aussprache ein orga- nisches hawa (caedere) Br. §. 25. *) tawa (parare) baw (oestrum) oder unorg. hawa, tawa, baw (dem alth. hou- wan gemäß) verlangt, für letzteres scheint frowe (?frowe) Br. §. 96. 97. zu sprechen. Übrigens fällt aus- und inlautend dieses w öfters aus, vgl. sela, nia, tre elte (integer, angels. ealtäv) etc.
geminationen. pp. bb. selten: oppa (super) gabbja (Br. §. 152.) hebbe, sibbe; fehlerhaft stehet ff in skeffe, skiffa, skiffene (Br. §. 7. 12. 19. 140.) für skeppe (§. 108.). Von den verbindungen fübre ich bloß die anlaute wl. wr. an: wlit (facies) wlemelsa (As. p. 196. ein dunkler ausdruck) wreka (ulcisci) wregja (accusare) und gewiß noch a. m. Mit dem wr. darf man die häufige fehler- hafte schreibung wr. st. ur nicht vermengen, noch we- niger wrald (seculum) d. h. werald. --
(T. D. TH. Z. S.) linguales.
T überall **), D und TH im anlaut organisch, der in- und auslaut schwankt zwischen d und th. Man
*) Richtige schreibung unterscheidet hawa (csedere) hovath (in domum recipiunt) heva (opes) haved (caput); tawa (struere) davja (surdescere) etc.
**) Flexionen, nicht wurzeln zeigen wohl zuweilen ein fal- sches t statt th im auslaut. Die frühere sprache unter-
I. altfrieſiſche conſonanten. labiales.
folglich zweierlei aus, theils das alth. p und b, vgl. jef (dedit) ſtef (baculus) râf (rapina) wîf, werf (locus ju- dicii) half und inlautend jêvon, ſteves, râves, wîves, werves, halves, lâva (reliquiae) ſzîvja (certare) ſkrîva (ſcribere) etc., theils, obgleich ſeltner, das alth. f und v, als: fif, hof, brêf und inlautend: hoves, brêves, ſê- ver (ſpuma) oven etc. In fovne (virgo) ſt. favne, fevne iſt ein v erſterer art, wie die vergleichung des angelſ. fämne, ſtëmn (goth. ſtibna, folglich fabnô; alth. ſtimna, ſtimma, folglich famna, famma?) lehrt; vox würde ſtëvn heißen, iſt mir aber nicht vorgekommen. — In- lautend ſteht f und nicht v, ſobald ein t oder th folgt.
W. der ſpirant wird in den quellen hänfig, aber fehlerhaft mit dem vorigen v verwechſelt, ſo beßere man Br. §. 140. thiawes in thiaves und unzähligemahl dergl. mehr. Hier iſt bloß von dem wahren w die rede; ſt. wu findet ſich gleichfalls (ſ. 138. 139. 214.) w (in den älteſten hſſ. wohl un geſchrieben), als wlle (lana) wnde (vulnus) bewllen (temeratus) etc. Der entwickelung des inlautenden w aus iu wurde vorhin gedacht; ich ver- mag nicht zu entſcheiden, ob die ausſprache ein orga- niſches hawa (caedere) Br. §. 25. *) tawa (parare) baw (oeſtrum) oder unorg. hâwa, tâwa, bâw (dem alth. hou- wan gemäß) verlangt, für letzteres ſcheint frowe (?frôwe) Br. §. 96. 97. zu ſprechen. Übrigens fällt aus- und inlautend dieſes w öfters aus, vgl. ſêla, nia, trê elte (integer, angelſ. ëaltäv) etc.
geminationen. pp. bb. ſelten: oppa (ſuper) gabbja (Br. §. 152.) hebbe, ſibbe; fehlerhaft ſtehet ff in ſkeffe, ſkiffa, ſkiffene (Br. §. 7. 12. 19. 140.) für ſkeppe (§. 108.). Von den verbindungen fübre ich bloß die anlaute wl. wr. an: wlit (facies) wlëmelſa (As. p. 196. ein dunkler ausdruck) wrëka (ulciſci) wrêgja (accuſare) und gewiß noch a. m. Mit dem wr. darf man die häufige fehler- hafte ſchreibung wr. ſt. ur nicht vermengen, noch we- niger wrald (ſeculum) d. h. wërald. —
(T. D. TH. Z. S.) linguales.
T überall **), D und TH im anlaut organiſch, der in- und auslaut ſchwankt zwiſchen d und th. Man
*) Richtige ſchreibung unterſcheidet hawa (csedere) hovath (in domum recipiunt) heva (opes) hâved (caput); tawa (ſtruere) dâvja (ſurdeſcere) etc.
**) Flexionen, nicht wurzeln zeigen wohl zuweilen ein fal- ſches t ſtatt th im auslaut. Die frühere ſprache unter-
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I. altfrieſiſche conſonanten. labiales.
folglich zweierlei aus, theils das alth. p und b, vgl.
jef (dedit) ſtef (baculus) râf (rapina) wîf, werf (locus ju-
dicii) half und inlautend jêvon, ſteves, râves, wîves,
werves, halves, lâva (reliquiae) ſzîvja (certare) ſkrîva
(ſcribere) etc., theils, obgleich ſeltner, das alth. f und
v, als: fif, hof, brêf und inlautend: hoves, brêves, ſê-
ver (ſpuma) oven etc. In fovne (virgo) ſt. favne, fevne
iſt ein v erſterer art, wie die vergleichung des angelſ.
fämne, ſtëmn (goth. ſtibna, folglich fabnô; alth. ſtimna,
ſtimma, folglich famna, famma?) lehrt; vox würde
ſtëvn heißen, iſt mir aber nicht vorgekommen. — In-
lautend ſteht f und nicht v, ſobald ein t oder th folgt.
W. der ſpirant wird in den quellen hänfig, aber
fehlerhaft mit dem vorigen v verwechſelt, ſo beßere
man Br. §. 140. thiawes in thiaves und unzähligemahl
dergl. mehr. Hier iſt bloß von dem wahren w die rede;
ſt. wu findet ſich gleichfalls (ſ. 138. 139. 214.) w (in den
älteſten hſſ. wohl un geſchrieben), als wlle (lana) wnde
(vulnus) bewllen (temeratus) etc. Der entwickelung des
inlautenden w aus iu wurde vorhin gedacht; ich ver-
mag nicht zu entſcheiden, ob die ausſprache ein orga-
niſches hawa (caedere) Br. §. 25. *) tawa (parare) baw
(oeſtrum) oder unorg. hâwa, tâwa, bâw (dem alth. hou-
wan gemäß) verlangt, für letzteres ſcheint frowe
(?frôwe) Br. §. 96. 97. zu ſprechen. Übrigens fällt aus-
und inlautend dieſes w öfters aus, vgl. ſêla, nia, trê
elte (integer, angelſ. ëaltäv) etc.
geminationen. pp. bb. ſelten: oppa (ſuper) gabbja
(Br. §. 152.) hebbe, ſibbe; fehlerhaft ſtehet ff in ſkeffe,
ſkiffa, ſkiffene (Br. §. 7. 12. 19. 140.) für ſkeppe (§. 108.).
Von den verbindungen fübre ich bloß die anlaute wl.
wr. an: wlit (facies) wlëmelſa (As. p. 196. ein dunkler
ausdruck) wrëka (ulciſci) wrêgja (accuſare) und gewiß
noch a. m. Mit dem wr. darf man die häufige fehler-
hafte ſchreibung wr. ſt. ur nicht vermengen, noch we-
niger wrald (ſeculum) d. h. wërald. —
(T. D. TH. Z. S.) linguales.
T überall **), D und TH im anlaut organiſch, der
in- und auslaut ſchwankt zwiſchen d und th. Man
*) Richtige ſchreibung unterſcheidet hawa (csedere) hovath
(in domum recipiunt) heva (opes) hâved (caput); tawa
(ſtruere) dâvja (ſurdeſcere) etc.
**) Flexionen, nicht wurzeln zeigen wohl zuweilen ein fal-
ſches t ſtatt th im auslaut. Die frühere ſprache unter-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/302>, abgerufen am 22.12.2024.
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