untersuchungen wo möglich erbringen müßen. Eben- sowenig wage ich jetzt über vocalwechlel und assimi- lation zu urtheilen.
Altfriesische consonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die anlaute l. n. r. unter- scheiden sich von hl. hn. hr. statt deren zuweilen lh. nh (?) rh. geschrieben steht. -- n. fällt inlautend weg, wie im alts. *), aber auch auslautend bei vorhergehen- dem a, also in allen infin. und flexionen schw. decl. z. b. finda st. findan, tha blata (pauperes) thene hona (gallum) st. blatan, honan. Folgt dem nasalen n ein weiterer consonant, so wird es wieder merklich, vgl. te findande. Auch bleibt es auslautend, sobald e und o vorausstehen, namentlich in den pl. praet. und part. als: fundon, furden. Dieser gebrauch stellt das altfries. deut- lich in die mitte zwischen das alts. angels. auf der einen, und das altnord. auf der andern seite. -- Denselben ge- sichtspunct bewährt die steigende verwandlung des in- und auslautenden s in r welche sich namentlich auf den nom. pl. des subst. erstreckt; es heißt degar (dies) tamar (liberi) st. des alts. dagos, angels. dagas, teamas, wie im nord. dagar. Bald aber fällt, wie im alth., der cons. gänzlich von dieser endung ab, dega, alth. taga; das r hat folglich leise aussprache gehabt. Lägen mehr altfr. wörter vor, so würde sich auch in andern fällen r statt des organ. s ergeben, man vgl. leresta (minimus. Br. 145. 209.) st. lesta. -- Umsetzung des r gilt, wie im angels. vgl. berna (ardere) gers (gramen) hors (equus); gänzlicher ausfall des r scheint aber späteren denkmäh- lern zu gehören (ges, hos oder os, ben für gers, ors, bern). -- Die geminationen und verbindungen geben nichts besonderes zu erinnern; der übertritt des nk, ng in nß kann erst unten beim kehllaut erledigt werden.
(P. B. F. V. W.) labiales.
P überhaupt, B und F im anlaut sind völlig orga- nisch; in- und auslautend steht b (außer der seltnen verbindung mb) niemahls, sondern wird durch den in- laut v und den auslaut f ersetzt. Diese beiden drücken
*) Auffallend wäre mog (inter) As. p. 187. st. mong (engl. among) bedarf aber erst der bestätigung, denn in andern fällen steht ng immer.
S 2
I. altfrieſiſche conſonanten. liquidae. labiales.
unterſuchungen wo möglich erbringen müßen. Eben- ſowenig wage ich jetzt über vocalwechlel und aſſimi- lation zu urtheilen.
Altfrieſiſche conſonanten.
(L. M. N. R.) liquidae.
Die anlaute l. n. r. unter- ſcheiden ſich von hl. hn. hr. ſtatt deren zuweilen lh. nh (?) rh. geſchrieben ſteht. — n. fällt inlautend weg, wie im altſ. *), aber auch auslautend bei vorhergehen- dem a, alſo in allen infin. und flexionen ſchw. decl. z. b. finda ſt. findan, tha blâta (pauperes) thene hona (gallum) ſt. blâtan, honan. Folgt dem naſalen n ein weiterer conſonant, ſo wird es wieder merklich, vgl. të findande. Auch bleibt es auslautend, ſobald e und o vorausſtehen, namentlich in den pl. praet. und part. als: fundon, furden. Dieſer gebrauch ſtellt das altfrieſ. deut- lich in die mitte zwiſchen das altſ. angelſ. auf der einen, und das altnord. auf der andern ſeite. — Denſelben ge- ſichtspunct bewährt die ſteigende verwandlung des in- und auslautenden ſ in r welche ſich namentlich auf den nom. pl. des ſubſt. erſtreckt; es heißt degar (dies) tâmar (liberi) ſt. des altſ. dagôs, angelſ. dagas, teámas, wie im nord. dagar. Bald aber fällt, wie im alth., der conſ. gänzlich von dieſer endung ab, dega, alth. tagâ; das r hat folglich leiſe ausſprache gehabt. Lägen mehr altfr. wörter vor, ſo würde ſich auch in andern fällen r ſtatt des organ. ſ ergeben, man vgl. lereſta (minimus. Br. 145. 209.) ſt. leſta. — Umſetzung des r gilt, wie im angelſ. vgl. bërna (ardere) gers (gramen) hors (equus); gänzlicher ausfall des r ſcheint aber ſpäteren denkmäh- lern zu gehören (ges, hos oder os, ben für gers, ors, bern). — Die geminationen und verbindungen geben nichts beſonderes zu erinnern; der übertritt des nk, ng in nſz kann erſt unten beim kehllaut erledigt werden.
(P. B. F. V. W.) labiales.
P überhaupt, B und F im anlaut ſind völlig orga- niſch; in- und auslautend ſteht b (außer der ſeltnen verbindung mb) niemahls, ſondern wird durch den in- laut v und den auslaut f erſetzt. Dieſe beiden drücken
*) Auffallend wäre mog (inter) Aſ. p. 187. ſt. mong (engl. among) bedarf aber erſt der beſtätigung, denn in andern fällen ſteht ng immer.
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I. altfrieſiſche conſonanten. liquidae. labiales.
unterſuchungen wo möglich erbringen müßen. Eben-
ſowenig wage ich jetzt über vocalwechlel und aſſimi-
lation zu urtheilen.
Altfrieſiſche conſonanten.
(L. M. N. R.) liquidae. Die anlaute l. n. r. unter-
ſcheiden ſich von hl. hn. hr. ſtatt deren zuweilen lh.
nh (?) rh. geſchrieben ſteht. — n. fällt inlautend weg,
wie im altſ. *), aber auch auslautend bei vorhergehen-
dem a, alſo in allen infin. und flexionen ſchw. decl.
z. b. finda ſt. findan, tha blâta (pauperes) thene hona
(gallum) ſt. blâtan, honan. Folgt dem naſalen n ein
weiterer conſonant, ſo wird es wieder merklich, vgl. të
findande. Auch bleibt es auslautend, ſobald e und o
vorausſtehen, namentlich in den pl. praet. und part. als:
fundon, furden. Dieſer gebrauch ſtellt das altfrieſ. deut-
lich in die mitte zwiſchen das altſ. angelſ. auf der einen,
und das altnord. auf der andern ſeite. — Denſelben ge-
ſichtspunct bewährt die ſteigende verwandlung des in-
und auslautenden ſ in r welche ſich namentlich auf den
nom. pl. des ſubſt. erſtreckt; es heißt degar (dies) tâmar
(liberi) ſt. des altſ. dagôs, angelſ. dagas, teámas, wie
im nord. dagar. Bald aber fällt, wie im alth., der
conſ. gänzlich von dieſer endung ab, dega, alth. tagâ;
das r hat folglich leiſe ausſprache gehabt. Lägen mehr
altfr. wörter vor, ſo würde ſich auch in andern fällen r
ſtatt des organ. ſ ergeben, man vgl. lereſta (minimus.
Br. 145. 209.) ſt. leſta. — Umſetzung des r gilt, wie im
angelſ. vgl. bërna (ardere) gers (gramen) hors (equus);
gänzlicher ausfall des r ſcheint aber ſpäteren denkmäh-
lern zu gehören (ges, hos oder os, ben für gers, ors,
bern). — Die geminationen und verbindungen geben
nichts beſonderes zu erinnern; der übertritt des nk, ng
in nſz kann erſt unten beim kehllaut erledigt werden.
(P. B. F. V. W.) labiales.
P überhaupt, B und F im anlaut ſind völlig orga-
niſch; in- und auslautend ſteht b (außer der ſeltnen
verbindung mb) niemahls, ſondern wird durch den in-
laut v und den auslaut f erſetzt. Dieſe beiden drücken
*) Auffallend wäre mog (inter) Aſ. p. 187. ſt. mong (engl.
among) bedarf aber erſt der beſtätigung, denn in andern
fällen ſteht ng immer.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/301>, abgerufen am 21.11.2024.
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