Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.I. von den buchstaben insgemein. phische consequenz war hierbei weder leicht noch nö-thig, weil das gewohnte möglichst behalten werden sollte, aber der begriff jedes lautes das angelegentlichste schien. Der circumflex dient zur bezeichnung der ge- dehnten vocale, der acutus zur unterscheidung diphthon- gischer verhältnisse; der gravis kommt nur beim engli- schen vor, und ganz wie bei heutigen grammatikern dieser sprache. Daß ich den circumflex auch über die nordischen dehnlaute statt des dafür gewöhnlichen acu- tus gesetzt habe, wird man der gleichförmigkeit zu gut halten. Angelsächsische, hochdeutsche und selbst nordi- sche handschriften bedienen sich, alle jedoch unregel- mäßig, eines hackens, der bald mehr dem acutus, bald mehr dem circumflex gleicht, letztern wählen hin und wieder angelsächsische drucke. Die meisten hss. laßen alle dehnzeichen aus, und andere brauchen den acutus neben dem dehnenden circumflex oder auch allein zur wirklichen accentuation, die von der dehnung völlig verschieden ist (s, unten.). Mein versuch, so viele und großentheils neuentwickelte lautverhältnisse sorgfältig auszudrücken, fordert nachsicht; vielleicht läßt sich das system in der folge vereinfachen und vervollkommnen, am besten so, daß die vergleichung der verschiedenen sprachstämme noch mehr hervorgehoben wird. Eigene gothische, sächsische, althochdeutsche lettern gießen zu laßen scheint mir aber kostspielige und verwerfliche zie- rerei, welche den druck sammt dem lesen erschwert, für die einfachen laute gar nichts fruchtet und bei den gemischten im stich läßt, weil zu den vorhandenen den- noch neue typen erfunden werden müßen. Nebenbei nehmen sich sowohl der gothische als der angelsächsische typus ungefällig aus; von jenem hat man bisher nur ein großes, unnöthig raum kostendes format gebraucht. Den richtigen gesichtspunkt befolgen die herausgeber nordi- scher sprachdenkmähler; Engländer und Holländer über der treue, die sie in einem gemengsel von mancherlei buchstaben suchten, vernachläßigten oft die höhere, welche nur aus einer vertrauten bekanntschaft mit dem grammatischen bau aller dieser mundarten hervorgeht. Eintheilungen der buchstaben. 1) In vocale und consonanten. Der vocalismus hat in I. von den buchſtaben insgemein. phiſche conſequenz war hierbei weder leicht noch nö-thig, weil das gewohnte möglichst behalten werden ſollte, aber der begriff jedes lautes das angelegentlichſte ſchien. Der circumflex dient zur bezeichnung der ge- dehnten vocale, der acutus zur unterſcheidung diphthon- giſcher verhältniſſe; der gravis kommt nur beim engli- ſchen vor, und ganz wie bei heutigen grammatikern dieser ſprache. Daß ich den circumflex auch über die nordiſchen dehnlaute ſtatt des dafür gewöhnlichen acu- tus geſetzt habe, wird man der gleichförmigkeit zu gut halten. Angelſächſiſche, hochdeutſche und ſelbſt nordi- ſche handſchriften bedienen ſich, alle jedoch unregel- mäßig, eines hackens, der bald mehr dem acutus, bald mehr dem circumflex gleicht, letztern wählen hin und wieder angelſächſiſche drucke. Die meiſten hſſ. laßen alle dehnzeichen aus, und andere brauchen den acutus neben dem dehnenden circumflex oder auch allein zur wirklichen accentuation, die von der dehnung völlig verſchieden iſt (ſ, unten.). Mein verſuch, ſo viele und großentheils neuentwickelte lautverhältnisse ſorgfältig auszudrücken, fordert nachſicht; vielleicht läßt ſich das ſyſtem in der folge vereinfachen und vervollkommnen, am beſten so, daß die vergleichung der verſchiedenen ſprachſtämme noch mehr hervorgehoben wird. Eigene gothiſche, ſächſiſche, althochdeutſche lettern gießen zu laßen ſcheint mir aber koſtſpielige und verwerfliche zie- rerei, welche den druck ſammt dem leſen erſchwert, für die einfachen laute gar nichts fruchtet und bei den gemiſchten im ſtich läßt, weil zu den vorhandenen den- noch neue typen erfunden werden müßen. Nebenbei nehmen ſich ſowohl der gothiſche als der angelſächſiſche typus ungefällig aus; von jenem hat man bisher nur ein großes, unnöthig raum koſtendes format gebraucht. Den richtigen geſichtspunkt befolgen die herausgeber nordi- ſcher ſprachdenkmähler; Engländer und Holländer über der treue, die ſie in einem gemengſel von mancherlei buchſtaben ſuchten, vernachläßigten oft die höhere, welche nur aus einer vertrauten bekanntſchaft mit dem grammatiſchen bau aller dieſer mundarten hervorgeht. Eintheilungen der buchſtaben. 1) In vocale und consonanten. 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I. von den buchſtaben insgemein.
phiſche conſequenz war hierbei weder leicht noch nö-
thig, weil das gewohnte möglichst behalten werden
ſollte, aber der begriff jedes lautes das angelegentlichſte
ſchien. Der circumflex dient zur bezeichnung der ge-
dehnten vocale, der acutus zur unterſcheidung diphthon-
giſcher verhältniſſe; der gravis kommt nur beim engli-
ſchen vor, und ganz wie bei heutigen grammatikern
dieser ſprache. Daß ich den circumflex auch über die
nordiſchen dehnlaute ſtatt des dafür gewöhnlichen acu-
tus geſetzt habe, wird man der gleichförmigkeit zu gut
halten. Angelſächſiſche, hochdeutſche und ſelbſt nordi-
ſche handſchriften bedienen ſich, alle jedoch unregel-
mäßig, eines hackens, der bald mehr dem acutus, bald
mehr dem circumflex gleicht, letztern wählen hin und
wieder angelſächſiſche drucke. Die meiſten hſſ. laßen
alle dehnzeichen aus, und andere brauchen den acutus
neben dem dehnenden circumflex oder auch allein zur
wirklichen accentuation, die von der dehnung völlig
verſchieden iſt (ſ, unten.). Mein verſuch, ſo viele und
großentheils neuentwickelte lautverhältnisse ſorgfältig
auszudrücken, fordert nachſicht; vielleicht läßt ſich das
ſyſtem in der folge vereinfachen und vervollkommnen,
am beſten so, daß die vergleichung der verſchiedenen
ſprachſtämme noch mehr hervorgehoben wird. Eigene
gothiſche, ſächſiſche, althochdeutſche lettern gießen zu
laßen ſcheint mir aber koſtſpielige und verwerfliche zie-
rerei, welche den druck ſammt dem leſen erſchwert,
für die einfachen laute gar nichts fruchtet und bei den
gemiſchten im ſtich läßt, weil zu den vorhandenen den-
noch neue typen erfunden werden müßen. Nebenbei
nehmen ſich ſowohl der gothiſche als der angelſächſiſche
typus ungefällig aus; von jenem hat man bisher nur ein
großes, unnöthig raum koſtendes format gebraucht. Den
richtigen geſichtspunkt befolgen die herausgeber nordi-
ſcher ſprachdenkmähler; Engländer und Holländer über
der treue, die ſie in einem gemengſel von mancherlei
buchſtaben ſuchten, vernachläßigten oft die höhere,
welche nur aus einer vertrauten bekanntſchaft mit dem
grammatiſchen bau aller dieſer mundarten hervorgeht.
Eintheilungen der buchſtaben.
1) In vocale und consonanten. Der vocaliſmus hat in
allen deutſchen ſprachen beſonders tiefe bedeutung und
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