vorhton zieht sich keineswego zus. in neard, nurdon, norhton. Statt nillan, nitan wird meistens nyllan, nytan geschrieben, jenes scheint mir doch richtiger.
Altfriesische buchstaben.
Die aufstellung der altfriesischen mundart muß ge- gen die zeitfolge anstoßen und nachdem alth. alts. an- gels. quellen des 8ten, 9ten und 10ten jahrh. abgehandelt worden sind, ja während weiter unten erst mittelh. und altengl. des 12ten, 13ten vorkommen, hier schon einge- schaltet und auf denkmähler gestützt werden, welche dem 13ten und 14ten zugehören. Leider mangeln ältere; die jüngeren aber sind dazu sparsam vorhanden, uncri- tisch herausgegeben, und die untersuchung der fries. buchstaben scheint mehr als einer bedenklichkeit ausge- setzt. Doch überwiegt diese die doppelte erwägung, theils daß die fries. gleich der nord. sprache langsamer entwickelt wurde und gehaltener blieb, als jene anderen mundarten, folglich spätere urkunden dieser beiden dem früheren zustande jener factisch nahe stehen, theils daß die friesische mundart gerade den übergang zwischen der sächs. und nordischen ausweist. Zur leichteren verständ- niß des ganzen muß darum das friesische überall diese stelle einnehmen. Die beinahe einzigen, zugänglichen quellen von bedeutung sind die brocmer willküren und das asegabuch.
Altfriesische vocale.
Sie liegen zwischen den alt- und angelsächsischen und nach der analogie dieser sind die gänzlich man- gelnden vocalzeichen auch hier anzusetzen.
(A) wie im angels. beschränkt, doch etwas weniger, indem zwar dem ä ein e, dem ea meistens das gewöhn- liche a entspricht, wogegen aber o statt a weiter um- greift. Das reine a steht 1) in den flexionen -a, -ar etc. 2) vor den geminationen und verbindungen mm. nn. pp. bb. tt. dd. kk. gg. mp. mb. nt. nd. nk. ng, als: lappa. gabbja. kamp. hand. land. and. fang. swang. branga; häufiger wird es jedoch in diesen fällen zu o, wiewohl das ursprüngliche a an dem umlaut e (kempa, henßa) zu erkennen ist. 3) vor ll. lp. lv. lt. ld. lk. lg. ls, x und cht (wo überall ein angels. ea gilt), als: all. halp. halv. halt (claudus) skalt (debes) halda. skalk. galga. hals.
I. altfrieſiſche vocale.
vorhton zieht ſich keineswego zuſ. in nëard, nurdon, norhton. Statt nillan, nitan wird meiſtens nyllan, nytan geſchrieben, jenes ſcheint mir doch richtiger.
Altfrieſiſche buchſtaben.
Die aufſtellung der altfrieſiſchen mundart muß ge- gen die zeitfolge anſtoßen und nachdem alth. altſ. an- gelſ. quellen des 8ten, 9ten und 10ten jahrh. abgehandelt worden ſind, ja während weiter unten erſt mittelh. und altengl. des 12ten, 13ten vorkommen, hier ſchon einge- ſchaltet und auf denkmähler geſtützt werden, welche dem 13ten und 14ten zugehören. Leider mangeln ältere; die jüngeren aber ſind dazu ſparſam vorhanden, uncri- tiſch herausgegeben, und die unterſuchung der frieſ. buchſtaben ſcheint mehr als einer bedenklichkeit ausge- ſetzt. Doch überwiegt dieſe die doppelte erwägung, theils daß die frieſ. gleich der nord. ſprache langſamer entwickelt wurde und gehaltener blieb, als jene anderen mundarten, folglich ſpätere urkunden dieſer beiden dem früheren zuſtande jener factiſch nahe ſtehen, theils daß die frieſiſche mundart gerade den übergang zwiſchen der ſächſ. und nordiſchen ausweiſt. Zur leichteren verſtänd- niß des ganzen muß darum das frieſiſche überall dieſe ſtelle einnehmen. Die beinahe einzigen, zugänglichen quellen von bedeutung ſind die brocmer willküren und das aſegabuch.
Altfrieſiſche vocale.
Sie liegen zwiſchen den alt- und angelſächſiſchen und nach der analogie dieſer ſind die gänzlich man- gelnden vocalzeichen auch hier anzuſetzen.
(A) wie im angelſ. beſchränkt, doch etwas weniger, indem zwar dem ä ein e, dem ëa meiſtens das gewöhn- liche a entſpricht, wogegen aber o ſtatt a weiter um- greift. Das reine a ſteht 1) in den flexionen -a, -ar etc. 2) vor den geminationen und verbindungen mm. nn. pp. bb. tt. dd. kk. gg. mp. mb. nt. nd. nk. ng, als: lappa. gabbja. kamp. hand. land. and. fang. ſwang. branga; häufiger wird es jedoch in dieſen fällen zu o, wiewohl das urſprüngliche a an dem umlaut e (kempa, henſza) zu erkennen iſt. 3) vor ll. lp. lv. lt. ld. lk. lg. ls, x und cht (wo überall ein angelſ. ëa gilt), als: all. halp. halv. halt (claudus) ſkalt (debes) halda. ſkalk. galga. hals.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0295"n="269"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">altfrieſiſche vocale.</hi></fw><lb/>
vorhton zieht ſich keineswego zuſ. in nëard, nurdon,<lb/>
norhton. Statt nillan, nitan wird meiſtens nyllan, nytan<lb/>
geſchrieben, jenes ſcheint mir doch richtiger.</p></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#i"><hirendition="#g">Altfrieſiſche buchſtaben</hi>.</hi></head><lb/><p>Die aufſtellung der altfrieſiſchen mundart muß ge-<lb/>
gen die zeitfolge anſtoßen und nachdem alth. altſ. an-<lb/>
gelſ. quellen des 8ten, 9ten und 10ten jahrh. abgehandelt<lb/>
worden ſind, ja während weiter unten erſt mittelh. und<lb/>
altengl. des 12ten, 13ten vorkommen, hier ſchon einge-<lb/>ſchaltet und auf denkmähler geſtützt werden, welche<lb/>
dem 13ten und 14ten zugehören. Leider mangeln ältere;<lb/>
die jüngeren aber ſind dazu ſparſam vorhanden, uncri-<lb/>
tiſch herausgegeben, und die unterſuchung der frieſ.<lb/>
buchſtaben ſcheint mehr als einer bedenklichkeit ausge-<lb/>ſetzt. Doch überwiegt dieſe die doppelte erwägung,<lb/>
theils daß die frieſ. gleich der nord. ſprache langſamer<lb/>
entwickelt wurde und gehaltener blieb, als jene anderen<lb/>
mundarten, folglich ſpätere urkunden dieſer beiden dem<lb/>
früheren zuſtande jener factiſch nahe ſtehen, theils daß<lb/>
die frieſiſche mundart gerade den übergang zwiſchen der<lb/>ſächſ. und nordiſchen ausweiſt. Zur leichteren verſtänd-<lb/>
niß des ganzen muß darum das frieſiſche überall dieſe<lb/>ſtelle einnehmen. Die beinahe einzigen, zugänglichen<lb/>
quellen von bedeutung ſind die brocmer willküren und<lb/>
das aſegabuch.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#i">Altfrieſiſche vocale.</hi></head><lb/><p>Sie liegen zwiſchen den alt- und angelſächſiſchen<lb/>
und nach der analogie dieſer ſind die gänzlich man-<lb/>
gelnden vocalzeichen auch hier anzuſetzen.</p><lb/><p>(A) wie im angelſ. beſchränkt, doch etwas weniger,<lb/>
indem zwar dem ä ein e, dem ëa meiſtens das gewöhn-<lb/>
liche a entſpricht, wogegen aber o ſtatt a weiter um-<lb/>
greift. Das reine a ſteht 1) in den flexionen -a, -ar etc.<lb/>
2) vor den geminationen und verbindungen mm. nn. pp.<lb/>
bb. tt. dd. kk. gg. mp. mb. nt. nd. nk. ng, als: lappa.<lb/>
gabbja. kamp. hand. land. and. fang. ſwang. branga;<lb/>
häufiger wird es jedoch in dieſen fällen zu o, wiewohl<lb/>
das urſprüngliche a an dem umlaut e (kempa, henſza)<lb/>
zu erkennen iſt. 3) vor ll. lp. lv. lt. ld. lk. lg. ls, x<lb/>
und cht (wo überall ein angelſ. ëa gilt), als: all. halp.<lb/>
halv. halt (claudus) ſkalt (debes) halda. ſkalk. galga. hals.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[269/0295]
I. altfrieſiſche vocale.
vorhton zieht ſich keineswego zuſ. in nëard, nurdon,
norhton. Statt nillan, nitan wird meiſtens nyllan, nytan
geſchrieben, jenes ſcheint mir doch richtiger.
Altfrieſiſche buchſtaben.
Die aufſtellung der altfrieſiſchen mundart muß ge-
gen die zeitfolge anſtoßen und nachdem alth. altſ. an-
gelſ. quellen des 8ten, 9ten und 10ten jahrh. abgehandelt
worden ſind, ja während weiter unten erſt mittelh. und
altengl. des 12ten, 13ten vorkommen, hier ſchon einge-
ſchaltet und auf denkmähler geſtützt werden, welche
dem 13ten und 14ten zugehören. Leider mangeln ältere;
die jüngeren aber ſind dazu ſparſam vorhanden, uncri-
tiſch herausgegeben, und die unterſuchung der frieſ.
buchſtaben ſcheint mehr als einer bedenklichkeit ausge-
ſetzt. Doch überwiegt dieſe die doppelte erwägung,
theils daß die frieſ. gleich der nord. ſprache langſamer
entwickelt wurde und gehaltener blieb, als jene anderen
mundarten, folglich ſpätere urkunden dieſer beiden dem
früheren zuſtande jener factiſch nahe ſtehen, theils daß
die frieſiſche mundart gerade den übergang zwiſchen der
ſächſ. und nordiſchen ausweiſt. Zur leichteren verſtänd-
niß des ganzen muß darum das frieſiſche überall dieſe
ſtelle einnehmen. Die beinahe einzigen, zugänglichen
quellen von bedeutung ſind die brocmer willküren und
das aſegabuch.
Altfrieſiſche vocale.
Sie liegen zwiſchen den alt- und angelſächſiſchen
und nach der analogie dieſer ſind die gänzlich man-
gelnden vocalzeichen auch hier anzuſetzen.
(A) wie im angelſ. beſchränkt, doch etwas weniger,
indem zwar dem ä ein e, dem ëa meiſtens das gewöhn-
liche a entſpricht, wogegen aber o ſtatt a weiter um-
greift. Das reine a ſteht 1) in den flexionen -a, -ar etc.
2) vor den geminationen und verbindungen mm. nn. pp.
bb. tt. dd. kk. gg. mp. mb. nt. nd. nk. ng, als: lappa.
gabbja. kamp. hand. land. and. fang. ſwang. branga;
häufiger wird es jedoch in dieſen fällen zu o, wiewohl
das urſprüngliche a an dem umlaut e (kempa, henſza)
zu erkennen iſt. 3) vor ll. lp. lv. lt. ld. lk. lg. ls, x
und cht (wo überall ein angelſ. ëa gilt), als: all. halp.
halv. halt (claudus) ſkalt (debes) halda. ſkalk. galga. hals.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/295>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.